Dienstag, 29. Juni 2021

Wanderung von Wojetin über den Wratner Berg nach Lobes

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Paul Krüger, vermeintlich reicher Erbe aus Deutschland (wie kann es anders sein?) hat eine Brauerei in Krygovice geerbt. Die Einheimischen hoffen nun, dass der reiche Krüger sich als Investor betätigt, um die Arbeitsplätze im Ort zu retten. Die heitere Geschichte „Kryger bleibt Krüger“ mit dem unnachahmbaren Horst Krause in der Hauptrolle wurde nicht in Krygovice gedreht, sondern in Lobes (Lobeč), einem kleinen zauberhaften Dorf in der Daubaer Schweiz. Dahin soll die Reise heute wieder einmal gehen, denn bei unserem früheren Besuch kannte ich den Film noch nicht. Nebenbei gesagt, Teile der Außenaufnahmen wurde auch in Saubernitz (Zubrnice) gedreht, einem Museumsdorf im Böhmischen Mittelgebirge.

Am östlichen Rand der Dauber Schweiz gibt es einige wunderschöne Dörfer, die wegen ihrer Fachwerkhäuser unter Denkmalschutz stehen, zum Beispiel Kroh (Kruh), Zdiar (Zdiar) oder Wojetin (Vojetin), welches Ausgangsort unserer heutigen Wanderung sein soll. Der kleine versteckte Weiler am Rande einer Schlucht, zum dem ein recht gewöhnungsbedürftiges Sträßchen von der Landstraße nach Hauska (Houska) abzweigt, beherbergt in der Tat einige schöne restaurierte Bauernhöfe, in deren Vorgärten jetzt herrlich die Sommerblumen blühen. Unser erstes Ziel ist der Wratner Berg (Vrátenská hora). Wir wollen doch einmal sehen, ob man die irreführenden Erklärtafeln auf dem Aussichtsturm ausgetauscht hat, die uns bei unserem ersten Besuch narrten. Und in der Tat, die Tafeln sind weg. Dafür umspannt eine Panoramaaufnahme mit Beschreibung die Wandung der Aussichtsplattform. Allerdings ist sie in Hüfthöhe angebracht, so dass man sich hinknieen muss, um sich fortzubilden. Wir sind jedoch zufrieden, dass man den Turm überhaupt besteigen kann. Nur die pflichtschuldige Geste des Auf- und Abnehmens einer Maske durch die Kassiererin bei jedem zahlenden Besucher irritiert uns etwas. Wir dachten, die Zeiten seien vorbei.

Vom Berge steigen wir ab nach Liboweis (Libovice). Hier irgendwo beginnt die Gegend, in der die Wege rar werden bzw. unpassierbar, weil sie nicht mehr an dem markierten Wanderwegenetz angeschlossen sind. Aber nö, es geht zügig vorwärts bis Lobes. Wir wissen, dass die Brauerei (Pivovar Lobeč) mit angeschlossener Gaststätte nur von Freitag bis Sonntag geöffnet hat (Juli / August ab Donnerstag), aber man kann ja nicht wissen. Beim letzten mal hat es ja auch mit einem frisch gezapften Bier geklappt. Und siehe da (ist es unserem Charme zu verdanken?), die nette Wirtin lässt mit sich reden und verkauft uns die ersehnten Durstiller, heute allerdings nur aus der Flasche. Aber auch so, das Zeug schmeckt köstlich! Unsere Frage, ob sie sich an die Filmaufnahmen mit Horst Krause erinnern kann, stimmt sie ausgesprochen heiter. Nebenbei erfahren wir, dass man auch Übernachtungen anbietet. Man kann hier also zechen und sich ausschlafen.

Nun dachten wir, so ungeschoren, wie wir hier her gekommen sind, auch wieder nach Wojetin zurückkehren zu können. Ein Wanderweg führt immerhin hinauf nach Nossadl. Dieser Weg ist jedoch durch die Forsttechnik in arge Mitleidenschaft gezogen worden und nach den Regenfällen des Vortages ist es eine sehr matschige Angelegenheit, hier voranzukommen. Vorsorglich mahne ich, einen kleinen Umweg durch das Dorf in Kauf zu nehmen, weil man dort zielgerichtet auf den Wanderweg durch die Čihadly Schlucht hinunter zur Trockenen Mühle (Suchý mlýn) zusteuern kann. Aber ich werde überstimmt und so versuchen wir es mit einer Abkürzung, die zu einem Remake unserer Wanderung in der Vorwoche ausartet. Wir landen in einem total verwachsenen Hohlweg und lernen daraus, dass künftig die Mitnahme einer Machete unbedingt angeraten erscheint. Irgendwie schaffen wir es dann, den ein Stück oberhalb verlaufenden Wanderweg zu erreichen, aber auch er ist im unteren Teil von der Forsttechnik zerwühlt und schlammig. Ausgangs des Tales erreichen wir die Trockene Mühle. Im Jahr 1873 standen hier noch 6 Häuser. Die Mühle wurde durch Hochwasser zerstört. Erhalten sind mehrere ehemalige Keller, die in den Fels gehauen sind.

Durch den beidseitig von Felsen gesäumten Kroher Grund (Kružský důl) wandern wir zurück in Richtung Wojetin. Am Ende des Tales wird man wieder auf das Hochplateau hinauf geführt. Der Weg läuft dann entlang der Kante des nächsten Grundes, dem Böhmischen Grund, in den man von oben hinein schauen kann. Bald erreichen wir die ersten Häusern des Dorfes Wojetin.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Rundgang durch Wojetin









Wegekreuz in Futschigfelden



Blick vom Wratener Berg: Kohlberg, Dürtzlich, Spitzberg


Das neue Erklärschild




Abgang vom Wratener Berg nach Liebowies




Sommerwiese in Libowies mit Wratener Berg





Landschaft um Lobes. Der Duft der Holunderblüten liegt in der Luft








Schloss Lobes



Brauerei Lobes








Erinnerung an vergangene Zeiten


Wanderwege vom Feinsten



Etwas vom Hauptweg abgekommen




Rechts der Wanderweg, links unsere Variante




Die Trockene Mühle




Wabenartige Verwitterung an den Felsen des Kroher Grundes



Zurück in Wojetin









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