Sonntag, 10. April 2022

Wanderung zum Gläsernen Berg und in die Karbenschlucht

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Es ist schon wieder mal so weit. Die Kunde dringt an unser Ohr, dass im Höllengrund bei Böhmisch Leipa gar eindrucksvoll die Märzenbecher blühen. Unser letzter Versuch, durch die Klamm zu wandern, war kläglich gescheitert, da ein Felssturz den Weg unpassierbar gemacht hatte und wir zur Skautsker Skala ausweichen mussten. Jetzt aber ist der Weg wieder beräumt. Es kann also losgehen. tatsächlich breiten sich die Märzenbecher in den Auen des Urwaldes der Karbenschlucht teppichartig aus. Es ist immer wieder ein großartiges Naturerlebnis, auf das wir an dieser Stelle aber nicht weiter eingehen wollen, da hinreichend in diesem Beitrag beschrieben (siehe hier). Konzentrieren wir uns lieber auf Neues, was wir am Rande der Wanderung entdeckt haben. Wir starten also in Kleinaicha (Dubice) vor den Toren Böhmisch Leipas (Česká Lípa). Hätten wir gewusst, dass die kleine Brücke über den Robitzbach (Robe čský potok) am ehemaligen Meierhof Laßmann unterhalb der Skautská skala (siehe hier) repariert ist, hätten wir die Tour sicher in Neugarten gestartet. Denn der Weg bis Kleinaicha (hin und zurück ist ein wenig aufwändig und wenig aufregend). Kurzum, die Brücke ist repariert und man kann sie benutzen. Zunächst geht es hinauf durch die Felsen zur verschwundenen Veste Hanelstein (Zřícenina hradu Robečský hrádek), von der aus die Ritter einst den Eingang zum Höllengrund aus luftiger Höhe überwachen konnten.

Es geht weiter nach Quitkau (Kvitkov), „Die Anhöhen im Nord-Osten, Westen und Süd-Westen sind mit Kiefern bewaldet. Der 330 m hohe und kahle Schulberg („Schulhübel“) trägt die weithin sichtbare Barbarastatue und bietet gegen Nord, Ost und Süd eine reizende Aussicht.“ (*) Die Anhöhe ist immer wieder ein willkommenes Plätzchen für eine Rast. Am Ortsausgang von Quitkau, treffen wir auf einen historischen Ort, dem wir bisher noch keine Beachtung geschenkt haben

Westlich oberhalb des Dorfes befinden sich die Ruinen der Felsenveste Blumenstein oder Blumstein. Man sieht noch eine viereckige in den Felsen ansgehauene Kammer; in den Ecken sind Säulen mit Kapitälen. Der 12 m tiefe Burgbrunnen ist verschüttet. Die in den Felsen ausgehauenen Keller und Gewölbe werden heute noch verwendet. Auf der Südseite des Burgfelsens steht noch ein alter Weinstock. Die Veste wurde mutmaßlich Ende des 13. Jahrhunderts von den Rittern Wolf (Wlk) von Quitkau (Quitkow) erbaut, die einen Wolf im Wappen führten und Ihr Prädikat von dieser Veste (verdeutscht „Blumstein") ableiteten. Der erste Besitzer aus diesem Geschlechte wird 1295 urkundlich genannt; 1417 war dasselbe nicht mehr im Besitze des Stammhauses, das mit dem Dorfe im 15. Jahrhunderte an die Besitzer der benachbarten Ronburg überging und 1608 der Herrschaft Neuschloss einverleibt wurde. Wann und durch wen die Veste zerstört wurde, ist nicht nachzuweisen. Von der Veste soll ein unterirdischer Gang abwärts führen und in einer der umliegenden Wiesen ausmünden.“(*)

Ein Teil der ehemaligen Burg deren Verliese scheinbar noch durch die heutigen Grundstückseigentümer genutzt werden, liegen auf einem privaten Grundstück, so dass sie nicht besichtigt werden können. In dem zugänglichen Teil kann man auf einem kleinen Felsmassiv noch Reste der einstigen Gemäuer erkennen.

Bei der Vorbereitung der Tour war mir auf der Karte ein Aussichtspunkt aufgefallen, den es zu erkunden gilt. Man muss schon lange in der Literatur suchen, um einen Hinweis auf den Gläsernen Berg (Gläsnerbergm Skleněný vrch) zu finden:

Hinter dem Ortsteil "Halbemulde" erhebt sich in südlicher Richtung der mit Kiefern bewaldete Gläserne Berg (349 m) ... aus eisenreichem Quadersandstein bestehend, um dessen Fuß mächtige Quarzitblöcke im Sande verstreut sind. Er soll seinen Namen von ehedem daselbst bestandenen Glashütten haben.“ (*)

Ziemlich steil geht es auf den kleinen Sandsteinkamm nach oben und tatsächlich finden sich dort zwischen den Felsquadern schöne Plätze, die zum Rasten einladen und von wo aus man sich beidseitig des Bergrückens schöner Aussichten erfreuen kann. Den entdeckungsfreudigen Wandergesellen ist dieser Abstecher ans Herz zu legen. Man muss nicht den markierten Aufstiegspfad zurückgehen, sondern verlässt den Kamm einfach, indem man sich seitlich der Felsen einen Weg nach unten bahnt. Man erreicht das Ende des Kammes dann etwa an der Stelle, an der ein Wanderweg in das Paulinental abzweigt. Dem Tal folgend erreicht man Karba, von wo es direkt in den Höllengrund hinein geht. Von hier läuft man, die Pracht der Märzenbecherblüte genießend, gemütlich zurück nach Kleinaicha.

(*) Alle Zitate: Die Heimatkunde des politischen Bezirkes Böhmisch Leipas

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Blick über den Dolní Pakelsky Teich zum Koselberg




Die reparierte Brücke über den Robitzbach an der Skautska skala




Felsformationen im Umfeld der ehemaligen Burg Hanelstein







Wegekreuz bei Quitkau


Die hl. Barbara auf dem Schulberg


Die Kirche zu Quitkau, im Hintergrund der Wilhoscht


Gelände um die Ruine der Burg Blumstein








Aussichten vom Gläsner Berg


Im Paulinental









Wanderung durch die Karbenschlucht






















Das soll wohl das Konterfei von Friedrich Nietzsche sein

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis