Samstag, 3. Dezember 2022

Wanderung um das Tal des Kreibitzbaches


Mit Ende der Sommerzeit werden die Tage kürzer, so dass wir Touren im näheren Umfeld bevorzugen. Viele Ziele sind bekannt, das heißt aber nicht, dass sie unbegehrlich wären. Das schöne Herbstwetter lockt uns heute wieder einmal auf den Kleinen Schöber (Malý Stožec) und den Großen Eibenberg (Velká Tisová). Die beiden sind durch das Tal des Kreibitzbaches (Chřibská Kamenice) von einander getrennt. Über beide Berge haben wir bereits früher berichtet. Neu war für uns der am Wege liegende Jordanborn (Jordán) an der westlichen Flanke des kleinen Schöber, zu dem man steil an einem Hang zu der hier verlaufenden Bahnlinie der ehemaligen Böhmischen Nordbahn absteigen muss. Die Quelle ist bereits in alten Karten aus dem 18, Jahrhundert verzeichnet. Ein Stück entfernt liegt an der Strecke mitten im Wald der Bahnhof Tannenberg (Jedlova).

Vom aussichtsreichen Gipfel des Kleinen Schöber, der heute wieder all jene verzückt, die zum ersten mal herauf gekommen sind, erblickt man unten im Tal ein Wasserreservoir, zu welchem heute der Zugang versperrt ist. Hier werden die Wasser des Kreibitzbaches angestaut bzw. reguliert, die früher in regenreichen Perioden beträchtliche Schäden anrichteten.

Eine Landschaft, die noch viel zu wenig beachtet wird, ist die am Tannenberg. Dieser waldreiche Gipfel ist in seinen Abhängen und Tälern gesegnet mit malerischen Fleckchen. Dazu rechne ich das Kreibitztal mit seiner neuen Talsperre. Der Bach richtete in früheren Jahren oftmals beträchtlichen Schaden an, wenn die Wasserreservoire des Waldes ihren Reichtum nicht mehr halten konnten. So entstand vor einer Reihe von Jahren das Projekt der Sperrmauer. Seit 1924 wird nun dort das Wasser gestaut, nachdem man 12 Jahre daran gearbeitet hatte. Von allen Seiten schließt der Wald die Bäche ein, wie der Schoß, wo sie zum Leben erweckt, nur größer im Ausmaß. Dafür lacht der freie Himmel herab, den sie im dichten Walde so vermißten. Es ist eine kleine Sperre, die Kreibitzer. Etwa eine Million Kubikmeter faßt sie bei Höchststau. An der Mauer gemessen, beträgt die Länge 107 Meter, die Dammhöhe 25 Meter. Die Mauer ist so dick, daß an ein Bersten nicht zu denken ist. Ganz eigentümlich wirkt der Turm inmitten des Wassers. er ist aus Ziegeln aufgerichtet und dient zur Regulierung des Abflusses, eine Eisenbrücke verbindet ihn mit dem Lande. Seit Herbst 1924 staut sich das Wasser, und doch ist schon ein mächtiges Becken gefüllt, sicher die Hälfte der aufzunehmenden Wassermasse. Unweit vom Turme schaut das Wärterhaus über den kleinen See, ein Herrschaftssitz. Hier wohnt der verantwortliche Leiter, der List und Tücke des Wassers kennt, der den Abfluß reguliert, der jeden Tag Karten und Tabellen studiert und darnach schaltet.

Kraftvoll suchen die Wasser den Ausfluß, der nun gebändigt im Walde sich fortschlängelt. Jetzt sind die Bewohner gesichert und brauchen in Wetternächten nicht mehr ums Leben zu zittern. Nicht mehr brauchen sie sich zu ängstigen um den Bestand ihres Hauses, nicht mehr zu bangen um die Frucht ihrer Felder; den Elementen ist Einhalt geboten. Menschenhand hat sie in ihre Gewalt gezwungen.

Herbstsonnenschein lagert über dem Wasser wie ein Symbol des Friedens. Mag es nie weichen l

Die Kreibitzer Talsperre bietet ein eindrucksvolles Bild. Sie ist der Landschaft mit feinem, künstlerischen Geschmack angepaßt und fügt sich der Gegend ein. Mitten im Walde gelegen, bietet sie den Anblick eines Sees, als wenn er hier sein müßte. Dadurch hat die Umgebung entschieden an Reiz gewonnen. Ein lohnendes Ausflugsziell Nur mit einem starken Willensentschluß trennt man sich von dieser einladenden Stätte. Durch Hochwald hindurch führt der Weg uns zum Bahnhof Kreibitz, von wo aus bequem der heimische Herd erreicht werden kann. In der Ferne taucht Schönlinde auf. Rauchwolken lagern über dem Häuserkomplex, ein schreiender Gegensatz zu diesem Idyll! Mag es recht vielen Heimatfreunden Gelegenheit zur Erholung bieten!“ („Du meine Lausitz, Streifzüge durch die Südlausitz und das nordböhmische Grenzland“, Fritz Günther, 1928)

Unterhalb dieser Talsperre haben wir die Fahrzeuge abgestellt. Auf dem Rückweg kommen wir unmittelbar am Speicherbecken vorbei, aber das Gelände ist eingezäunt, der Zutritt ist verwehrt. Bevor es allerdings soweit ist, steigen wir vom Kleinen Schöber in das Tal des Kreibitzbaches ab und mühen uns im Gegenanstieg zum Gipfel des Eibenberges hinauf. Das ist eine ganz schöne Quälerei, denn in dem kaum begangenen Steig hat sich ein Bach seinen Weg gebahnt. So ist es eine ziemliche Kraxelei durch unwegsames Gelände jenseits des Pfades. Hat man diesen Abschnitt bewältigt, geht es das letzte Stück relativ bequem zum Gipfel hinauf. Es gibt hier kaum Anzeichen für häufige Anwesenheit von Wandervolk, obwohl mit einer großartigen Aussicht in die östliche Hemisphäre zu rechnen ist. Über einen langen Bergrücken treten wir den Rückweg an. Die spärliche, teils moorige Vegetation lässt vermuten, dass es im Winter hier ziemlich rau sein dürfte. Mit 692 m Höhe verpasst der Berg knapp die 700 m Marke.

Kurz vor Erreichen unseres Ausgangspunktes lasse ich mich noch zu einem Abstecher zur Juliushöhe (Na Výšině) verleiten, jenem zierlichen Basalthügel, von dem es bei Dr, Hantschel heißt „Von ihm bietet sich ein hübscher Blick auf das Kreibitzthal mit seinen Waldbergen u. seinen Wohnstätten, sowie auf die böhm.-sächs. Schweiz. 1879 wurde daselbst vom früheren Besitzer Julius Richter eine Restauration erb. u. schöne Waldspaziergänge angelegt.“ Heute allerdings versperrt aufgewachsener Wald jegliche Aussicht von der Juliushöhe und von der Restauration sind nur noch Teile eines keinen Kellergewölbes vorhanden. Die letzten Meter zum Parkplatz unterhalb der Staumauer sind rasch zurückgelegt, dabei fällt der Blick über die Umzäunung auf die Wasserfläche des Speichers.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Wo früher Wald am Kleinen Schöber war, öffnen sich heute durch den Holzeinschlag hier und da schöne Aussichten; den Jordanborn muss man aber suchen
 






Am Gipfel des Kleinen Schöber












Ein Knüppeldamm polstert den Weg, in dem sich ein Bach seinen Weg gesucht hat


Den großen Eibenberg hinauf und hinab
 






Es hätte  nicht viel gefehlt und der Große Eibenberg wäre in die Riege der Siebenhunderter des Lausitzer Gebirges aufgestiegen








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