Samstag, 9. September 2023

Die Aussichtsplattform auf dem Gickelsberg (Výhledy)

 Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf


Über den 569 Meter hohen Gickelsberg (Výhledy) verläuft schon immer eine Grenze: Früher zwischen Sachsen und Böhmen, heute zwischen Polen und Tschechien. Seit 2014 gibt es hier eine Aussichtsplattform.


Heute ist der Zugang von Zittau über die tschechische Seite geplant. Die Fernstraße 35 = E442 verlässt man in Kratzau ( Chrastava) und fährt über Nieder Wittig (Dolní Vítkov) bis zu einem neuen Parkplatz in Ober Wittig (Horní Vítkov). Von dort führt ein Weg zur schmalen Straße oberhalb, auf der man zur Kirche Kirche Mariä Heimsuchung (Kostel Navštívení Panny Marie). Auf dem gelben und grünen Wanderweg gelangt man nach etwa 40 Minuten auf den Gipfel.


Der Gipfel vom Gickelsberg (Výhledy, 569 Meter) von Wetzwalde (Václavice) aus gesehen.


Der Parkplatz in Ober Wittig (Horní Vítkov) – Bei der Infotafel geht der Weg links hoch.


Die Kirche Mariä Heimsuchung (Kostel Navštívení Panny Marie) ist in einem schlimmen Zustand.


Der gelbe Wanderweg führt über Wiesen leicht bergan.


Der Rastplatz am grünen Wanderweg 


on hier hat man gute Sicht zum Jeschken ((Ještěd, 1012 Meter), aber leider durch die Freileitung hindurch.


Auf dem grünen Wanderweg geht es zum Waldrand.


Die Ausschilderung zum Gipfel vom Gickelsberg (Výhledy)


Die Schranke verhindert die Zufahrt zum Berg.


Nach 1,5 Kilometern mit 175 Höhenmetern erreicht man das Gipfelplateau.


Der Gickelsberg war schon früher ein beliebtes Ausflugsziel.
Alte Postkarte um 1900:
Ober Wittig mit Kirche und Gickelsberg


Die erste steinerne Baude entstand 1863 auf dem unbewaldeten Gipfel.
Alte Postkarte um 1895


Bei einem Blitzschlag wurde 1897 der Wirt getötet und die dabei abgebrannte Baude wieder aufgebaut. 
Alte Postkarte um 1897


Von der Baude hatte man einen schönen Ausblick auf das Iser- und Jeschkengebirge sowie auf das Lausitzer Gebirge.
Alte Postkarte um 1895


Mit der gutgehenden Baude war es durch die Vertreibung der deutschen Einwohner aber vorbei. Nach Leerstand wurde sie 1948 von tschechoslowakischen Grenztruppen abgerissen.
Alte Postkarte von 1897


Heute sind von der Baude nur noch einige Steinstufen vorhanden, und die wahrscheinlich damals davor gepflanzten Bäume.


Auf dem Gipfel vom Gickelsberg (Výhledy, 569 Meter) ist die Vermessungssäule der Königlich-Sächsischen Triangulirung von 1864 erhalten geblieben.


Das Gipfelplateau wurde erheblich umgestaltet. 


Wichtigstes Bauwerk ist die vier Meter hohe Beobachtungsplattform.
Foto vom Eröffnungstag am 18. Oktober 2014


Sie wurde über dem Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung errichtet.


Zwanzig Stufen führen nach oben.


Im Südosten: Das Isergebirge


Im Süden: Der Jeschkenkamm (Ještědský hřbet)


Mit dem Langeberg (Dłużec, 867 Meter) und dem Kalkberg (Vápenný vrch, 790 Meter) – beide durch die Bäume hindurch – endet der einsehbare Bereich.


Noch einmal größer:
Die Schwarzbrunnkoppe (Černá Studnice, 869 Meter)


Der Kaiserstein (Císařský kámen, 637 Meter)


Der Jaberlich (Javornik, 684 Meter)


Der Jeschken (Ještěd, 1012 Meter)


Wittigs Hof (Vítkův dvůr, Archäoskanzen Curia Vitkov), die Rekonstruktion einer frühmittelalterlichen Adelsresidenz aus dem 12. und frühen 13. Jahrhundert.


Der Pferdehof in Hohendorf (Restaurace Farma Vysoká)


Die Kirche Mariä Heimsuchung (Kostel Navštívení Panny Marie) in Ober Wittig (Horní Vítkov)


Die Aussicht ist durch den Baumwuchs nur auf einen Sektor von rund 90 Grad beschränkt.
Die Plattform ist auch offiziell nicht als Aussichtsturm, sondern als Vogel-Beobachtungsstation oder „Ornithologisches Observatorium“ ausgewiesen. Die Tafel zeigt Fotos von Vögeln, die hier am häufigsten vorkommen.


Statt einem Gipfelbuch gibt es hier ein EVIDENČNÍ KNIHA POZOROVÁNÍ, (automatische Übersetzung: „BEOBACHTUNGSREKORDBUCH“), Also ein Buch zum Registrieren beobachteter Vögel.


Das Plateau wurde in den letzten Jahren umgestaltet. Es entstand ein Pavillon …


… und ein gepflasterter Platz mit Feuerstelle und Sitzgelegenheiten.


Ein Foto vom Eröffnungstag der Aussichtsplattform am 18. Oktober 2014


Ein Ausflug zum Gipfel vom Gickelsberg (Výhledy) ist auch für Besucher empfehlenswert, die keine Vogelbeobachtungen planen.


Die Schranke auf dem Rückweg: DANKE FÜR IHREN BESUCH


Wer den Ausblick zum Lausitzer und Zittauer Gebirge vom Gipfel vermisste, der wird beim Abstieg entschädigt: Vom Kalkberg (Vápenný vrch, 790 Meter) bis zum Hochwald (749 Meter)


Limberg (Jezevčí vrch, 665 Meter), Falkenberg (Sokol, 593 Meter), Pfaffenstein (Popova skála, 565 Meter), Kleis (Klíč, 759 Meter), Hochwald (749 Meter) und Großer Buchberg (Velký Buk, 736 Meter)


Von weiter unten: Hochwald (749 Meter), Lausche (793 Meter), Tannenberg (Jedlová, 774 Meter)


Wenn man dieses beeindruckende Panorama sieht, dann kann man verstehen, warum die Baude auf dem damals unbewaldeten Gickelsberg (Výhledy, 569 Meter) so beliebt war.
 
 
Anhang:
Der Text von der Infotafel
 
VÝHLEDY/GICKELSBERG
 
Der Grenzhügel Výhledy (deutsch Gickelsberg, polnisch Guslarz) war und ist für Wanderer ein wichtiger Orientierungspunkt in der Landschaft. Der nördlich von der Gemeinde Vitkov (ursprünglich Wittig) und südlich des polnischen Ortes Jasna Góra (ursprünglich Lichtenberg) gelegene Berg erhebt sich 569 m über den Meeresspiegel. Sein Gipfel ist nur wenige Dutzend Meter von der tschechisch-polnischen Grenze (früher von der Grenze zwischen Sachsen [Deutschland] und Böhmen [Österreich-Ungarn]) entfernt. 
Am 17. September 1799 besuchte den Gickelsberg der künftige österreichische Kaiser Josef II. mit seinem Gefolge.

GEOLOGIE
Die Umgebung des Berges Výhledy besteht aus Eruptivgestein aus dem Erdaltertum, dem 
sogenannten Rumburger Granit (ca. 500 Mio. Jahre). Im Laufe des Tertiärs (vor etwa 20 Mio. Jahren) drang Magma durch dieses Gestein und erstarrte zu Basaltsäulen, die heute einen Felssporn auf dem Gipfel des Berges bilden. Ihren Ursprung hatte diese vulkanische Aktivität in der Kollision der afrikanischen und eurasischen Platte, die gegen Ende des Mesozoikums (ca. 70 Mio. Jahre, Alpenfaltung) einsetzte. Der Hügel selbst wurde jedoch erst später im Tertiär durch Erosion ausgeformt (da der jüngere Basalt den Witterungseinflüssen besser trotzte als der umliegende Granit).

ORIENTIERUNGSPUNKT 
Im Jahr 1864 wurde auf dem Gipfel eine Granitsäule aufgestellt, die einen Vermessungspunkt der königlich-sächsischen Triangulierung markiert (Aufschrift: Station Gickelsberg der Kön. Sächs. Triangulierung, 1864). Nach 1945 verschwand der Stein. Im Jahr 2003 wurde er wiederentdeckt und neu aufgestellt. Er dient bis heute als Orientierungspunkt bei der Erstellung von Landkarten.
 
AUSFLUGSRESTAURANT
Die erste hölzerne Baude errichtete der Marionettenspieler Köhler auf dem Gipfel des einst unbewaldeten Hügels. Im preußisch-österreichischen Krieg wurde sie aber durch preußische Soldaten zerstört. Das erste steinerne Ausflugsrestaurant baute dann 1872 der Bäcker Josef Wildner. Ausgerichtet war das Restaurant mit Blick nach Norden, nach Sachsen hin. Der Hügel mit seiner Gastwirtschaft zog Ausflügler, Spaziergänger und Wanderer förmlich an und der Betrieb lief gut, auch wenn die Eigentümer wechselten. Einer von diesen, der Gastwirt Josef Thuma, wurde sogar am 3. Juli 1897 in der Baude vom Blitz getötet. Nach dem damit einhergehenden Brand wurde das Restaurant wieder aufgebaut. Der kahle Gipfel bot einen schönen Ausblick auf das Iser- und Jeschkengebirge sowie auf das Lausitzer Gebirge und weit in das benachbarte Sachsen hinein. Im Winter trafen sich hier die Liebhaber des Skisports. Letzter Mieter war F. Porsche aus Nové Město pod Smrkem (deutsch: Neustadt an der Tafelfichte). Die Geschichte war der gut gehenden Gaststätte jedoch nicht gewogen. Es kam der Krieg und nach diesem die Vertreibung der deutschen Einwohner. Die neuen Bewohner konnten den Reiz dieses Ortes aber nicht wiederentdecken. Die Baude wurde demoliert und 1948 von den tschechoslowakischen Grenztruppen schließlich abgerissen. Heute sind von dieser nur noch Steinstufen vorzufinden.
 
WIND UND SEINE NUTZUNG 
Von starken Winden am Kamm unterhalb des Hügels Výhledy zeugt auch die Tatsache, dass im 19. Jahrhundert Anton Hillebrant nördlich vom Gipfel eine Windmühle errichtete, die 1910 niederbrannte.
Im Jahr 2017 wurde zwischen den Orten Vitkov und Václavice ein Windpark mit 13 Windkraftanlagen errichtet.


VOGELBEOBACHTUNGSPLATTFORM, NEUENTDECKUNG DES GENUS LOCI 
Im Jahr 2014 wurde auf einem Felssporn eine Plattform errichtet, die der Beobachtung der 
hießigen Vogelwelt dient und eine beschränkte Aussicht auf die weite Umgebung bietet. Die Ortsgruppe des Tschechischen Wandervereins sowie der Ortsteilrat von Vítkov veranstalten alljährlich eine Sternwanderung zum Berg Výhledy (Gickelsberg), wo sich Dutzende Wanderer aus Tschechien, Polen und Deutschland treffen. Im Jahr 2017 wurde die Wanderung bereits zum 38. Mal veranstaltet.
  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis