Schon lange hatte ich eine Wiederholungstat im Sinne, nämlich die Überschreitung des Geltschberges (Sedlo), die erste Begegnung geht auf unsere Kegelwegtour (Kuželovka) zurück. Die Begehung des Geltsch ist eine Unternehmung, die man so oft nicht einplant, weil sie doch eine ganz schöne Herausforderung darstellt und vielleicht zu den anspruchsvollsten Touren in unserem Wanderrevier zählt. Dafür hatte ich mir eine hübsche Runde ausgedacht. Justament am Tage der Wanderung streckte mich eine Sommergrippe danieder, so dass die besten Wünsche meine Wanderfreunde vom Ruhebette aus begleiteten. Ich kann also darüber nur vom Hörensagen berichten und zumindest auf die Tour an sich und eine bemerkenswerte Station hinweisen.
Die Wanderung wurde von Hutzke (Lhotsko) aus gestartet, führte zum Schroll Mausoleum am Ratzken (Hradec), weiter über den Geltsch, über Ober Tenzel (Horní Týnec) nach Hinter Nessel (Zadní Nezly) und von dort zurück nach Hutzke. An- und Abstieg am Geltsch sind bekanntlich extrem steil und bei Schlechtwetter tunlichst zu unterlassen. Der etwa 1,5 km lange Gratweg über den Kamm bietet herrlichste Aussichten beidseitig des Kammes in die nordböhmischen Gefilde sowie faszinierende Felsformationen, die einem Wanderfreund bei einer früheren Begehung die Bezeichnung „Drachenrücken“ entlockten. Das Glück war der Wandergruppe extrem hold, dnnn nach Absolvierung des Abstiegs ging ein schwerer Regen hernieder. Kaum vorstellbar, wie man vom Berg herab kommt, wenn einen das Wetter unterwegs überrascht. Nachdem sich die Störung verzogen hatte, schien die Sonne bis zum Ende der Tour.
Das Schroll Mausoleum befand sich vor Jahren noch in einem beklagenswerten Zustand. Es ist aber ein staatlich geschütztes Denkmal, so dass die Grabkapelle in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde und das, obwohl sie nicht gerade an einem Durchgangsweg zu finden ist.
Das Familiengrab wurde von dem Braunauer (Broumov) Großunternehmer Josef Edler von Schroll, dem letzten Besitzer der Herrschaft Liebeschitz (Liběšice), für seine Familie erbaut. Der Bau des Mausoleums zog sich über einen langen Zeitraum hin. Mit dem Bau wurde 1880 begonnen, obwohl die ersten Pläne bereits Mitte 1878 von dem Baumeister Ludwig von Zettl erstellt wurden (die Originalpläne sind erhalten, die Pläne für die endgültige Form des Grabmals wurden jedoch nicht gefunden). Auslöser für den Bau des prächtigen Industriegrabmals war möglicherweise der Tod der zweiten Ehefrau Eleonora (gest. 1878) des Baumeisters Josef Schroll. Es wurde erst gegen Ende des Jahrhunderts fertiggestellt und mit Genehmigung der Kreiskommission vom 19. Juni 1900 zur Nutzung freigegeben. Das Gebäude diente nicht nur als Grabstätte, sondern auch als Privatkapelle und wurde daher am 14. November 1901 vom Pfarrer von Lewin (Levín) mit Genehmigung der päpstlichen Kurie dem heiligen Josef gewidmet und eingeweiht.
Von Schroll betrieb ein florierendes Textilunternehmen (Baumwollweberei) und trat auch großzügig als Förderer des Sozialwesens und der Künste in Erscheinung. Der Nordböhmische Excursions-Club (Mittheilungen 1892) würdigt Joseph Edler v. Schroll mit den Worten:
„Der Adel wurde dem verdienstvollen industriellen im Jahre 1871 verliehen. Die Schroll'schen Fabriken besitzen nicht nur ein eigenes Spital, eine Schule und einen Kindergarten, sondern auch eine Feuerwehr und eine Musik-Capelle. Vom Fürsten Lobkowitz hatte Schroll schon vor Jahren die Waldherrschaft Liebeschitz gekauft, wo er sich auch als tüchtiger Land- und Forstwirt bewährte. Das Bräuhaus in Liebeschitz ließ er ausbauen und die Helfenburg [Helfenburk] bei Auscha vor Verfall bewahren. Auch verdankt man ihm den Bau der Villa Mentau. Für die Eisenbahn Laun-Leitmeritz- Leipa war er ungemein bemüht und zeichnete Stammaktien für 125.000 Gulden. In politischet Beziehung gehörte er zu den treuesten Anhängern der deutschen Partei. Schließlich sei noch erwähnt, dass der Verstorbene auch Mitglied unseres Excursions-Clubs war. Seine letzte Ruhestätte findet er im Schroll'schen Mausoleum bei Lewin.“
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Das Schroll Mausoleum
Die Überschreitung des Geltsch
Ober Tenzel
Der Geltsch in seiner ganzen Schönheit
Impressionen aus Hinter Nessel, einem der schönsten Orte des Böhmischen Mittelgebirges
Immer wieder schöne Aufnahmen. Mit meinem Knie darf ich leider solche langen Wanderungen nicht mehr machen (Dr. Arnold). Ich fahre jetzt dafür längere Strecken mit dem E-Bike. Ich wünsche Euch weiterhin viele schöne Wandererlebnisse.
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