Samstag, 15. September 2012

Kann man im "Internet" Astronomie und Physik erlernen?



Dieser kleine Essay ist an diejenigen gerichtet, die sich mehr oder weniger ernsthaft für Physik (oder Astronomie) interessieren, aber nicht die Gelegenheit haben, an einer Universität diese spannende Wissenschaft studieren zu können. Aber auch an diejenigen, die zwar irgendwann einmal Physik als Haupt- oder Nebenfach studiert haben, aber ihre längst verschütteten Kenntnisse wieder auffrischen möchten, habe ich gedacht (ich zähle mich auch dazu ;-) Kurz gesagt meine ich Zeitgenossen, die sich für Physik (oder einem anderen Wissensgebiet) weniger aus beruflichen Gründen, sondern mehr aus ideellen Gründen interessieren (wie z.B. viele Amateurastronomen). Die also an den von vielen Generationen von Wissenschaftlern erarbeiteten Erkenntnisse teilhaben möchten und die dafür etwas Zeit (welche dann vielleicht für's Musikantenstadl fehlt, aber was soll's) aufzuwenden bereit sind.

Die "klassische" Methode, Wissen zu erwerben, ist die heute leider immer mehr vernachlässigte Kulturtechnik des Lesens (siehe z.B. hier). Es ist nun einmal so: "das Wissen der Menschheit ist in Büchern konserviert" und wenn man etwas nachhaltig erlernen möchte, ist das Studium von Büchern unerläßlich. Das gilt in gleicher Weise für "populärwissenschaftliche Literatur" als auch für Fachbücher. Während man Bücher der ersten Kategorie gewöhnlich wirklich liest (z.B. wie einen Roman, also auch zur Entspannung), muß man die zweite Kategorie quasi "studieren", um sich ihren Inhalt anzueignen. Das Letzteres zeitaufwendiger ist, dürfte völlig klar sein. Denn gerade in der Physik heißt das z.B. nachrechnen, Literaturstellen recherchieren und studieren, denselben Sachverhalt in anderen Büchern unter anderen Gesichtspunkten nachvollziehen, mit Studienkollegen darüber zu diskutieren usw. Also richtige schwere Arbeit, die auch durchaus viel Zeit beansprucht und die man sich vielleicht nicht auch noch nach einem schweren Arbeitstag antun möchte - es sei denn, man ist gerade Student oder Doktorand... 

Fachbücher sind meist langatmig, ins Detail gehend und oft wird auch viel Vorwissen vorausgesetzt. Oder anders ausgedrückt, man muß bereits viel studiert haben, um mit derartiger Literatur zurechtzukommen.

Eine andere Lernmethode, die noch aus jener Zeit stammt, als Bücher noch rar waren, ist der Besuch von Vorlesungen und von Vorträgen. Dort wird ein Thema bekanntlich mündlich an einer Tafel mit Kreide oder neuerdings per Powerpoint "multimedial" vorgetragen, was den Vorteil hat, daß man den Ausführungen des Vortragenden (im Gegensatz zum Lesen) gleich mit zwei Sinnen folgen kann. Der "Nachteil" ist, daß Vorlesungen i.d.R. nur von eingeschriebenen Studenten besucht werden dürfen und daß man für (öffentliche) Vorträge meist löhnen muß - und daß sie meist an aktuell unerreichbaren Orten und zu meist unmöglichen Zeiten stattfinden. Und damit komme ich zum eigentlichen Thema dieses Essays: Die moderne Technik des Internets macht es im Prinzip für jedermann möglich, Vorlesungen und Vorträge zu besuchen, ohne seine Wohnung verlassen zu müssen. Auch Vorlesungsskripte sind mittlerweile für jedermann kostenlos zugänglich und können u.U. teure Fachbücher ersetzen. Kurz gesagt, es gibt keinen Grund mehr, unwissend zu bleiben... Ich selbst verwende einen Tablet - PC, um mir z.B abends bequem im Sessel (oder im Bett, wer es mag) eine Vorlesung, einen Vortrag oder eine BBC-Dokumentation online anzusehen. 

Im Laufe der Zeit haben meine Recherchen eine ganze Menge von (für mich) interessanten Vorlesungen, Vorträgen und Sendungen ergeben, die ich hier in Form einer kommentierten Linkliste vorstellen möchte. Ergänzungen (an denen ich sehr interessiert bin), können gerne als Kommentar gepostet werden.

Astronomie 

Also, wenn ich astronomische Vorträge empfehlen soll, dann komm ich um die "Halben Heidelberger Sternstunden" nicht herum. Im Rahmen der 625-Jahr-Feier der Universität Heidelberg hielten Heidelberger Astronomen - vom 11. April bis zum 22. Juli 2011- in einer "astronomischen Mittagspause" in der Heidelberger Universitätskirche werktäglich insgesamt 70 Kurzvorträge zu Fragen aus der Astronomie. Sie sind alle ungefähr eine halbe Stunde lang und handeln populärwissenschaftlich jeweils ein abgeschlossenes Thema ab. Wenn Sie also mit der Methode "jeden abend im Bett eine halbe Stunde mit dem Tablet" anfangen möchten, dann wählen Sie diese Linkliste:


Sie werden es nicht bereuen.

Eine fachliche Kursvorlesung über Astronomie und Astrophysik, die an der Universität Tübingen im Wintersemester / Sommersemester 2008/2009 für Physik-Studenten gehalten wurde, kann als Videostream vom Tübinger Multimedia-Server (TIMMS) bezogen werden:


Grundkenntnisse in Physik und höherer Mathematik sind dabei von Vorteil, aber nicht unbedingt Voraussetzung..

Im Zusammenhang mit TIMMS ist auch gleich noch die Studium Generale - Reihe "Enträtselung des Universums" zu nennen (2007), in der angesehene, an deutschen Instituten arbeitende Wissenschaftler jeweils über ein spezielles astronomisches Thema berichten:


Was die Astronomie für viele so faszinierend macht, darüber berichtete sehr persönlich Prof. Dr. Hanns Ruder am "Tag der offenen Tür" von www.astroshop.de:

Faszination Astronomie

Sehr bekannt und beliebt sind die Vorträge und Filmbeiträge von Prof. Harald Lesch, der ja aus dem Fernsehen bekannt ist. Wie wäre es damit:

Eine Reise zum Größten und zum Kleinsten - Universum und Quanten
Alpha Centauri - Archiv
Die vier Elemente - Archiv

Abraham Loeb ist ein israelischer Astrophysiker, der in den USA (Harvard) lehrt, und von dem einige interessante Vorträge / Vorlesungen im Netz (bei Youtube) zu finden sind, z.B. zu kosmologischen Themen:


Wie Elemente in den Sternen gebildet werden, erfährt man in der Vorlesung von Prof. Philipp A. Pinto von der Universität Arizona:


Eine weitere sehr interessante Vorlesung - auch von der Universität Arizona - (Feryal Özel) handelt von Schwarzen Löchern, deren Entstehung und deren Eigenschaften sehr anschaulich beschrieben werden:


Christopher D. Impey beschäftigt sich mit der alten Frage "Gibt es außer uns noch irgendwo Leben im All?"


und mit der Frage, "was war eigentlich der Big Bang?"

Im Zusammenhang mit dem Urknall  und dessen inflationäre Phase steht natürlich auch die Frage nach der "Dunklen Materie" und der "Dunklen Energie". Wer wenn nicht Michel S. Turner könnte sachkundig über diese Rätsel des Universums berichten?


Gay Consolmagno vom Vatikan-Observatorium macht sich in seiner Vorlesung Gedanken über den Sinn des Universums...


Viel über Astrobiologie habe ich von einer Vorlesungsreihe der Stanford-Universität gelernt, deren Erkenntnisse auch meinem kleinen Kurs zugute gekommen sind:


Über Exoplaneten berichtet Dr. Geoff Marcy:


Was Vorlesungen über "Allgemeine Astronomie" betrifft, ist die Universität von Berkeley zu empfehlen. Auf ihren Youtube-Kanal" findet man mehrere Playlist's mit Vorlesungsmitschnitten:


Und hier noch einige Einzelvorträge, die mir gefallen haben:

The Life of Super-Earths

Eine Sammlung von Streaming-Videos bietet auch die ESA auf einer speziellen Webseite an:

ESA Webstreaming Network

Mich hat hier besonders die Astrobiologie-Reihe interessiert.

Ein Kurs über die Entdeckung von Exoplaneten findet man hier (Yale University, Prof. Charles Bailyn):


Hierzu eine Anmerkung. Die Vorlesungen der Yale-Universität sind mit Untertiteln versehen. Man kann also den gesprochenen englischen Text mitlesen oder - sogar mit Youtube in Deutsch übersetzen lassen. Dazu finden Sie unten in der Steuerleiste von Youtube einen entsprechenden Button. Um "Deutsche Untertitel" zu erhalten, wählen Sie im Pull-Down-Menü "Untertitel übersetzen BETA" "Deutsch-Deutsch" aus. Danach können Sie die Untertitel in unserer gewohnten Muttersprache lesen ...

Kostenlose eBooks zur Astronomie finden Sie auf der vorliegenden Blogseite rechts unten oder - zum Preis eines Mensaessens pro Band - hier (fast vollständig bei Google Books zu lesen).


Physik

Hier möchte ich erst einmal wieder mit TIMMS - den Tübinger Multimedia-Server - beginnen.  Zwei Vorlesungsreihen möchte ich empfehlen, einmal die Einsteiger- Mathematik-Vorlesung 


die ungefähr das mathematische Basiswissen vermittelt, das zum Verständnis einer Experimentalphysik-Vorlesung notwendig ist. Auch solch eine Vorlesung wurde in Tübingen aufgezeichnet:


Außerdem findet man hier auch noch eine in Englisch gehaltene Einführungsvorlesung zum Thema Allgemeine Relativitätstheorie - wem's interessiert...

Skripte zu Physikvorlesungen werden z.B. auf www.physikmethoden.de gesammelt. Diesen Link lohnt es (und ich bitte drum), weiterzusagen, z.B. mittels Twitter ;-)

Wer einmal eine recht lustige Vorlesung von Harald Lesch hören möchte, sei auf diesen Link verwiesen.

Von Harald Lesch stammt auch diese "nicht einfache" (wie er sagt) Einführung in die Quantenmechanik. Wer sich also darüber einmal "populär" informieren möchte, sollte sich seinen "Uni-Auditorium"-Vortrag einmal ansehen. 
Wenn Sie dagegen Quantenmechanik "lernen" möchten, dann ist mein Geheimtip Leonard Susskind von der Stanford-Uni. Aber wie gesagt, hier muß man dazu parallel ein Lehrbuch studieren, so z.B. 


oder, wenn Sie sich für einen physikalischen "Dummy" halten


(Diese beiden Bücher reichen aber für den Stoff eines Physikstudiums bei weitem nicht aus).

Aber zurück zu Leonard Susskind, einem Freund von Richard Feynman, der bei seinen sehr gut verständlichen Vorlesungen Kekse zu essen und Kaffee zu trinken pflegt und ein paar komische Pullover sein eigen nennt...


oder hier gleich alle aufgezeichneten Lectures (Allgemeine Relativitätstheorie, Klassische Mechanik, Superstrings, Higgs-Bosonen, Kosmologie, Quantenmechanik, Quantenverschränkungen und wer weiß was sonst noch alles...)

Und hier gleich noch eine der wenigen aufgezeichneten populären Vorlesungen von Richard Feynman, der u.a. die Quantenelektrodynamik erfunden hat und ein begnadeter Trommler war sowie seinerzeit die Ursache für die Challenger-Katastrophe herausbekommen hat:


Und bevor ich es vergesse, noch was über Mathematik:


Hier wird einen verblüffend einfach gezeigt, was man eigentlich selbst bringen sollte ... Ideal für die Viertelstunde vor dem Einschlafen. Also reinschauen ist ein muß...

Die Mathematik der Quantenmechanik kann man - wenn man möchte - sich von Prof. Balakrishnan erklären lassen. Ob Hilberträume, Zustandsvektoren, Operaroren, Kommutatoren etc. pp., hier wird alles ganz klassisch an der Wandtafel vorgerechnet. Gerade für Physikstudenten zu empfehlen...

Quantum Physics  (mit übersetzbaren Untertiteln!)

Etwas anschaulicher kann man sich über Quanten im Yale-Kurs informieren:


Noch besser ist es natürlich, man schaut sich so pö a pö den ganzen Kurs mal an:


Auch er ist mit (übersetzbaren) Untertiteln ausgestattet.

Aber meistens will man ja gar nicht so genau über den Formalismus bescheid wissen. Man interessiert sich mehr für das wie und warum - z.B. gibt es nun many worlds, wie man es in Brian Greene's Büchern lesen kann? Oder was ist das, die "spukhafte Fernwirkung", die eine "Teleportation" möglich machen soll? Ist das Scotty-Beamen doch gar nicht so abwegig? Am besten ist es, Herrn Prof. Zeilinger dazu zu befragen:



Sonstiges

Hier möchte ich auf eine BBC-Dokumentation (mit übersetzbaren Untertiteln) hinweisen, die ich mir mit großem Interesse angeschaut habe - es geht um unseren Heimatplaneten, die Erde:


Das soll es erst mal gewesen sein. So wie ich Zeit habe, ergänze ich diese Seite. Deshalb öfters mal reinschauen, vielleicht den Link merken - und weitersagen (retweeten...).



Freitag, 14. September 2012

Impressionen aus den spätsommerlichen Vogesen

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau



Entlang des Osthanges der Vogesen erstreckt sich des elsässische Weinanbaugebiet. Das milde Klime des Rheintals begünstigt das Reifen hervorragender Qualitätsweine (besonders zu schätzen sind Riesling, Pinot Gris, Gewürztraminer, Muskateller, Pinot noir). Jetzt, Anfang September, steht die Ernte des neuen Jahrganges an, an den die Winzer hohe Erwartungen haben. Es scheint, als würden die Wünsche in Erfüllung gehen, denn die feuchten Sommermonate sorgten für gutes Wachstum während die Trockenheit und die Sonne der letzten Wochen die Reife der Trauben begünstigten. Nicht nur der Wein aus dem Fass ist von einer Qualität, der auch dem Normalverbraucher nicht entgehen kann, auch die Reben an den Weinstöcken haben ein köstliches Aroma, dem man auch in dem Bewusstsein, dass die Kulturen im Laufe des Jahres chemisch behandelt wurden, kaum widerstehen kann (einfach Hineinbeißen in die Traube !). Was liegt näher, als jetzt, kurz vor der Ernte, der Region einen Besuch abzustatten ?

Vor Antritt der Reise ist man versucht, sich mittels Reiseführer fortzubilden, um möglichst alle wichtigen Orte und Denkwürdigkeiten einsammeln zu können. Ein Kenner der Gegend empfahl uns : 'Lassen Sie sich einfach durchtreiben'. So haben wir es getan und etwas besseres konnte uns nicht passieren. Das Elsass will erlebt sein. Entlang der Weinstraße reiht sich ein Weinberg an den anderen, darin versteckt liegen die kleinen Weindörfer. Natürlich wird man von solchen Dörfern wie Eguisheim, Kaysersberg, Riquewihr oder Ribauville angezogen, aber auch die weniger bekannten Orte entfalten einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Die gemütlichen Gassen und Plätze, die mit Blumen geschmückten und liebevoll mit Accessoires dekorierten Fachwerkhäuser , die Brunnen, die geschmackvoll gestalteten Auslagen in den Geschäften, die verspielten Zunftzeichen an den Fassaden, die Cafes und Weinstuben, in denen man sich zu einer Tasse Cafe oder einem Glas Wein trifft, das alles vermittelt den Eindruck, als sei die Welt hier gerade stehen geblieben. Vielleicht wird dieses Empfinden noch dadurch verstärkt, weil es an der schneidigen Korrektheit und an geradliniger Linienführung fehlt, die uns Deutschen leider so wertvoll ist.

Man fragt sich, ob die Masse der hier feil gebotenen Waren und des Weines überhaupt an den Mann gebracht werden kann oder wie die vielen Gaststätten überleben können. Jedoch, es scheint zu gehen. Besser, man bestellt den Tisch zum Abendessen vor, will man nicht unverrichteter Ding wieder abgehen oder mit dem letzten Tisch im Separé vorlieb nehmen. Von den Vermietern wird man gern auf befreundete Weinhöfe, Restaurants, oder Geschäfte hingewiesen und die Winzer verraten auch, wo man einen besonderen Tropfen oder anderes Zubehör erhält, wenn man es selbst nicht vorrätig hat. Man hilft sich, so geht das Geschäft und mancher kann davon lernen.

Möchte man sich von den vielen optischen und kulinarischen Erlebnissen erholen, findet man Abwechslung bei einer Wanderung durch die Weinberge oder in den Vogesen. Von den Höhen der Vogesen blickt man bei schönem Wetter hinüber in den Schwarzwald und bei guter Sicht bis in die Alpen.

Noch etwas Geschichtliches am Rande. Auf einem Ausläufer der Vogesen, hoch und repräsentativ über den Weinbergen liegt die Haut-Koenigsbourg. Nachdem der Elsass im Ergebnis des Krieges 1871/72 an Deutschland fiel, schenkte die Stadt Selestat (Schlettstadt) die Ruine der einstigen aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg dem Kaiser Guillaume II (also unserem Wilhelm). Der nahm das Geschenk dankend an und ließ dann an dieser Stelle als Zeichen der Macht, aber wesentlich auf Kosten der elsässischen Region, die Ruine sanieren und einen neuen Prachtbau errichten. Irgendwie kommt das Prinzip bekannt vor und die Franzosen nehmen uns das heute noch übel (trotzdem spricht man noch ein wenig Deutsch im Elsass). Über architektonischen Geschmack mag man streiten, jedoch Bestandteil des Weltkulturerbes ist dieses Bauwerk bis heute nicht. 





















Mittwoch, 12. September 2012

Grundbausteine des Mikrokosmos (2)



Mein Vorlesungsmanuskript "Mikrowelt (2)" können Sie über folgenden Link als PDF-Datei herunterladen:

Mikrokosmos

Video "Brownsche Molekularbewegung"


www.wincontact32.de

Montag, 10. September 2012

Chudyhradek ("Schlechte Burg") bei Sebitsch im Gründeltal (Daubaer Schweiz, Nordböhmen)


Chudyhradek um 1840

Nur wenig bekannt ist, daß sich auf einem hohen Sandsteinfelsen im Gründeltal zwischen Sebitz  (Dřevčice) und Dürchel die durchaus noch sehenswerten Reste einer alten Burg befinden, die früher einmal "Buska", später nur noch Chudyhradek (ja, das ist der deutsche Name, tschechisch Chudý Hrádek) genannt wurde. Sie ist quasi auf einem auf zwei Seiten steil ins Tal abfallende Sandsteinfelsen erbaut und war nur über eine, wahrscheinlich stark befestigte, "Landbrücke" erreichbar. 

Quelle: Google Maps :  Gründelmühle und gegenüber (durch Bäume halbverdeckt) Chudyhradek

Diese Felsenkante wurde während der letzten Eiszeit durch zwei kleine Bäche, die einmal das Gründeltal ("Sebitscher Grund") und zum anderen den Dürchler Grund durchfließen, canonartig aus dem hier anliegenden kreidezeitlichen Sandsteinplateau herausgearbeitet. Schon deshalb - wegen der mächtigen Sandsteinfelsen rechts und links des bewaldeten Tales - lohnt es sich, eine kleine Wanderung zur "Gründelmühle" zu unternehmen, die ziemlich genau am Fuße des Burgfelsen liegt (zuletzt vor dem Krieg eine gern besuchte Ausflugsgaststätte). Ob man den Einstieg von Sebitsch aus wählt oder den etwas längeren Weg von der Hohlener Seite her nimmt, ist eigentlich egal. Man wird auf jeden Fall durch einen schön ausgebauten Weg entlang des außergewöhnlich klaren Gründelbaches belohnt. Dort, wo der Bach etwas breiter wird und deshalb etwas langsamer fließt, ist er allenthalben von Matten von Wasserstern (Callitriche) bedeckt, in denen sich im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, massenhaft Bachflohkrebse (Gammarus pulex) tummeln - ein Zeichen für die Reinheit des Wassers. 


Im 18, und 19. Jahrhundert, als die 1709 erbaute Wassermühle noch in Betrieb war, wurde der Bach durch seinen Reichtum an Forellen weit und breit gerühmt. Heuer konnte ich jedoch keine mehr entdecken...


Steigt man von Sebitsch in das Tal hinab, gelangt man sehr schnell zum sogenannten "Teufelsborn" (Čertova studánka), einer durch eine Mauer eingefaßten Quelle, wo aus dem Untergrund stetig klares Wasser hervorquillt. Im oberen Teil der Einfassung ist eine offenbar sehr alte Kreuzigungsdarstellung, die in einen Sandsteinblock eingearbeitet wurde, erhalten geblieben.


Wandert man weiter, gelangt man zu einer weiteren Quelle, dem Tanneborn. Auch sie ist - hier durch ein kleines Holzhäuschen - eingefaßt und man kann mittels des dort immer bereitstehenden Bechers das Wasser durchaus einmal probieren...Apollinaris light, möchte man sagen.



Da der Bachgrund nach ergiebigen Regen an manchen Stellen sehr sumpfig und matschig wird, wurde der Weg teilweise mit Holzbohlen befestigt, Auch die Brücken über den Gründelbach wurden in den letzten Jahren von Grund auf erneuert. Auch die Wegmarkierungen sind renoviert und an einigen Stellen (so am Teufelsborn) wurden Informationstafeln - leider nur in tschechisch - aufgestellt.


Den Ort, von wo man auf den Burgfelsen gelangt, ist sehr leicht zu finden, da der Aufstieg genau gegenüber der "Gründelmühle" durch einen in den Felsen gehauenen Keller markiert ist. Man hat hier zwei Möglichkeiten - entweder rechts den "offiziellen" Weg hinauf (steil und anstrengend) oder links den "inoffiziellen" (sehr steil und sehr anstrengend, mit klettern verbunden). Der Erstere ist zu empfehlen, da er zumindest grob ausgebaut ist. Auf jeden Fall ist "hinauf" einfacher als "herab". In halber Höhe kann man dann schon die Reste der Mauer des Burgpalastes durch die Fichten und Buchen hindurch erkennen. 


Noch ein Stückchen weiter gelangt man auf die schon erwähnte "Landbrücke", die ehemals den Vorhof zur Burg bildete und die durch einen Palisadenwall geschützt war. Wo dieser Wall verlaufen ist, läßt sich allenthalben höchsten nur noch erahnen. Es ist überliefert, daß sich hier einst auch die Meierei befunden haben soll.


Von hier aus sind es dann nur noch wenige Schritte zur Ruine des Burgpalastes, dessen meterdicke Grundmauern noch ungefähr bis in eine Höhe von ca. 4 Meter erhalten geblieben sind. Sie umschließen einen nicht allzu großen Raum mit mehreren Fensteröffnungen, in den man durch einen weitausgebrochenen Eingang gelangt. Anhand der Balkenlöcher an den Innenwänden kann man erkennen, wo einst die erste Decke verlaufen ist. 




Eine weitere Reihe von Balkenlöchern gehören wahrscheinlich zur Befestigung eines ehemals auf der Außenseite des Palastes entlang geführten hölzernen Wehrganges. Auf der Westseite ist die Palastwand im unteren Bereich durchbrochen und wenn man möchte, kann man dort hindurch in den nur noch rudimentär erhalten zweiten Teil des ehemaligen Palastes gelangen. 


Begibt man sich nun auf die Nordseite des Gebäudes, dann findet man genau darunter ein geräumiges, in den weichen Sandstein gehauenes, kellerartiges Gewölbe. Etwas abseits davon, in östlicher Richtung zum Abrund des Dürchler Grundes hin, führt ein Trampelpfad zu einer weiteren ähnlich großen Höhle. In ihr ist noch die aus den Felsen herausgearbeitete steinerne Sitzbank vorhanden.




Weitere Mauerreste, die nicht zum Palast gehören, sind nur noch an wenigen Stellen auszumachen. Wenn man eine notdürftige Absperrung auf der Burgnordseite überwindet und den Trampelpfad folgt (er kennzeichnet den Einstieg zur Burg, sollte man zum Aufstieg den beschwerlicheren Weg gewählt haben), dann kommt man zum sicher heute noch über 10 m tiefen und unten vollkommen verschütteten Burgbrunnen. Er ist mit annähern runden Querschnitt mühevoll aus dem gestandenen Felsen herausgearbeitet worden. Die Meiselspuren an seiner Wand sind noch heute deutlich zu erkennen.


Neuere Forschungen gehen davon aus, daß die "Schlechte" Burg auf einem Areal errichtet wurde, die zuvor schon als slawische Siedlung gedient hat. Erstmalig erwähnt wurde sie in einer Urkunde aus dem Jahre 1391, als Heinrich (der Ältere) Berka von Duba, der auf der nahegelegenen Burg Hauska residierte, seinen Landbesitz auf seine (drei ?) Söhne aufteilte. Sein jüngster Sohn Heinrich Wenzel von Duba, soll danach dieses "Schloß" und die Dörfer darum erhalten haben. Er starb im Jahre 1413. Von ihm wiederum erbte die Burg sein Sohn Johann Berka von Duba, von dem es dann - wahrscheinlich durch Verkauf - an Johann von Cimburg und dessen Ehefrau Barbara von Kolowrat, gelangte. Nach dem Tod Barbaras fiel die Burg entsprechend der böhmischen Erbfolgeregelung zusammen mit der umliegenden Herrschaft an Heinrich Berka von Duba zurück (genau am 14. März 1454). 


Ungefähr um das Jahr 1462 ging dann die Herrschaft samt Burg aus nicht mehr eruierbaren Gründen an die Herren von Wartenberg, die sie mit der Herrschaft Böhmisch-Leipa vereinigte. Um 1519 war Georg Ostersky Kaplirz zu Sulewicz (dessen Vorfahren bekannte Anhänger der Hussiten waren) Besitzer der Burg. Um 1532 gelangte sie dann über die Herrschaft Neuschloß wieder als Lehen an die Wartenberger. Diese Lehensherrschaft existierte bis 1575, als sie durch Kaiser Maximillian II den Wartenbergern als freies Eigentum übergeben wurden - wobei Chudyhradek explizit erwähnt worden ist. Die Burg muß also zu diesem Zeitpunkt noch bewohnt gewesen sein. Die letzte geschichtliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1622 in Zusammenhang mit Georg von Wartenberg, der am Ständeaufstand in Prag (1618) teilgenommen hatte und der deshalb zur Strafe enteignet wurde. Dabei findet sich auch Chudyhradek auf der Liste der konfiszierten Eigentumswerte. Zu dieser Zeit dürfte die Burg aber bereits dem Verfall preisgegeben worden sein. Im Volksmund wurde sie nur noch "Wüstes Schloß" genannt und diente wahrscheinlich nur noch als Aufenthaltsort von irgendwelchem Gesindel. 


Freitag, 7. September 2012

Kosmogonie von Planetensystemen - oder "wie entstehen eigentlich Planeten wie unsere Erde im Kosmos?"

Band VIII der Reihe "Astronomie und Astrophysik" in ca. 2 Wochen auch bei AMAZON, Google Books oder ganz allgemein im Buchhandel...


Softcover | DIN A5 hoch | 303 Seiten s/w | ISBN: 978-3-8442-3231-8 

E-Book-Ausgabe (pdf):    Kosmogonie von Planetensystemen  (4.99 €)


Mit der Frage, wie aus dem feinverteilten Staub, der  in kühlen Wolken aus molekularen Wasserstoff in unserer Galaxie mit einem Anteil von 1 bis 2% enthalten ist, einmal Planeten wie die Erde (oder wie Jupiter) entstehen, beschäftigt sich die Planetenkosmogonie.  Heute weiß man – so wie es bereits Immanuel Kant 1755 vermutet hat – daß die Planetenentstehung eng mit der Entstehung massearmer Sterne wie der Sonne verbunden ist. Mit diesem Paradigma, welches eindrucksvoll durch Beobachtungen protoplanetarer Scheiben mit modernen Teleskopen bestätigt wird, beschäftigt sich dieser Band aus der Reihe „Astronomie und Astrophysik“ sowohl in theoretischer als auch in beobachterischer Hinsicht. In einem abschließenden Kapitel wird auf alte und neue Theorien zur Entstehung des Sonnensystems eingegangen, eine Chronologie der Bildung der Erde entwickelt und versucht aus Sherlock Holmes Spuren etwas über den Geburtsort der Sonne in der Milchstraße in Erfahrung zu bringen.



Stichpunkte:
Planetenkosmogonie, interstellare Materie, Molekülwolken, Sternentstehung, Gravitationskollaps, Jeans-Kriterium, protoplanetare Scheiben, Proplyds, junge stellare Objekte, Herbig-Haro Objekte, T-Tauri-Sterne, bipolare Ausflüsse, Akkretion, Akkretionsscheiben, Scheibenmodelle, Scheibenevolution, Drehimpulsproblem, interstellarer Staub, Staubbildung, Planetesimale, Staubkondensation, Staub-Koagulation, Agglomeration, Hit and Stick –Wachstum, Goldreich-Ward-Mechanismus, Planetenbildung, core-accretion-Modell, Meteorite, kohlige Chondrite, Alter des Sonnensystems, Isotopenanomalien, Geburtssternhaufen der Sonne, Supernova-Trigger-Hypothese

Ausblicke von der Bastei im Elbsandsteingebirge

Ein Gastbeitrag von Prof. M.Dopleb, Zittau

Panoramablick auf die Elbe, aufgenommen von der Bastei - und hier in groß...


Bizarre Felsenwelten, aufgenommen von der Bastei - und hier in groß...


Und an dieser Felswand klettern manche Leute hoch - und hier in groß...


Schon wegen diesem Blick lohnt es sich, die Sächsische Schweiz  zu besuchen - und hier in groß...


Ein Geologe kann hier von unten bis  oben die halbe Kreidezeit überblicken - und hier in groß...


Warum unbedingt nach Mallorca?  - und hier in groß...

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Mittwoch, 5. September 2012

Grundbausteine des Mikrokosmos (1) - Einführung



Mein Vorlesungsmanuskript "Mikrowelt (1)" können Sie über folgenden Link als PDF-Datei herunterladen:

Mikrokosmos



www.wincontact32.de

Dienstag, 4. September 2012

Wanderung um den Irichtberg (Spravedlnost) bei Daubitz in Nordböhmen

Ein Gastbeitrag von Werner Schorisch, Zittau

Der Irichtberg (Verballhornung von "Gerichtsberg" - auf ihm stand in der frühen Neuzeit der Galgen der Herrschaft Kreibitz - wahrscheinlich wegen der schönen Aussicht) ist der Hausberg von Daubitz (Höhe 533 m). Um ihn herum gibt es für den Naturfreund ein paar hübsche Ziele, wie z.B. die Marschnerwiese oder die Brodsky-Wiese in Niederkreibitz.


Marschners Wiese ist eines der botanisch wertvollsten Gebiete des Landschaftsschutzgebietes Lausitzer Gebirge. Es kommen hier viele bedrohte und seltene Arten vor, auch Orchideen wie der Sumpf-Sitter bzw. die Sumpf-Stendelwurz, das Breitblättriges Knabenkraut und das Fuchssche Knabenkraut. Aber auch Pflanzen wie der Fieberklee, die Torf-Segge, der Sumpf-Hornklee, die Spitzblütige Binse und die Pechnelke kann man hier finden.

Im Sommer und Spätsommer blüht dort überall an feuchten Stellen in großer Zahl die Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica):


Bei dem winzig kleinen Insekt handelt es sich um einen Fransenflügler...


Interessant sind neben ihren wirklich schönen Blüten schon einmal die wundersamen Bezeichnungen, die ganz sicher z.T. auch mit rätselhaften Sagen verbunden sind.

-"Weißer Dorant"
-"Andorn"
-"Bertramsgarbe" auch "Deutscher Bertram"
-"Blitzkraut"
-"Sumpfgarbe" auch "Sumpfschafgarbe"

So fand ich unter "Sumpfgarbe" auch tatsächlich in der Sagenwelt einige Antworten. Also wer möchte, für den gibt es im nachfolgendem Link wenigstens ein paar Erklärungen zu den weitergehenden Namen:

http://www.sagen.at/doku/hda/sumpfgarbe.html

Aber auch in der Küche findet diese Pflanze ihre Verwendung. So werden die jungen Blätter vor allen Dingen in Salaten gern mit verarbeitet.

http://www.salat-ideen.de/gewuerze/sumpfgarbe-weisser-dorant.php
http://www.kuterland.net/Heilpflanzen/weisser_dorant.shtml

Bei meiner Wanderung entlang der Marschnerwiese sind auch noch ein paar andere Schnappschüsse gelungen:


Hier ein noch "übriggebliebener" weiblicher Dukatenfalter (Lycaena virgaureae). Seine Flugzeit ist Juli bis Anfang August. Aber auch Anfang September kann man noch einzelne Exemplare mit etwas Glück beobachten. Er ist um den Irichtberg herum nicht selten.


Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) beim Nektar-Tanken. 


Das Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima) ist im Sommer eine sehr häufige Laubheuschrecke auf unseren Gebirgswiesen. Es klettert gern auf hochgewachsene Sumpfkratzdisteln, wo sie versucht, Insekten zu erbeuten.



Bei dieser Blattwespe könnte es sich um Tenthredo notha handeln. Mit absoluter Bestimmtheit läßt sich das aber anhand eines Fotos nicht sagen, da es noch eine Anzahl weiterer, sehr ähnlicher Arten gibt. Tenthredo notha ist jedoch sehr häufig und man findet sie deshalb oft im Hochsommer als Blütenbesucher auf allen möglichen Doldengewächsen. 


In der Hinterleibszeichnung sehr variabel, aber an den vier "Flecken" nicht allzu schwer zu erkennen, ist die Vierfleck-Kreuzspinne (Araneus quadratus). Sie ist eine typische Feuchtwiesenbewohnerin, die ihr Netz meist relativ dicht am Boden platziert. Auch ist sie nur selten in der Mitte des Radnetzes (wie die Gartenkreuzspinne) zu sehen. Meist sitzt sie etwas versteckt abseits wobei sie aber immer mittels eines gespannten Signalfaden Kontakt mit dem Netz hält.



Unweit der Straße von Teichstatt nach Daubitz - auf der Daubitzer Seite des Irichtberges, findet man die schön renovierte Dreifaltigkeitskapelle unter einer mächtigen Linde...


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