Samstag, 11. Dezember 2010

Frontgewitter


Gewitter waren für mich schon immer faszinierende Erscheinungen, die ich unzählige Male verfolgt habe. Besonders angetan haben es mir die sogenannten Frontgewitter, die bei uns im Hochsommer meist am späten Nachmittag oder in der Abenddämmerung auftreten. Sie nähern sich immer aus westlicher Richtung (von meinem Garten habe diesbezüglich freies Sichtfeld) in Form einer breiten Front und kündigen sich (zumindest wenn es bereits dunkel ist) durch ein intensives Wetterleuchten an. Dann schnapp ich mir einen Gartenstuhl und eine Flasche Bier und schaue mir das aufziehende Spektakel an - ich kann einfach nicht anders. Das Szenario ist immer das Gleiche. Es ist schwülwarm, man hört öfters noch die langgezogenen Schreie der Mauersegler, die sich immer höher in den Himmel schrauben und ich versuche mir vorzustellen, wie sie dort oben den anziehenden Gewittersturm wohl überstehen werden. Irgendwann hört man dann auch das erste Donnergrollen, während von Westen eine dunkle Wolkenwand heranzieht und man, wie auf dem Foto, die Blitze sehen kann, die aus ihnen hervor brechen. Manchmal - und das macht die Stimmung besonders reizvoll, sieht man über der Wolkenwand auch noch die Sterne funkeln. In dem man die Sekunden zählt, die zwischen einem Blitzschlag und dem darauffolgenden Donnern verstreichen, kann man leicht die Entfernung der Gewitterfront abschätzen: 3 Sekunden entsprechen ziemlich genau einem Kilometer. Grund dafür ist die Schallgeschwindigkeit, die mit 343 m/s im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit extrem langsam ist. Und dann passiert es. Von einer Minute zur anderen kommt Wind auf, der immer stärker wird und auch die ersten einzelnen Regentropfen schlagen einen ins Gesicht. Über mir beginnen sich die Äste der alten Buche zu biegen, ein lautes Blätterrauschen kommt auf und manchmal sieht man Wolken von Pollen aus den Getreidefeldern aufsteigen. Jetzt ist das Gewitter angekommen. Aber so schnell, wie der Wind auffrischte, so schnell nimmt seine Stärke auch wieder ab. Dafür beginnt aber der erste Regen niederzuprasseln und es wird spürbar kühler. Jetzt muß ich meinen Beobachtungsplatz verlassen und mir das Weitere aus dem Schutz der Haustür heraus betrachten. Blitze und Donner fallen fast zusammen und innerhalb von 5 Minuten entwickelt sich aus dem leichten Niesel ein ausgewachsener Platzregen, der oft mit mehr oder weniger großen Hagelkörnern durchmischt ist. Auf dem Dach unseres Schuppen ist eine 20 cm hohe Wand aus emporspritzenden Wassertropfen zu sehen, während überall um mich herum die Blitze aufblitzen und der Donner grollt. 


Aber auch dieser Platzregen dauert höchstens eine Viertel Stunde, bis er wieder in eine gemäßigte Form übergeht. Das Wetterleuchten und die Blitze haben sich nach Osten verlagert - es ist bedeutend kühler geworden und die Wetterfront ist weiter gezogen. Und es dauert nicht mehr lange, bis durch die Wolkenlücken die ersten Sterne, diesmal besonders klar, wieder zu sehen sind.

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