Donnerstag, 9. Dezember 2010

Saisondimorphismus

Können Sie sich vorstellen, daß das Aussehen eines Schmetterlings davon abhängt, wie lange dessen Raupe am Tage frißt? Nein? Dann sollten Sie sich einmal das "Landkärtchen" (Araschnia levana) anschauen. Es ist recht häufig und kommt in zwei Generationen, einmal im Frühling und einmal im Sommer, vor. Bereits im April kann man diesen keinen Falter aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) überall an blumigen Waldrändern beobachten. Seine Zeichnung ist eigentlich unverwechselbar:


Seine Häufigkeit erklärt sich u.a. damit, daß die Raupen ein Allerweltskraut, und zwar die Brennessel, fressen. Und davon gibt es ja noch genug. Besuchen Sie nun denselben Waldrand im Sommer, sagen wir Ende Juli, Anfang August, werden Sie auf Doldengewächsen sitzend wahrscheinlich folgenden Falter beobachten können:


Auch das ist ein Landkärtchenfalter. Wenn man beide Formen betrachtet, kann man fast nicht glauben, daß sie zur gleichen Art gehören. Versuche haben jedoch ergeben, daß die Tageslänge während der Raupenentwicklungszeit ausschlaggebend dafür ist, ob aus der Puppe die helle Frühjahrsform oder die dunkle Sommerform schlüpft. Diese Erscheinung nennt man in der Biologie Saisondimorphismus. Versuche zeigen, daß, wenn die Raupen ~ 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit ausgesetzt sind, sich aus ihnen die dunkle Sommerform entwickelt. Nagen dagegen die Raupen im Spätsommer (Ende August, Anfang September) an den Brennesseln, also wenn es früher dunkel wird, dann schlüpfen im Folgejahr aus den Puppen (nach deren Überwinterung) Falter der hellen Frühjahrsform. Die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und umgekehrt hat dagegen keinen Einfluß auf die Färbung. 

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