Samstag, 24. November 2018

Eine Runde um Saubernitz (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Saubernitz (Zubrnice), so hatte ich schon häufig von einem Wanderfreund gehört, sei eine wunderschöne Ortslage in einem Seitental des Böhmischen Mittelgebirges, welches bei Großpriesen (Velké Březno - dort gibt's eine Brauerei) sich zur Elbe hin öffnet. Und tatsächlich:

Das alte Bauern- und Pfarrdorf Saubernitz liegt teils am Kreuzzbache u. dem hier einmündenden Saubernitzer Bache, teils auf einer Anhöhe am r. Ufer. Im N. ist es vom Vierzehngebirge, im O. vorn Kninitzberge, im S. vom Kühbusche eingeschlossen. Die schöne, gesunde Lage macht den Ort geeignet zur Sommerfrische.“ (Franz Hantschel)

Bei näherem Kartenstudium stellte ich fest, dass wir die Höhen, die beiderseits das Tal einfassen, bereits bewandert haben. Nämlich den Matzensteinkamm (Sokolí hřeben) auf dem Weg zum Binower Spitzberg (Magnetovec) und die Höhenlagen um das verlassene Dorf Wittine (Vitin).

Saubernitz liegt malerisch im Tal und ist von einer Hügellandschaft umgeben, welche sich an die Talseiten der umliegenden Höhenzüge anlehnt. In diesem welligen Gelände wurde früher Obstbau betrieben. Auf den alten, knorrigen Bäumen wachsen auch in diesem Jahr noch Unmengen von Pflaumen, Äpfel und Walnüsse. Massenhaft liegen die überreifen Früchte am Boden und niemand kümmert sich darum. 

Der Ortskern von Saubernitz ist als Museumsdorf ausgewiesen und auffällig schön restauriert. Ein Lehrpfad führt durch die Ortslage. Man nutze den Aufenthalt für einen Rundgang oder den Besuch des Museums. 

Bereits vom Ortszentrum ist in etwas erhöhter Lage überraschenderweise ein abgestellter Zug mit mehreren Wagons zu sehen. Eingeweihte wissen natürlich, dass in Saubernitz eine Bahnlinie endet, die zu der früheren Lokalbahn Großpriesen–Wernstadt–Auscha (L.G.W.A.) gehörte, welche 1890 in Betrieb genommen und 1978 stillgelegt wurde. Seit 1988 wird sie zwischen Großpriesen und Saubernitz als Museumsbahn betrieben und genießt den Status eines technischen Denkmals. Im ehemaligen Bahnhof in Saubernitz befindet sich heute ferner ein Eisenbahnmuseum. Bereits bei einer früheren Tour begegneten uns Reste der Bahnlinie in Wernstadt (Vernerice). Die Gleise dahin liegen noch, zumindest vereinzelt, wie wir während unserer Wanderung sehen konnten. Allerdings werden sie von Urwald überwuchert. Vielerorts seien Schienen aber auch demontiert, besser gesagt, geklaut worden, wie die Sächsische Zeitung in einem Beitrag aus 2010 berichtete.

Vorbei an Obstbäumen und Wassermühlen wandern wir durch ein friedliches Tal zu dem Weiler Tünscht (Týniště), von hier über Pferdekoppeln weiter hinauf nach Plahof (Bláhov). In dem Kessel südlich der Kammlinie, die wir hier erreichen, befinden sich die schönen Gebirgsdörfer Neudörfel (Nová Ves u Plané), Hummel (Homole u Panny), Deutsch Welhotta (Lhota pod Pannou) und Proboscht (Proboštov). Wir folgen dem Bergrücken bis zur Planer Koppe, dort beginnt der spektakuläre Matzensteinkamm. Spektakulär, weil sein nördlicher Abhang stellenweise fast senkrecht gegen Saubernitz abstürzt, während der Bergrücken nach Süden sich allmählich absenkt und das Dorf Babina II fast an die Kammlinie heran reicht. Ein geeigneter Platz findet sich hier für eine Rast mit guter Aussicht nach Süd und Nord, wo sich bald einerseits der Kelch (Kalich) und die Jungfrau (Panna) zeigen, andererseits. der Fernsehturm auf dem Zinkenstein (Bukova hora). 

Beim Abstieg nach Leschtine (Leština) durchstreifen wir zunächst erneut die hügeligen Vorberge, auf denen wieder die Überbleibsel alter Obstplantagen wahrzunehmen sind. Von diesen Hanglagen fällt der Blick hinüber zur Gegenseite des Tales, wo dicht bewaldete Schluchten zum ehemaligen Weiler Wittine und zum Zinkenstein hinauf streben. Einen besonderen Zauber erzeugt die bereits einsetzende Laubfärbung des frühen Herbstes.

Wir steigen noch einmal durch eines dieser Täler bergan, um von den Wiesen oberhalb der Ortslage noch ein paar schöne Eindrücke vom Saubernitzer Kessel zu gewinnen. Mit dem Anstieg summieren sich schnell die Höhenmeter dieser Wanderung, aber die Schau über das unter uns befindlichen Tal entschädigt uns für die damit verbundenen Mühen. Saubernitz und seine Umgebung ist ein empfehlenswertes Wanderziel.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Ortsansichten vom Museumsdorf Saubernitz










Schade um das schöne Fallobst!


Alte Mühle


Häuser in Tünscht


Blicke vom Matzensteinkamm






Hallo, wo wollt Ihr denn hin?




Truthahn on the run


Kein öffentlicher Zugang


Auf den Höhen um den Zinkenstein











Ist das für mich?


Kommt uns ja nicht zu nahe!




Der Geltsch (Sedlo) im Abendlicht

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