Donnerstag, 2. Juni 2022

Wanderung über die Fluren bei Dürchel

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnittz 


Vor Jahren sind wir schon einmal von Pablowitz (Pavlovice) nach Dürchel (Drchlava) herüber gekommen. Die weitläufigen welligen Fluren am östliche Rand der Daubaer Schweiz sind uns in angenehmer Erinnerung. Besonders schön ist es hier im Frühjahr, wenn die Hecken, Wiesenblumen und Gräser blühen. Außerdem ist es sowieso wieder einmal höchste Zeit für einen Besuch der Daubaer Schweiz. Die kleinen Dörfer, die wir heute durchstreifen – Dürchel, Oschitz, Lauben, Sebitsch – müssen früher mit gutem Wohlstand gesegnet gewesen sein. Man sieht das an den großen Bauerngütern, deren Gemäuer sich heute in einem arg desolaten Zustand befinden. Dennoch haben sich Ansiedler in der ziemlich abgelegenen Gegend kleinere Häuser schön vorgerichtet oder neu gebaut, ob als Dauerwohnsitz, sei dahingestellt.

Wir starten unsere Tour in dem alten Bauerndorf Dürchel. Wir könnten zwar direkt in das Tal des Gründelbach (Dolský potok) hinein wandern, ziehen es aber vor, an der stattlichen, aber sanierungsbedürftigen Filialkirche des Hl. Nikolaus hinüber zu den Feldern zu wandern, die sich hinter dem Ort weitläufig ausbreiten. An den Ackerrainen blüht der Ginster. Das junge Getreide auf den Äckern wiegt sich im Wind, der Roll (Ralsko) in der Ferne, die Bösige (Bezdězy), Altperstein (Starý Berštejn) und die Silhouette von Pablowitz rahmen das Landschaftsbild. Hier nun wandern wir hinunter in das Gründelbachtal. Die Quellzone des Gründelbach ist sumpfig, zufließende Wasserläufe füllen bald den Bach auf. Beachtliche Felsmassen säumen beidseitig den Talrand. Linkerhand befindet sich in luftiger Höhe die Ruine der Burg Pauska (Chudyhradek), der wir jedoch heute keine Beachtung schenken. Dort, wo der aus Sebitsch herunter kommende „Hahngraben“ in das Gründelbachtal mündet, führt ein Weg durch die Felsen wieder hinauf zu einer kleinen Hochfläche, auf welcher der Weiler Oschitz (Sušice) ruht; erneut geht es vorbei an Felsmauern in das nächste Tal hinab. Hier treffen wir auf die ersten Häuser von Lauben (Loubí). Wir durchstreifen nun Wiesen und Äcker, die zwischen Wilhoscht (Vlhošť) und Hirschmatel (Heřmánky) gelegen sind. Da es immer noch Wanderfreunde gibt, die den Gansfelsen (Husa) nicht kennen, legen wir kurz entschlossen einen Abstecher dahin ein. Donnergrollen naht in Begleitung eines Regenbandes, welches uns ausgerechnet an der Martinswand (Martinské stěny) einholt. Man geht hier eigentlich an heißen Tagen, wenn der Harzduft der Kiefern dem Tal entströmt, heute nun leider mit Regenschirm in der Hand (dieser Art des Wetterschutzes geben wir im allgemeinen den Vorrang, weil zwar die Beine nass werden, aber der Oberkörper trocken bleibt, was bei der meist luftundurchlässigen Regenbekleidung nicht der Fall ist). In Sebitsch (Dřevčice) hat es schon wieder aufgehört zu Tröpfeln, aber die örtlichen Kneipen (gleich zwei an der Zahl) haben leider um diese Zeit geschlossen. Sebitsch ist, nebenbei gesagt, ein günstiger Ausgangspunkt für weitere Wanderungen in der Daubaer Schweiz

Die Gegend, von tiefen Schluchten, den „Gründen" durchzogen, hat einen wildromantischen Charakter, von den Erhöhungen ist nur der sogenannte „Kukstein", nordöstlich am Dorfe (374 m), erwähnenswert, von dessen felsigem Gipfel eine herrliche Aussicht auf das Mittelgebirge, dann auf das nordöstliche Grenzgebirge Böhmens sich öffnet. Der Gipfel selbst ist mit einem in Felsen gehauenen Cruzifix geziert. Auf der entgegengesetzten südwestlichen Seite des Ortes erhebt sich ebenfalls ein Hügel, der sogenannte „Butterstein", wo zur Zeit des Schwedenkrieges, als das Dorf in Asche gelegt wurde, von den dahin geflüchteten Frauen Butter bereitet worden sein soll. Neben diesem Hügel sind der „Lagergraben" und in derselben Richtung etwas weiter die „Kühgründe", dahin zur Kriegszeit die Kühe in Sicherheit gebracht worden sind, sowie die Pferde unter den „Pferdestein".

Eine eigentümliche Felsbildung ist auch die sogenannte „Gans", ein Sandsteinblock im Walde am Auschaer Wege, welcher die Ähnlichkeit mit einem Ganskopfe hat. Nicht weit von dem genannten Wege erhebt sich die „Martinswand", eine etwa 25 m hohe, schroffe Felsmauer. An jenen Wald grenzt näher zu Sebitsch der sogenannte „Haderbusch", welcher einst zwei Brüdern gehört hatte, die sich um den Besitz desselben so lange stritten, bis endlich die Neuschlosser Herrschaft das Streitobjekt an sich gezogen hat.“ (Der politische Bezirk Dauba. Eine Heimatkunde für Haus und Schule, 1888)

Nördlich von Sebitsch führt der Weg dann hinein in den „Hahnengraben, von dem oben schon die Rede war. Wir folgen diesem Weg bis zum Kukstein und wenden uns dann wieder Dürchel zu. Über die herrlichen, früher „Flachswiesen“ genannten Fluren wandern wir in das Tal, in dem der mit Dürchel verbundene Ortsteil Radisch (Hradiště) liegt. Auf einem Felssporn, der heute schlecht erreichbar ist, hauste früher ein Rittergeschlecht.

Schon der Name des unmittelbar bei Dürchel gelegenen Dörfchens Radisch (d.i. hradiště, Burgplatz) deutet auf eine daselbst ehemals bestandene Befestigung, und vor mehr als sechs Jahrhunderten bereits mag sich somit daselbst der Ursitz der Ritter von Dürchel erhoben haben. Der Platz, wo diese Veste stand, ist nach drei Seiten steil abschüssig, nach der vierten Seite zeigen sich noch Spuren eines Wallgrabens; ebenso sieht man hier geringe alte Mauerreste. Der Besitzer eines dort neuerbauten Hauses (Nr. 8) soll auch den alten Burgkeller durch Verschüttung der nach außen führenden Thür für seine Zwecke zugerichtet haben.“ (Der politische Bezirk Dauba)

Schon hat sich der Kreis unserer heutigen Wanderung geschlossen. Später stellte sich noch heraus, dass wir wieder einmal alles richtig gemacht haben, denn als wir gen Heimat rollen, hören wir im Verkehrsfunk, dass sich zu Hause Wolkenbrüche ergossen haben und Straßen gesperrt werden mussten. Da waren die paar Tropfen an der Martinswand doch geradezu ein Geschenk.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Filialkirche des Hl. Nikolaus in Dürchel



Über die Fluren zwischen Dürchel und Pablowitz







Im Gründelbachtal








In den Tälern um Oschitz




Bauernhaus in Lauben


Unterwegs zwischen Wilhoscht und Hirschmantel












Die sogenannten Pseudo Schratten (pseudo scrapy)






Alles erinnert hier an die Gans    



Bei Regen über die Martinswand








Nicht gerade der günstigste Weg nach dem Regen


Beim Haderbusch




Diese Kneipen in Sebitsch haben heute leider geschlossen





Nischenkapelle auf dem Kukstein


Über die Flachswiesen zurück nach Dürchel













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