Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Endlich geht es wieder einmal in die Daubaer Schweiz! Der Sommer ist der ideale Zeitraum dafür. Allerdings ist die Anreise unerwartet mit Hindernissen versehen. Kurz vor dem Ziel verwehren uns in Habstein (Jestřebí) Baumaßnahmen die Querung der Bundesstraße 38. Umleitung ist keine angegeben. Das Problem kann noch pragmatisch, aber nicht verkehrsgerecht gelöst werden. Bei der Heimfahrt klappt das dann allerdings nicht, Passage der Kreuzung unmöglich. Schlaue Menschen kennen natürlich eine Alternative und zwar über Hirschberg (Doksy) via Niemes (Mimon) Das klappt auch wunderbar, leider nur bis Hirschberg. Dort ist die Landstraße nach Niemes voll gesperrt ohne Ausschilderung einer Umleitung, versteht sich. Verhältnisse wie im Deutschland dieser Tage!
Irgendwie erreichen wir doch noch das hübsche Bauerndorf Klum (Chlum), erstmalig urkundlich erwähnt 1293. Klum ist von Feldern umgeben, angrenzend der Maschwitz Berg (Maršovický vrch), von dem allerdings nicht mehr viel übrig ist, weil gierige Steinbrecher den einst stattlichen Berg abgetragen haben. Dr. Hantschel rühmt ihn noch mit den Worten „Eine ausgezeichnete Rund- und Fernsicht entrollt sich dem Auge“. Das ist Geschichte. In seiner Nachbarschaft entragen aber noch weitere Berge dem Plateau, der Settinaberg (Šedina), der Wrchhabener Berg (Berkovský vrch) - gekrönt durch die Burgruine Altperstein – und der Schützeberg (Strážný vrch). Dem Settina Berg entgegen richten wir unsere Schritte. Die Flanken des Berges sind von teils wuchtigen Sandsteinfelsen umgeben, am bewaldeten Doppelgipfel treten dann vulkanische Gesteine hervor. Hübsche Aussichtspunkte gibt es an den westlichen und östlichen Hangterrassen. Der nicht gewartete Weg um den Gipfel auf die östliche Bergseite ist allerdings beschwerlich. Der Abgang zu dem verschlafenen Neukalken (Nová Skalka) ist jedoch mühelos begehbar.
„Der uns zu allernächst gelagerte Kalkner- oder Settinaberg lenkt unseren Blick nunmehr ab und führt ihn hinunter in das fruchtbare Kalkner und Binaier Land mit seinen ausgedehnten Feldern, über das hinweg uns die Städterei einen Teil des Blickes auf die Stadt Hirschberg sperrt. Und weiter schauen wir und sehen überall die Dörfer mit ihren freundlichen Bauernwirtschaften, ihren stolzen schiefergedeckten Steingebäuden, wechselnd mit anheimelnden schwarzweißen Holzhäuschen aus dem Braun der Ackerfluren und dem Braungrün der Obstgärten emporsteigen zu ihren Bergen. Denn das ist eine besondere Eigentümlichkeit unseres Landes, daß die Siedlungen selten in den Tälern oder Mulden des Plateaus, sondern mit Vorliebe an den Hängen der vulkanischen Kegelberge angelegt wurden. Unsere Vorväter wußten recht gut, warum sie sich gerade dort ansiedelten, die Täler und Mulden waren feucht, ja sumpfig, die Ebenen wasserarm, am Bergeshange aber sprudelte die Quelle, die sie brauchten.“ („Unterm Altperstein: Eine kleine Heimatkunde des Daubauer und Hirschberger Landes“, Dr. Ernst Steinitz & Josef Quaißer, 1922)
Auf Abwegen durchstreifen wir die reifenden Felder um Neu Kalken und fädeln uns durch unwegsames Gelände in den Bauerngrund (Selská rokle) ein, der direkt nach Thammühl führt. Hier finden wir eine einzige geöffnete Kneipe, erstaunlich, da Thammühl ein Urlauberort am Hirschberger See sein möchte. Von der nahen Promenade genießt man einen schönen Blick über den See nebst Bornayberg (Borný).
Durch den Langen Graben (Dlouhý důl) wandern wir zurück Richtung Klum. Dabei ist noch ein kräftiger Anstieg zum Schützeberg zu stämmen. In einem kleinen Felstal befindet sich die Brandenburger Höhle.
„Sie wird von weit überhängenden Sandsteinfelsen gebildet u. diente beinahe in allen Kriegen zwi. Oesterreich u. Preußen den Bewohnern der Umgebung als Zufluchtsstätte. In den Felsen ist u. a. auch ein herzförmiger Schild eingehauen. der eine Krone mit folgender Inschrift trägt: „Ao 1741 den 21. Dec. sein alwegen Branaburgers entwichen Beamte, Richter und gemeine Leute.“ (Dr. Hantschel)
Stramm geht es nun nach oben zum Schützeberg, seitlich tiefe Talabgänge. Ein schöner Pfad läuft um den Gipfel herum. Das letzte Stück unseres Weges führt unterhalb der Halden des Steinbruches am Maschwitzer Berg in das Klumer Oberdorf. Gerahmt ist er von blühendem Hollunder und Heckenrosen. Die herrliche Daubaer Berglandschaft mit ihren eingebetteten Feldern lässt uns noch einmal innehalten und den Anblick genießen.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Rundgang durch Klum
Unterwegs zum Settinaberg, die Burgruine Altperstein thront auf dem Wrchabener Berg
Auf dem Settinaberg
Ansichten von Alt Kalken
Über die Fluren von Alt Kalken
Abstieg in den Bauerngrund
Hirschberger See mit Bornayberg
Brandenburger Höhle
Rückweg nach Klum
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