Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Nach langer Abstinenz statten wir dem Gebiet um den malerischen Hirschberger Großteich (Máchovo jezero), des größten Teiches in Nordböhmen (über 350 ha), einen Besuch ab, nicht ahnend, was uns auf der relativ kurzen Tour noch erwarten wird.
„Für jeden, der diesen herrlichen, schilflosen Wasserspiegel zum ersten Male überschaut, ist der Eindruck geradezu bezaubernd, zumal bei Sonnenuntergang o. bei Vollmond, da hiebei der Contrast zw. der beleuchteten Wasserfläche u. den dieselbe umschließenden, buchtenreichen, waldigen Höhen (Bornai am nö., Schraubenberg am n, Draschenberg am w. Ufer) vortheilhaft mitwirkt, während des Sommers herrscht hier reges Leben, da der Teich viele Badelustige anlockt; auch die Herrsch. hat hier ein Badehaus.“ (Dr. Franz Hantschel)
Der Schraubenberg (Šroubený) erhebt sich inmitten des Badeortes Thammühl (Staré Splavy) über dem See. Die Idee, diesen aussichtsverdächtigen Berg während unserer Matowegtour (siehe hier) noch „mitzunehmen“, scheiterte an damaligen Erschöpfungszustand am Ende einer Etappe. Das war auch besser so, denn Auf- und Abstieg sind mit einer ziemlichen Schinderei verbunden , aber die Aussicht ist natürlich bezaubernd. Im übrigen weilte der Überlieferung zufolge ein ziemlich berühmter Mann seiner Zeit auf dem Hügel
„Auf diesem Berge soll Kaiser Karl IV. gelegentlich einer Jagd den Entschluss gefasst haben, den Großteich anzulegen ... Von Thammühl erreicht man in 10 Min. das Forsthaus Obertennlösig, von wo man sich ins Kummergebirge o. auf die Bornai führen lassen kann.“ (Franz Hantschel)
Hier sind wir also ganz richtig und wählen einen recht gemütlichen Weg ins Kummergebirge (Hradčanské stěny, Polomené hory). Einmal oben auf dem Kamm angekommen, wandert es sich angenehm durch die herrlichen Buchenwälder. Bald rechts-, bald linksseitig gehen steile Schluchten zu Tal. Mancherorts wurde auch hier der Wald abgeholzt, wodurch neue Sichtachsen entstanden, aber auch beträchtliche Schäden an den teils steilen Wegen verursacht wurden, die das Laufen beeinträchtigen.
Die ganzen spitzigen Hügel, die an unserem Weg liegen, möchten wir natürlich gerne aufsuchen. Als erstes wäre der Kleine Bornaiberg (Malý Borný) dran, der sieht schon von unten recht verwegen aus. Um aus unserer Richtung den Gipfel zu erreichen, testen wir einen Pfad, der allerdings nicht auf allen Karten eingezeichnet ist. Es handelt sich dabei wohl um einen der steilsten Anstiege, die wir je ausprobiert haben, dazu rutschig und mit Laubresten bedeckt – kaum, dass man sich auf den Füßen halten kann. Bemerkenswert, dass alle es geschafft haben (denn alle sind so um die Siebzig). Vom abgeholzten Gipfel genießt man eine schöne Aussicht zu den Bösigen (Bezdězy), das war‘s.
Der nächste Berg ist dann wesentlich interessanter, der Schachtenberg (Havířský vrch). Hier wurde Eisenerz abgebaut. Der Hügel ist von einer ca. 1 km langen Abbaugrube gespalten.
„Von den Spuren der alten Baue auf Eisenerze bei Hirschberg, Hammer und Kummer dürfte die bemerkenswerteste jene beim Schachtenberg im Kummergebirge in dem Dreiecke zwischen Großteich, Heideteich und dem Südabhang des Hauptkammes sein. Hier zieht ein künstlich ausgeschachteter Graben aus der Nähe des „Taubenstein" über den Schachtenberg zum Hauptkamm, in dessen Nähe zahlreiche Scherben von hartem Eisensandstein und stellenweise blättriger Toneisenstein zu finden sind. Ich neige der Ansicht zu, daß die alten Hüttenleute den uns jetzt ob seiner Härte und Schwere am meisten imponierenden Eisensandstein ziemlich verschmäht und dafür den unscheinbaren, aber leichter zu verhüttenden Toneisenstein ausgesucht haben.“ („Geologische Streifzüge zwischen Mittelgebirge und Jeschken“, Karl von Zimmermann, NEC 1906, Nr. 4)
Vom Gipfel des Schachtensteins bieten sich herrliche Aussichten zum Großteich und die Gegend, die wir heute bewandert haben. Beim steilen Abstieg passiert man ein durch Gitter versperrtes Einstiegsloch zu den einem Bergwerkstollen.
Nächstes Ziel ist der Taubenstein (Pinka), ein Fels, der schon ziemlich ufernah aus dem Kiefernwald zum Großteich aufragt. Man muss klettern, um einen Ausblick zu den Bösigen (Bezdězy) zu erhaschen. Jetzt aber hinauf zum Großen Bornaiberg (Borný), dem Hauptziel unserer heutigen Tour, denn von seinen Lehnen gibt es die umfassendsten Ausblicke auf den Hirschberger See. Allerdings sind die Wanderfreunde von den durchaus heftigen Anstiegen derart geschwächt, dass keiner mehr mitgehen will. Anstelle dessen wird als finales Ziel eine Gaststätte im Campingbereich in der Nähe des Seeufers ausgegeben. Wenigstens ein Bier gibt es da noch zu trinken.
Die GPS-Daten zu dieser Tour finden sich hier.
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