Dienstag, 16. Juli 2024

Wanderung durch die Felsenlandschaft bei Gestrebitz

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hötnitz


Sommerwetter lockt uns zu dem ersten Ausflug des Jahres in die Felsenwelt der Daubaer Schweiz. Der Ausgangspunkt für unsere heutige Tour ist Gestrebitz / Jestrzebitz (Jestřebice), gelegen auf einer Sandsteinplatte, die von tiefen Tälern, merkwürdigen Sandsteingebilden und sogenannten Buschkellern umgeben ist.

Was die Bedeutung der „Buschkeller" betrifft, so mögen sie, nur an einem schmalen Felsenpfade schwer zugänglich, als feste Verstecke für die Einwohner der Umgegend in Kriegszeiten oder aber als Räuberhöhlen, wie angeblich auch die Widimer Buschkeller, gedient haben. Besondere Sagen darüber sind keine bekannt.“ („Der politische Bezirk Dauba“, Friedrich Bernau, 1888)

Beschrieben werden „Buschkeller“ beträchtlichen Ausmaßes, die im Inneren auch funktional gegliedert sind. Auf dem Plan steht heute wieder einmal ein Besuch der Kappensteine (Pokličky) im Kokorschiner (Kokořín) Tal. Sie gelten als das eigentliche Wahrzeichen der Daubaer Schweiz.

Die Deckelentstehung ist an die Erosionsprozesse und die Härte der einzelnen Materialien gebunden, deshalb konnten Deckel entstehen, deren Oberteil aus sand- und eisenhaltigen Ablagerungen und der untere Teil aus sandiglehmigen Ablagerungen zusammengesetzt ist. Den Deckeln ähnliche Formationen findet man auch in der Nähe von Albrechtsthal (Vojtěchov), wo sich die sogenannten Jestřebické pokličky befinden.“ (https://www.mladoboleslavsko.eu/redakce/index.php?xuser=&lanG=de&dr=721)

Auf letztere stoßen wir überraschend gleich zu Beginn unserer Wanderung. An dieser Stelle ist allerdings ganz plötzlich der Weg abhanden gekommen. Nach einigem Suchen stellen wir fest, dass er zwischen den Felsen fast senkrecht in die Tiefe führt (und so etwas ist markiert!), so dass nach Überzeugungsarbeit gemeinschaftlich beschlossen wird, tatsächlich hier abzusteigen. Es lohnt sich aber, denn unweit der Einmündung zum Albertsthaler (Vojtěchov) Grund befindet sich, etwas versteckt an einer Felswand, ein schönes Relief mit der Kreuzigungsszene.

Nach einem Abstecher zu den großen Kappensteinen schwenken wir in die von Felswänden gesäumte Močidla Schlucht ein, von der später das botanisch interessante Gebiet der Apatyka Schlucht abzweigt.

Die Schlucht hat ihren Namen von der Fülle an Heilkräutern, die hier gesammelt wurden. Die Temperaturinversion in der Schlucht ist der Grund dafür, dass hier Pflanzen vorkommen, die für Berg- und Vorgebirgsregionen untypisch sind. Im Winter wird die Schlucht von einer rotierenden warmen Luft mit einer Temperatur von + 4 °C durchströmt, im Sommer hingegen befindet sich in der Schlucht eine Schicht mit konstant kalter Luft von 13 °C. Dies führt zu einer Umkehrung der Vegetationszonen. Kälteliebende Arten, die für höhere Lagen typisch sind, wachsen tief in der Schlucht in geringer Höhe. Umgekehrt wachsen wärmeliebende Arten aus niedrigen Lagen hoch über der Schlucht.(https://www.kudyznudy.cz/aktivity/rokle-apatyka-na-kokorinsku)

Unser Weg berührt dieses Areal nur am Rande, führt uns wieder hinauf auf die Sandsteinplatte bei Wemschen (Mšeno), von dort vorbei an beeindruckenden Felsformationen wieder hinab nach Kokorschin. Einen Burgbesuch lassen wir heute aus und begeben uns auf den ca. 4 km langen Weg, der um die Felsen mäandernd etwa in halber Höhe über dem Grund des Kokorschiner Tales zurück in Richtung Gestrebitz führt. Abenteuer Suchende machen einen Abstecher zu den Überresten der Burg Nedamy, eines mittelalterlichen Sitzes aus dem 13. bis 14. Jahrhundert, gegründet auf einem markanten Sandsteinfelsen. Eine gemeißelte Treppe führt auf die Oberplattform.

Fast in Gestrebitz angekommen, ändern wir die Richtung, um zum Fels-Kirchlein (Kostelíček) abzusteigen

Der „Kosterliczek" (Kirchlein) ist wohl schon im Mittelalter eine Einsiedelei gewesen, jedenfalls deutet das in den natürlichen Felsen gehauene Cruzifix, das doch gleich bei Aushöhlung des Raumes entstanden sein mag, auf einen schon ursprünglich religiösen Zweck des letzteren hin. Später mag die Höhle vielleicht, worauf die Befestigungen hindeuten, ähnlichen Zwecken gedient haben, wie die „Buschkeller". Möglich ist es auch immerhin, dass sich zur Zeit der Gegenreformation die verfolgten Protestanten zur Abhaltung ihres Gottesdienstes an dieser einsamen Stelle versammelt haben. Dass der Ort einst kirchlichen Zwecken diente, geht schon aus seinem Namen hervor. … Vor 80 Jahren soll ein armer Schneider aus Jestrzebitz, weil er im Dorfe kein Quartier fand, längere Zeit im Kosterliczek gehaust haben, bis es ihm von der Herrschaft verboten wurde“. („Der politische Bezirk Dauba“, Friedrich Bernau, 1888)

Zur Rückkehr nach Gestrebitz haben wir leider einen Weg gewählt, der zwar vor einigen Jahren noch begehbar war, aber heute total verwachsen ist und durch umgestürzte Bäume verbarrikadiert ist. Der Trost: oben stehen die Fahrzeuge und zwei Kneipen, die leider um diese Zeit heute geschlossen haben.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Impressionen aus Gestrebitz







Kappenstein bei Gestrebitz und Steilabstieg ins in den Alnertsthaler Grund







Kalvarie im Albertsthaler Grund


Wahrzeichen der Daubaer Schweiz: die Kappensteine



Auf dem Weg durch die Apatyka-Schlucht












Abstieg durch die Kočičina Schlucht nach Kokorschin






Burg Kokorschin



Durch die Kokorschiner Gründe







Reste der Felsenburg Nedamy








Kirchleinhöhle






Beschwerlicher Schlussanstieg nach Gestrebitz





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