Sonntag, 5. Juli 2020

Wanderung zum Sabertberg und romantischen Weilern im Land unter dem Jeschken

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Nach dem teilweisen „Unlock“ der würdelosen Corona-Schikanen ist die Grenze nach Böhmen nun wieder geöffnet. Nach den verpassten Frühlingswanderungen ist jetzt eine angemessene Eröffnungstour gefragt, die zugleich Lust auf mehr macht. Ich glaube, die heutige Tour erfüllt diesen Anspruch. Wir sind im Land unter dem Jeschken (Podještědí) und zwar in einer Gegend, die von der Wanderzunft kaum frequentiert wird. Für jene Wanderfreunde, die es noch nicht kennen, ist dabei noch ein Abstecher zur Teufelsmauer (Čertova zeď) geplant. Dieses geologische Wunder wurde bereits an verschiedenen Stellen besprochen.

Die Teufelsmauer ist ein vom Jeschken bis zum Bösig sich ziehender Basaltgang, von welchem der diese Gegend bildende Sandstein gehoben und durchbrochen wurde. Der ursprünglich den Basalt von beiden Seiten deckende Sandstein wurde an manchen Stellen durch Einflüsse der Atmosphäre und des Wassers zertrümmert und fortgespült, so dass der den Riss ausfüllende Basalt in Form eines Dammes mehr oder weniger aus dem Sandsteine hervorragt, überall fast dieselbe Breite von 2 m zeigt und aus horizontal aneinander gelegten Säulen, einer künstlichen Mauer gleichend, besteht. Der dieselbe zusammensetzende Basalt, ist Nephelinitoidbasalt, feinkörnig (Anamesit) hart und enthält mikroskopischen Olivin“ (*)

Heute wird im allgemeinen bezweifelt, dass es sich dabei um eine durchgängige Mauer gehandelt hat, da sie verschiedene Täler gequert haben müsste  und somit den Wasserabfluss aus diesen Tälern verhindert hätte. Gleichwohl trat die Mauer an mehreren Stellen augenfällig zu Tage. Es haben sich weitere Gangsysteme oberflächlich gezeigt, es muss sich wohl um ein verästeltes System gehandelt haben. (siehe u.a. Skizze, verschiedene Gänge mit dunklem Strich gekennzeichnet.)


Außer dieser überall bei den Angrenzenden wohlbekannten Teufelsmauer, gibt es in der Gegend mehrere andere Basaltgänge, die jedoch weder die Länge der eben beschriebenen, noch die schönen Partien derselben aufweisen können. Ein solcher mit dem Ersten paralleler Gang beginnt bei Javornik, geht über eine bewaldete Anhöhe, passirt dann die Qschitz- Böhmisch- Aichaer Straße, zieht sich über die Anhöhe „na Zabitech“ auf dem Bellai gegen Lesno zu. Der Basalt dieses Ganges besteht mehr aus kleineren und größeren Stücken und zeigt nirgends die schöne, horizontale Säulenlagerung. Ein dritter den Hauptgang, die eigentliche Teufelsmauer schneidender Basaltgang ist in Form eines Grabens hinter der Försterei bei Hühnerwasser zu sehen. Auch bei Hoflitz und Plauschnitz, unweit Niemes, erhebt sich ein von N gegen S sich ziehender bewaldeter Bergrücken, der auch den Namen Teufelsmauer führt. … 




Wirft man noch einen Blick zurück auf die Teufelsmauer, so erscheint sie uns wirklich als eine von Riesenhand über Berg und Thal in gleichmäßiger Dicke aufgeführte Mauer, welche sich kaum mehr an einer Stelle in ihrer ursprünglichen Gestalt dem Beobachter präsentirt. Sie wurde an den meisten Stellen zerstört, weil man das sie zusammensetzende Gestein, welches an Härte und Dauerhaftigkeit die in der Gegend häufig vorkommenden Sandsteine übertrifft, mannigfach verwendet hat. So schwindet eine schöne Partie der Teufelsmauer nach der anderen; vorerst wurden jene Theile, welche die Thäler durchschnitten, zerstört; hierauf griff man zum Gestein, das die Lehnen sich hinanzog und erst jetzt kommen die an den obersten Theilen der Hügel meterhoch sich aufthürmenden Basaltsäulen an die Reihe. Daher kommt es, dass wir in den Thälern fast gar keine oder nur selten eine sehenswerte Partie zu Gesichte bekommen ...“ 

(*)„Die Teufelsmauer zwischen Oschitz und Böhmisch Aicha“, Prof, Fr, Wurm, 1884)




Die Expansion des Abbaus erfolgte insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Basalt für den Bau der sogenannten Reichsstraßen benötigt wurde. Die Mauer war noch um 1850 in einer im wesentlichen durchgehenden Länge erhalten. Der Abbau dauerte jedoch bis in die 1920er Jahre. Weder das Bergbauverbot, das aufgrund wiederholter Appelle des Geologen und Lehrers Otakar Fendrych angekündigt wurde, noch die Tatsache, dass die Einhaltung dieses Verbots von der Gendarmstation überwacht werden sollte, halfen. Erst 1930 wurden die Grundstücke vom Staat aufgekauft und dem Treiben viel zu spät Einhalt geboten. Erst 1964 erhielt die Umgebung Rechtsschutz in Form eines nationalen Kulturdenkmals. (Quelle)



Eigentliches Ziel unserer Wanderung ist jedoch der Sabertberg (Zábrdský kopec) und die umliegenden idyllischen Weiler Sabert (Zábrdí) und Wlachey (Vlachov). Wir beginnen unsere Wanderung in Smrschow (Smržov) zunächst mit dem Ziel Teufelsmauer und nehmen dann den doppelgipfligen Sabertberg in Angriff. Von Norden führt ein schmaler Wiesenstreifen hinauf auf den Sattel zwischen den beiden Gipfeln. Im Anstieg entfaltet sich rückblickend mit zunehmender Höhe ein phantastisches Panorama des Jeschkenkammes. Am Sattel angekommen, scheue man nicht, die wenigen Schritte zum östlichen Gipfel hinauf zu steigen. Denn nur von hier erblickt man über der Ortslage des benachbarten Nahlau (Náhlov) die Bösige (Bezdězy), den Roll (Ralsko) und (wie zauberhaft) den Silberstein (Stříbrník). Eine bessere Stelle für eine Rast wird sich nicht finden lassen. Auf den Wiesen blühen die Sommerblumen und bunte Falter umschwirren die Blüten.

Der Weg hinunter zu dem versteckten Weiler Sabert ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Der einzige Weg wird durch einen Grundstückseigentümer blockiert, also muss man querfeldein steil zur Zugangsstraße absteigen. Das Dorf an sich ist idyllisch gelegen, man wünschte sich, dass die Zeit stehen bliebe. Noch abgeschiedener und noch romantischer ist das benachbarte Wlachey, welches über einen Sattel erreichbar ist. Hier sagen sich wohl Hase und Igel gute Nacht. Auch hier ist Pfadfindergeist gefragt, um ins nächste Tal zu gelangen. Aber das gibt den Wanderungen ja erst den richtigen Pfiff. Noch einmal geht es am Talrand hinauf in die kleine, ebenso romantisch gelegene Ortschaft Dechtar (Dehtáry). Nun haben wir das Plateau erreicht. Das ständige Auf und Ab hat ein Ende und der Rückweg gestaltet sich recht eben. Bemerkenswert ist noch die Ortschaft Klein Lesnow (Lesnovek), zu der uns ein angenehmer Wanderweg durch ein sanftes Wiesental leitet, welches jetzt vom Flor der blühenden Sommerblumen verzaubert ist. Im Ort fallen uns zwei alte Bauernhöfe auf, die scheinbar noch in traditioneller Form bewirtschaftet werden. Der Rückweg nach Smrschow ist reine Fleißarbeit über Schellwitz (Všelibice) und Tschihadl (Čihadlo). Der Abstieg nach Smrschow wird noch einmal ein wenig unübersichtlich, da die Wege auf den Karten nicht verzeichnet sind. Hier verlief früher die kleine Teufelsmauer, von der wir allerdings keine Reste mehr entdecken können.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Start in Smrschow am Hostinec "Čertova zeď"



In der Gegend um Sabert treffen wir einige große Johannisbeerplantagen an


An der Teufelsmauer




Auf dem Weg zum Sabertberg







Aussichten vom Sabertberg








Die Ortslage von Sabert








In Wlachey



Fachwerkhaus in Dechtar




Dörfliche Idylle in Klein Lesnow








Nicht alle Vierbeiner sind so friedlich wie diese beiden



Kapelle in Smrschow

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