Dienstag, 26. Januar 2021

Auf der Suche nach Denkmälern in der Nähe von Kleinmergthal

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Auf der Suche nach Denkmälern in der Nähe von Kleinmergthal

In den Wäldern des Lausitzer Gebirges findet man zahlreiche Hinterlassenschaften von Volkskünstlern, die sich mit Themen aus der Sagenwelt beschäftigten oder von ihren religiösen Empfindungen inspiriert wurden. So gibt es Reliefs, Felsgravuren und kleine Denkmäler. Viele Beispiele findet man auf den Internetseiten des Lausitzer Gebirges (luzicke-hory.cz). Die meisten davon sind vielen Freunden der Gegend natürlich bekannt. Aber nicht alle. Hin und wieder gibt der eine oder andere ein gut gehütetes Geheimnis preis und schon hat man einen Anreiz, sich auf die Suche nach dem Unbekannten zu machen. So auch heute an einem wieder einmal ziemlich trüben Herbsttag. In Großmergthal (Mařenice) nämlich war zu erfahren, gäbe es einen wenig bekannten Felsaltar. Der wäre auszukundschaften.

Am Rathaus in Großmerghtal beginnen wir unsere Wanderung. An einem Seiteneingang der Gaststätte „U Tří lip“ gibt es etwas zu Futtern, hier holen sich einige Bewohner des Ortes ein paar Lebenmittel ab, auch sie sind in ihrer Bewegungsfreiheit beschnitten: Corona, versteht sich, hat sie im Griff.

Großmergthal ist ein schönes Gebirgsdorf im Lausitzer Gebirge.

Der stattliche Ort, 365 m über dem Meere, liegt eine Stunde von Zwickau im Tale des Lichtenwalder Baches und zieht sich von Norden nach Süden. … Der Lichtenwalder Bach mit rein südlicher Richtung fließt durch den ganzen Ort und mündet, nachdem er die Ausläufer des Stiefelberges in einem Bogen umflossen, bei Kleinmergthal in den Hammerbach. Er hat ein starkes Gefälle, tritt oft aus den Ufern, reißt mit sich, wessen er habhaft werden kann und macht bisweilen großen Schaden. Sein Wasser wird auch genossen. Es birgt viele Forellen, die häufig nach Sachsen verkauft werden.

Die Kirche in Großmergthal, schön auf einer Anhöhe gelegen, ist ein würdiger, stilvoller Bau, vom Friedhofe umgeben. Eine Zierde des Ortes ist das Kirchlein auf dem Kalvarienberge. Ein Stimmungsbildchen sondergleichen. Ergreifend wirkt der Ton des Glöckleins auf den Fremdling, der, den Heimatgedanken in der Brust, dort unten wandernd seine Straße zieht. Das Kirchlein ist 1750 erbaut. ... Alljährlich am Dreifaltigkeitssonntage findet eine Bergprozession (ehemals „Zapfenfest") statt. Das Alter der in den Felsen gehauenen „Siebenschläfer" ist unbekannt. (1700?)“ (Heimatkunde der Gerichtsbezirke Deutsch Gabel und Zwickau i.B., 1925)

Wir suchen uns einen Weg hinter der Kirche der heiligen Maria Magdalena und nähern uns dem Kalvarienberg (Kalvárie) über die Wiesen von seiner östlichen Flanke her. Aussicht besteht heute keine, aber es ist, wie oben beschrieben, „ein Stimmungsbildchen sondergleichen“. Nun aber auf zur Suche des Felsaltars. Am Ortsausgang von Großmergthal führt eine Brücke über den Lichtenwalder Bach (heute wohl Zwittebach/Svitávka genannt). Hier verzweigt ein Weg in die Aue des mäandernden Baches. Ein Stück des Wegs entdeckt man an einer Felswand in schöner Lage den etwas schmucklosen Altar. Noch ein kurzes Stück, dann ist der Wasserlauf zu überqueren, der derzeit gut angefüllt ist. Anstelle der auf einer alten Karte verzeichneten Brücke liegt nur ein umgestürzter Baumstamm über dem Bach. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als darüber hinweg zu balancieren.

Über Glasert (Trávník) wandern wir nun zum Knespelberg (Knespelův vrch), von dessen Lehne wir schon so manchen herrlichen Ausblick genossen. Am Waldrand erblickt man an Knespels Tor ein Holzkreuz

Dieses Fleckchen Erde, „Knespels Tor" genannt, bietet besonders bei sinkender Sonne eine wunderbare Aussicht gegen Norden und Osten, wohl der geringen Mühe des Aufstieges wert. Eigenartig ist auch der Platz bei dem hohen Holzkreuze daneben, eine stimmungsvolle Andachtsstätte.“ (Ebenda)

Ein Wanderrastplatz lädt zum Innehalten ein. Heute ist es zu ungemütlich, so dass wir die Mittagspause verschieben. Unweit davon treffen wir auf ein herrliches Naturdenkmal, den senkrecht aus dem Walde aufragenden malerischen Rabenstein (Křížová věž), der majestätisch über Hoffnung (Naděje) thront. Mehr über seine Geschichte erfährt man hier. Einigen Wanderfreunden knurrt nun hörbar der Magen, aber sie müssen sich noch gedulden, bis wir die Reste der alten Felsenburg Mühlstein (Milštejn) erreicht haben.

Die Ruine liegt mitten im Walde. Durch ein natürliches Felsentor von 3 m Höhe und 6 m Breite betritt man den ehemaligen Burgplatz, den eine riesige, 300-jährige Buche beschattet. … Ein Plätzchen von historischer Stimmung“ (ebenda)

Von der ehemaligen Burg ist so gut wie nichts mehr zu sehen. Bis 1910 hat man hier Mühlssteine gebrochen und mangels Ergiebigkeit dann den Abbau eingestellt. Es ist immer noch klamm, so dass wir die Rast auf das Nötigste beschränken und weiter geht es zum Dürrberg (Suchý vrch). Der Gipfel des Dürrberg erstaunt jeden, der hier das erste mal verweilt. An drei Stellen treffen wir auf sehenswerte Felsformationen. Von zweien davon erlangt man herrliche Aussichten in westlich bis östliche Richtung, die dritte findet sich mitten im Wald. Riesige Felsbastionen, die uns immer wieder in Ehrfurcht versetzen, ragen an der Südseite aus dem Steilhang heraus.

Unser letzter „Tagesordnungspunkt“ ist die Eishöhle (Ledová jeskyně) an der nördlichen Flanke des Dürrberges. Verlockend ist ein Weg, der von den eben beschriebenen Felsen entlang der Höhenlinie direkt zur Eishöhle führt. Etwa 200 m vor der Eishöhle endet dieser Weg aber. Der Rest muss doch auch ohne Weg zu schaffen sein! Das ist leider nicht der Fall. Im felsigen Gelände ist mit herkömmlichen Mitteln kein Abstieg möglich, so dass wir uns durch steiles Gelände großräumig ausholend an die Eishöhle heran pirschen. Ein Zugang ist ohnehin nicht mehr möglich, so dass man auf den Besuch im Grunde auch verzichten kann.

Den Rückweg treten wir durch das Hammerbachtal (Údolí Hamerského potoka) an, die Sonne kommt auf einmal heraus, leider ein paar Stunden zu spät für uns. Eine Gedenkminute legen wir an der idyllischen gelegenen Pension Hammermühle ein (Restaurace Penzion Pod přehradou). Wie zischend würde jetzt ein Bier durch die Kehle rauschen? Aber kein Mensch weit und breit, denn es herrscht die Corona-Seuche. Übrigens bin ich im Heimatkundebuch auf folgenden Abschnitt gestoßen:

Etwa 0,5% Todesfälle betrafen meist nur Ungeimpfte [es geht um die Blattern]. Solche kleinere Epidemien traten 1919 in Postrum, Seifersdorf und Schönbach und auch in Zwickau und Umgebung auf. Den gefürchteten Sanitätswagen traf man allenthalben, aber bald verschwanden die roten Warnungszettel wieder von den Haustüren.

Mehr Opfer forderte die Grippe, 1918-19, die fast kein Haus verschonte, Sonstige Infektionskrankheiten waren Masern und Scharlach, die aber infolge verständiger Behandlung und rascher Isolierung bald ohne Opfer erloschen.

Die sanitären Verfügungen der Behörden; Sauberkeit in Haus, Wohnung und Schule, Spuckverbot, Impf- und Anzeigepflicht, Isolierung, Desinfektion u. a. finden erfreulicherweise auch schon im Volke eine bessere Würdigung und lassen die Ausbreitung ansteckender Krankheiten in Zukunft weniger bedrohlich erscheinen.“ (ebenda)

Aha, schon wieder die Grippe - und ich dachte, sie wäre überraschend so plietz plaatz über uns gekommen. Eines können wir von unseren Vorfahren aber noch lernen: dies sogenannte AHA-Formel müsste noch einmal revidiert werden. Ich schlage vor AHAS → Alltagsmaske-Händewaschen-Abstandhalten-Spuckverbot (natürlich auch und besonders für Maskenträger). Man muss das den Menschen sagen, von alleine kommen sie ja heute nicht mehr darauf. Und was die Impfpflicht betrifft, so gehe ich davon aus, dass die Seren vor 100 Jahren vor der Anwendung am Menschen eine entsprechend lange Testphase durchlaufen haben.

Den GPS-Track zu dieser landschaftlich schönen und abwechslungsreichen Tour findet man hier.




Auf dem Weg zum Kalvarienberg




Gefunden: Felsaltar bei Kleinmergthal



   Am Lichtenwalder Bach




Über Glasert zum Rabenstein















An der Ruine Mühlstein




Bei den Felsen auf dem Dürrberg









Einstieg zur Eishöhle


Talsperre am Hammerbach








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