Montag, 21. August 2023

Wanderung zum Matrelig

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Zugegebenermaßen gehören die Wanderfreunde vorwiegend der vulnerablen Gruppe um die 70 an. Dieser Sprachgebrauch hat sich seit der Corona-Krise für besonders „verletzliche“ Kreise eingebürgert. Derzeit sorgt man sich um vulnerable Gruppen, die leicht der Sommerhitze erliegen können. Geht man nun noch bei 30° C wandern oder nicht? Das muss jeder in Abhängigkeit von seinem Allgemeinbefinden und seinem Selbstvertrauen für sich entscheiden. Wir nehmen es auf uns, denn frische Luft und Sonnenschein (Vitamin D) halten wir für besser, als auf der Couch herumzulungern. Für ausreichend Flüssigkeit muss natürlich gesorgt sein. Außerdem gibt es Gegenden, die man nur im Sommerhalbjahr besuchen würde, zum Beispiel das Böhmische Mittelgebirge. Wenn nicht jetzt, wann sonst?

Zwischen Munker (Mukařov) und Reichenau (Rychnov) breitet sich eine ausgedehnte hügelige Hochebene aus, die bis an das Massiv des Zinkensteins (Buková hora) heran reicht. Diese Gegend einmal zu bewandern hatte ich mir schon lange vorgenommen. Allerdings gibt es nur wenige Wege durch dieses mit Grünland überzogenem Terrain. Sollten hier Rinderherden draußen sein, dürfte es mit dem Vorwärtskommen schwierig werden. Es gibt aber eine interessante Alternative. Nach Westen hin wird dieser Hochlandkessel von einem Kamm begrenzt, der von Munker bis etwa zum Zinkenstein verläuft. Über diesen Kamm führt ein gemütlicher Weg, der großartige Aussichten bietet.

Wir beginnen mit unserer Tour an der kleinen Kapelle in Naschowitz (Náčkovice). Von der Ortsverbindungsstraße nach Munker zweigt der Weg zum Matrelig ab. Schon bald erreichen wir den kleinen Aussichtsturm auf Zimmers Beile (Víťova vyhlidka). Der Turm hat sogar geöffnet, der Rundblick ist großartig. Gegen den Sonnenstand am Vormittag ist die Sicht auf Ronberg (Ronov), Wilhoscht (Vlhošť) und Bösige (Bezdězy) zwar etwas eingeschränkt, dafür auf Geltsch (der uns den ganzen Tag über beschäftigen wird), zum Zinkenstein und den in der Ferne liegenden Höhenzug des Lausitzer Gebirges aber um so besser.

Mühelos kommen wir vorwärts. Leicht ansteigend zieht der Weg hinauf zum Matrelig (Matrelik), die frühere Schreibweise Mathröllig wird auf den ehemaligen Eigentümer des Flurstückes, Mathias Röllig, zurückgeführt. Auf diesem ließ der Tetschner Gebirgsverein 1886 einen hölzernen Aussichtsturm errichten, von dem allerdings keine Spuren mehr zu finden sind. Die von Dr. Hantschel beschriebene Aussicht war sehr umfassend, die Elbe bei Aussig inbegriffen. Man sieht sie heute nur, wenn man den Kamm in Richtung Westen überschreitet. Uns fasziniert die Weite der Hochebene, die großflächig sauber abgeerntet ist, im Hintergrund wird sie vom Kamm des Lausitzer Gebirges überragt. Inwiefern die überall sichtbaren verschweißten Heuballen den optischen Eindruck verbessern, ist Ansichtssache.

Wir folgen dem Weg in Richtung Zinkenstein und steigen bei den Ruinen des ehemaligen Dorfes Großzinken (Velké Stínky) ins Tal ab. Von Hitze ist nichts zu spüren, auf der Höhe und den folgenden Wiesenpassagen weht uns ein angenehmer Wind um die Nase, im Wald ist es ohnehin frisch. Wir Wandern weiter bis Loschowitz (Lovečkovice), zunächst vorbei an den Ruinen von Mauerschin (ohne tschechischen Namen) über Kninitz (Kninice), Nieder Rebire (Dolní Šebířov), Lukowitz (Lukavice). Eine Kirschallee spendet uns die letzten reifen Früchte dieser Saison. In Loschowitz liegt die einzige Kneipe am Wege. Wir verlassen uns darauf, dass diese ab 15 Uhr geöffnet haben wird. Noch einmal reichlich Flüssigkeit tanken ist ratsam, denn auf dem Weg hinauf nach Naschowitz ist damit zu rechnen, dass uns die Hitze hier einholen wird. So kommt es auch, aber die letzten 3 Kilometer schaffen wir spielend.

Die Tour hatte alles, um in die Annalen als "Tour des Jahres" einzugehen.

Die GPS-Daten zu diesem Track findet man hier.




Über Zimmers Beile zum Matrelig



















Der Fernsehturm auf dem Zinkenstein



Ruinen des ehemaligen Dorfes Groß Zinken



Monströse Ruine des Weilers Mauerschin


Rast auf den Höhen bei Kninitz




Der Geltsch rückt ins Blickfeld





Loschowitz






Auf dem Rückweg nach Naschowitz







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