Montag, 6. Mai 2024

Wanderung zum Königsberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Nach dem wärmsten kalten Winter aller Zeiten sehnen sich die Menschen danach, dass der Frühling seine Blütenpracht entfaltet. Das hält dann regional differenziert so 3 – 4 Wochen an. Doch siehe da, die Natur kann auch anders. Innerhalb weniger Tage hat sich der Blütenzauber flächendeckend eingestellt. Man weiß vor Schreck gar nicht, welcher Tour man den Vorzug einräumen soll. Wir versuchen es heute einmal im Böhmischen Mittelgebirge. Und zwar mit dem Koselberg (Kozel). Von Straußnitz (Stružnice) aus sieht man den Berg in seiner ganzen Ausdehnung und man fragt sich, wie man auf die geplanten 17 kommen soll. Aber man wird sehen, man kommt …

Bei der Anfahrt nach Straußnitz von Oberliebich (Horní Libchava) aus kommend, sieht man bereits die blühenden Hänge um den Schossenberg (Radečský kopec) herum. Schossendorf (Radeč) nämlich ist von einem „Wald von Obstbäumen“ umgeben, wie man bei Hantschel erfährt. Man muss sich das für das nächste Jahr merken. Wir nehmen uns also heute zunächst den bereits gut bekannten Koselberg vor, wandern über die zwischen Straußnitz und dem Berg gelegenen Wiesen Richtung Tiefendorf (Bořetín), um von Osten her den Gipfel zu bestürmen. Ein direkter Aufstieg ist wegen der Steilheit des Berges nicht möglich, jedenfalls sind mir keine Wege bekannt. So, wie man langsam beim Durchstreifen der Wiesen an Höhe gewinnt, verbessert sich die Aussicht zu den Bergen des Lausitzer Gebirges und der Rollgegend. Aber nun hinauf zur Kosel. Ein Erkundungsteam geht vor bis zum Gipfel, von wo es früher herrliche Aussichten gab, heute ist derselbe bewaldet. Ziel war das Auffinden der Grundmauern der früheren Koselbaude, von der es interessante Überlieferungen gibt. Noch zum Jahreswechsel 1944/45 wurde hier Sylvester gefeiert, bevor sie nach dem Kriegsende in die ewigen Jagdgründe geschickt wurde. Auch versorgte der Baudenwirt junge Wehrpflichtige, die sich während des Zweiten Weltkrieges in den Wäldern versteckten, um dem Fronteinsatz zu entgehen. Löblich.

Wir bleiben oben auf dem Koselrücken u. wandern nw. weiter auf der breiten bebauten Hochfläche, „Überschaar" genannt, u. ergötzen uns an den wechselnden u. einander ergänzenden, herrlichen Aussichten, welche die Kosel zu einem ganz eigengearteten Aussichtspunkte machen.“ (Dr. Hantschel).

Von der Überschaar wird man einer herrlichen Aussicht nach Norden und Westen gewahr. Im oberen Teil der Überschaar verschafft ein gut erhaltenes Kruzifix eine überaus romantische Stimmung. Mehr davon gibt es am Rande der Ortslage von Petersdorf (Stvolínecké Petrovice), wo ein in voller Blüte stehender Kirschenhain die Ansicht des Geltsch (Sedlo) umrahmt. Nach redlich verdienter Pause wandern wir über Neuland (Novina) zum Königsberg (Králův vrch), sein westlicher Ausläufer nennt sich Kühnelsberg (Modrý vrch). Diesen Doppelgipfel umwandern wir auf holprigem Wege, nicht jeder Teilnehmer erkennt den Sinn der Übung. Aber,

Er ist über u. über mit gewaltigen Basaltblöcken bedeckt u. bietet an einer von Buchen übergrünten Stelle, dem Krater, geradezu ein erstaunliches Bild eines Felsschlundes. Zw. den schütteren Waldbäumen hindurch hat man nw. einen sehr schönen Ausblick aufs Polzenthal mit Politz u. Sandau, Kleinbocken dah. noch weiter Schneeberg, Rosenberg, Kaltenberg u. a. - Ö. vom Königsberge in der Einsenkung liegt inmitten einer üppigen Waldwiese idyllisch die Hirschpfütze, welche das ganze Jahr hindurch Wasser hält u. dem Hochwild zur Tränke dient. An ihr kommt man vorüber, wenn man den Abstieg vom Koselrücken zur Station Straußnitz-Neustadtel nimmt.“ (ebenda)

Genauso machen wir das. Beim Abstieg nach Straußnitz passieren wir noch den mit einem Kreuz bekrönten Ertelsberg (Ortles), um den sich viele Sagen ranken.

Er heißt auch „Zwergselberg", weil ihn die Sage zum Sitze von Berggeistern, Zwergen u. Gnomen gemacht hat. Er ist mit spärlichem Gebüsch bewachsen u. stellt einen klippigen, aus verschieden dicken Säulen gebildeten Basaltblock dar. Die mehrere Quadratmeter große Plattform trägt eine 1812 erb. Capelle u. bietet eine ungemein liebliche Aussicht ins Polzenthal; ein bequemer Zickzackweg führt zw. den herausragenden wagrechten Basaltsäulen empor.“ (ebenda).

Von der Kapelle sind nur Fundamentreste vorhanden, aber das Kreuz steht noch fest auf dem Fels.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Friedhof von Straußnitz auf einer Anhöhe


Der Weg nach Tiefendorf über die Koppeln mit schönen Aussichten









Der Standort der alten Koselbaude mit deren Resten





Kruzifix auf der Überschaar



Der Weg über die Überschaar mit Himmelschlüsselwiesen und schönen Aussichten











Der Rundweg um den Königsberg herum










Abgang nach Straußnitz mit Abstecher auf den Ertelsberg









Blick vom Ertelsberg über das Polzental



Die Polzen




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