Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Eine Örtlichkeit, die unverdienterweise noch nie von uns besucht wurde, ist die Burgruine Scharfenstein (Šarfenštejn/Ostrý), die nebenbei bemerkt, von Höhenzügen umgeben ist, deren Erforschung sehr lohnend ist. Die frühere Burg Scharfenstein stand auf einem Felsmassiv über dem Polzen in der Nähe Bensen (Benešov nad Ploučnicí). Jenseits der/des Polzen erhebt sich der Krohberg (Kohout), den wir unlängst besuchten.
(An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: heißt es nun der Polzen oder die Polzen? Nachlesen kann man dazu Folgendes: „Was das Geschlecht von Flussnamen betrifft, ist die wichtigste Regel im Deutschen, dass es keine Regel gibt – anders als zum Beispiel im Lateinischen, wo die Flüsse grundsätzlich männlich sind, wo auch die Donau "Danuvius" heißt. Im Deutschen hängt das Geschlecht von mehreren Dingen ab.“ Wer dazu mehr wissen will, der schlage einmal hier nach.)
Nun aber weiter zur Burgruine Scharfenstein:
„die Höhe des Scharfensteines, eines mäßig hohen Felsens (50 m), der die Trümmer der Burg Scharfenstein trägt u. ein ebenso interessanter, wie pittoresker Basaltstock ist, eingekeilt in die umgebende sedimentäre Gebirgsschichte. Auf der Franzensthaler Seite des Felsens stehen die Basaltsäulen fast senkrecht, gleichsam ein Riesenbüschel darstellend; aus der w., bebuschten Seite sind sie minder regelmäßig, ja es zeigt hier der Basalt zum Theil auch eine plattenförmige Absonderung. In den Spalten befindet sich dreigefingerter Steinbrech. Die ehem. Ringmauern der Burg zogen sich kühn an den abschüssigen Lehnen dahin; ein Theil derselben aus der SO. u. SW. Seite ist noch in bedeutender Mächtigkeit erhalten. Auch die Reste eines runden Thurmes sind auf der S. Seite der Kuppe noch erhalten; sein Besuch wurde jedoch in neuerer Zeit aus Sicherheitsgründen nicht mehr gestattet. Auch noch Spuren eines Brunnens sind vorhanden. Von einzelnen Stellen innerhalb der sagenumwobenen Ruine hat man hübsche Ausblicke auf das von waldigen Lehnen eingeengte Polzenthal flußab- u. aufw.. Burg Scharfenstetn ist das älteste Baudenkmal bei Bensen u. wurde als Schutztwehr gegen feindliche Einfälle muthmaßlich um l.230 von dem Tetschner Zupan Marquard II. von Roll angelegt, welchen Zweck sie in Folge ihrer Lage auf schroffen, von drei Seiten durch den Fluß geschützten Felsen ganz wohl erfüllt haben mag.“ (Dr. Hantschel)
Während der ersten Rast im ehemaligen Burgareal erscheint plötzlich eine Fee, die den Ort von Müll befreit und den Papierkorb leert. Wie oft erlebt man solches einmal im richtigen Leben. Bald sehen wir die Fee wieder, wie sie mit einem Kollegen den Weg zur Burg freischneidet geradehin zu einem unerwarteten Kiosk. Als uns der Kioskbetreiber erspäht, stellt er emsig ein Schild auf und öffnet den Laden, so dass wir die Einladung sogleich annehmen und noch eine Rast mit einem Bier einlegen. Und das vor elf Uhr!
Das war auch die einzige Möglichkeit zur Einkehr auf der Tour, denn nun geht es hinauf zu den Hochflächen um Kleinbocken (Mala Bukovina). Die Wege da hinauf existieren nur noch auf der Karte oder sind eingekoppelt, trotzdem kommen wir gut durch. Als lästig erweisen sich nur die beiden Regenschauer, die das hohe Gras einnässen, durch welches wir schreiten müssen. Oben auf dem Plateau angekommen, gibt es dann Wirtschaftswege. Die Sonne zeigt sich nun wieder, Hosenbeine und Schirme trocknen schnell. Auf der Hochfläche erwartet uns ein Blütenmeer. Es blühen Sommerblumen und Kräuter in Hülle und Fülle und die Aussichten zu den umliegenden Gebirgsgegenden laden zum Bummeln ein. Aus der Ferne grüßt die malerische Kirche von Klein Bocken. Nichts lässt erkennen, dass sich hier häufig Wanderer aufhalten. Gern würden wir zum flachen Gipfel des Bockenberges (Bukovinský vrch) aufsteigen um die Aussicht noch zu verbessern, aber dieser ist umzäunt mit dem dringenden Warnhinweis, dass die Leitungen unter Strom stehen und sich in der Koppel Bullen befinden. Also lassen wir das, aber das Panorama ist auch so faszinierend.
Eine wahre Entdeckung ist dann der Mädchenstein (Dívčí Kámen), ein kleiner basaltischer Hügel, der noch einmal zum Verweilen einlädt. Besonders prächtig zeigt sich hier der Rosenberg (Růžovský vrch) in der Böhmischen Schweiz. Nun bleibt uns nur noch der Abstieg zurück nach Bensen. Dabei kann nicht mehr viel schief gehen, denn den Weg wanderten wir bereits auf unserer Rautenwegtour (Diamantka).
Eine Wanderung über die Höhen rings um Kleinbocken, die man auch von Sandau (Žandov) gut erreichen kann, ist immer wieder ein Höhepunkt im Leben eines jeden Wanderzausels.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Burgruine Scharfenstein
Ein rettender Kiosk am Rande der Zivilisation
Sammlerleidenschaft – jeder nach seiner Fasson
Über Wiesen und Weiden hinauf auf das Plateau
Die Sonne meldet sich zurück
Schöne Aussichten auf die Gebirgswelt – Wilhoscht, Bösige, Schossenberg, Kirche Kleinbocken
Hinauf zum Bockenberg, mit Hindernissen
Rechts Schossenberg, links Roll
Bei Benutzung bitte anschnallen
Auf dem Mädchenstein erscheint der Rosenberg im Blickfeld
Zurück in Bensen mit seinen Salhausenschlössern
auf dem Warnschild ist nur von einem ZUCHTBULLEN die Rede. Mehrere in der Koppel würden die Rassereinheit und die Ruhe ordentlich aufmischen
AntwortenLöschenArndtek grinsend