Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Über das Misthaus (Hnojový Dům) in Klein Iser (Jizerka) und seinen ehemaligen Besitzer, den Weltenbummler, Zausel und Unikum des Isergebirges – Gustav Ginzel – muss hier nicht weiter berichtet werden. Eingeweihte kennen ihn noch persönlich, allen anderen sei empfohlen, einfach im Internet danach zu suchen oder einmal hier oder hier nachzuschauen. Ich übernachtete dort einmal 1977 und erinnere mich zum Beispiel noch daran, dass Gustav uns zu einer Wanderung an die Große Iser animierte mit dem Hinweis, dass wir nicht verraten dürften, wer uns den Weg dahin gewiesen hat, denn das Gelände lag im Grenzgebiet zu Polen. Wir wurden nicht ertappt. Auch sollten wir uns nicht bei der Suche nach Edelsteinen in der Kleinen Iser erwischen lassen. Um dabei erfolgreich zu sein, muss man aber ohnehin Geologe sein, wie Gustav Ginzel es einst war.
Das war damals. Heute wollen wir unbedingt nach Klein Iser zum Misthaus wandern, weil wir aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, dass dort die Narzissen blühen. Übrigens, wer Klein Iser in de alten Literatur sucht, wird unter Umständen nicht gleich fündig, der Ort hieß früher Wilhelmshöhe oder auch Buchberg.
Wir machen uns also vom Wittighaus aus auf den Weg. Wir sind an diesem schönen Frühlingstag die einzige Gäste auf dem Parkplatz (Achtung: der Parkautomat ist nur mit Münzen zu bedienen, wenn kein Parkwächter vor Ort ist. Ein Tagesticket kosten seit Menschengedenken 100 Kronen. Hier ist die Zeit stehen geblieben). Das alte kultige Wittighaus (Smědava) wurde komplett abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt, welches nur noch schwach an die historische Baude erinnert. Die Meinungen darüber gehen auseinander, siehe hier.
Unser
heutiger Weg führt uns über den sogenannten Wälschen Kamm
(Vlašský
hřeben), der im Schwarzen Berg (Černý Vrch) gipfelt. Der Weg
ist
wenig begangen, also idyllisch, stellenweise moorig. Aussicht
fanden
wir nur an zwei Stellen auf den Felsen. Die
gepflanzten Bäume nach der Umweltkatastrophe Ende der 70-er
Jahre
sind wieder
aufgewachsen und
versperren ansonsten
die Sicht über
die
Landschaft. Es
ist zu
berichten,
dass in die
Fichtenbestände
Laubbäume (Ebereschen) eingepflanzt wurden,
um so die
Monokultur aufzulockern.
Erwähnenswert
ist
ferner der mächtige Teufelsstein (Čertův kámen), zu dem ein
Stichweg
unweit des Gipfels hinführt. Dieser Standort gewährt diverse
Ausblicke auf die umliegende Gebirgswelt.
Es herrscht strahlender Sonnenschein, trotzdem erscheint das Hochtal von Klein Iser wenig lebhaft, denn die frischen Farben des Frühlings haben aufgrund der klimatischen Bedingungen hier noch nicht Einzug gehalten. Die Vegetation ist hier in einer Höhe von knapp 1000 m noch nicht so weit fortgeschritten, ausgenommen die Frühblüher, auf die wir es abgesehen haben. Nach kurzer Einkehr nehmen wir zunächst den beschaulichen Lehrpfad entlang der Kleinen Iser (wo es die Edelsteine geben soll) und lenken unsere Schritte nun zum Misthaus. Und wahrlich, es blühen prächtig die Narzissen ringsumher. Ich ließ mir sagen, dass Spezl hier den blumigen Schriftzug „Erich“ eingepflanzt haben, in provokanter Erinnerung an selbigen. Ich habe die Gedenkpflanzung allerdings nicht gesehen. Südlich, am anderen Ende des Hochtals ragt steil der Buchberg auf. An seinen Lehnen werden in drei bis vier Wochen die Trollblumen (Trollius europaeus) blühen. Dann präsentiert sich der ganze Hang weit sichtbar in leuchtendem Gelb. Einzelne Exemplare zeigen sich aber schon.
Wir machen uns auf den Rückweg entlang der kleinen Iserwiese (Malá Jizerská louka). Der Weg, der zunächst in Richtung der Raubschützfelsen (Pytlácké kameny) auf dem Mittleren Iserkamm (Střední jizerský hřeben) führt, wird immer dürrer und stellenweise fragt man sich, ob man sich nicht vielleicht schon mitten im Moor befindet. Mancher bekam nasse Füße. Aber gottlob finden sich alle wieder vollzählig am Wittighaus ein.
Den GPS-Track zu dieser Tour findet man hier.
Das neue Wittighaus
Am Teufelsstein
Pfad über den Wälschen Kamm, in den Hülsen verbergen sich die angepflanzten Ebereschen
In Klein Iser
Vorboten der Trollblumenblüte
Auf dem Lehrpfad entlang der Kleinen Iser
Die Narzissenblüte am Misthaus
Blick über das Isermoor
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