Freitag, 10. Juli 2020

Wanderung zu Bienertberg und Kaiserstein

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Vom Proschwitzkamm (Prosečský hřeben) erspähten wir im letzten Jahr auf einen, dem Isergebirge vorgelagerten Höhenzug, einen Aussichtsturm. Das ist die Warte auf dem Kaiserstein, der uns bisher noch völlig unbekannt gewesen ist. Das sollte sich nun ändern. 

Man ist relativ selten unterwegs in dieser Region. Im Tal der Neiße zwischen Jeschkenkamm und Isergebirge donnert der Verkehr in Richtung Turnau vorbei und der Ausblick auf die Städte Gablonz und Reichenberg lassen einen Aufstieg auf die Berge auch nicht gerade als lohnend erscheinen. Dennoch ist das gesamte Landschaftsbild interessant. 

In Kohlstatt (Milíře) beginnen wir unsere Wanderung. Zunächst geht es recht unspektakulär bis Reichenau (Rychnov u Jablonce nad Nisou), dann weiter in Richtung Pelkowitz (Pelíkovice). Zwar fällt uns nichts anderes ein, als ein asphaltiertes Sträßchen zu benutzen, aber das ist nicht weiter schlimm, da es kaum befahren ist und im stetigen Anstieg die Aussicht immer besser wird. Der Höhenzug, den wir erklimmen, ist der Jeschken-Kosakow-Kamm (Ještědsko-kozákovský hřbet), auf dem wir bei einer früheren Tour schon einmal gewandert sind. Zu unserer großen Freude ist das Grasland, welches sich hinauf zum Gipfel des Bienertberges (Bienertův kopec) zieht, ganz unberührt. Weit und breit erspäht das Auge keine Rinder in den Koppeln, die uns so oft den Weg versperren. Direkt am Gipfel des Berges ist eine Markierungsstange aufgepflanzt. Hier ist der geeignete Platz für eine Rast. Die Aussicht von diesem Berg ist unglaublich umfassend. Sie spannt sich über das Isergebirge hinweg zum Riesengebirge, über das Böhmische Paradies bis zu den Bösigen, zur Daubaer Schweiz und natürlich dem dominierenden Jeschkenkamm. Es ist erstaunlich, dass der Bienertberg trotz seiner Attraktivität als Aussichtsberg ziemlich unbekannt ist. Nur Professor Theodor Hübler („Führer durch das Jeschken- und Isergebirge..“) ist eine „hübsche, theilweise eigenartige Rundsicht“ aufgefallen.

Im Norden zeigt sich auf einer weiteren Anhöhe das kleine Kirchlein von Radl (Radlo). Um dahin zu gelangen, bedarf es eines kräftigen Abstieges, um darauf folgend wieder hinan zu steigen. Weit hinauf zieht sich Radl in Richtung Schwarzbrunnkamm (Černostudniční hřeben). Den oberen Ortsteil haben wir bereits am Morgen nach unserem Start durchquert. Nun gehen wir aber auf gleichmäßiger Höhe, meist den Jeschken im Blick, weiter zum Kaiserstein. Hier ist Schluss mit lustig, denn nun ist ein plötzlicher Steilanstieg hinauf zum neuen Aussichtsturm zu bewältigen, so dass - bevor man diesen erklimmt - sich ein kurzes Verschnaufen erforderlich macht. Die Aussicht ist nun hier wieder gewaltig und, man glaubt es kaum, dem Turm hat man eine Höhe gegeben, bei der nun der umstehende Wald auch wirklich überblickt werden kann. Erstaunlich die große Anzahl der Radfahrer hier oben angesichts der Steilheit des Geländes. Das ist ja auch kein Wunder, von Kohlstatt aus nämlich kommt ein gemütlicher Weg nach oben, den man unschwer erradeln kann. Nach kurzem Abgang sind wir auch schon wieder bei unseren Fahrzeugen. 

Auf dem Kaiserstein ist in einen Felsblock eingelassen noch eine Gedenktafel ersichtlich, welche an die Anwesenheit Kaiser Josef II erinnern soll, der am 15.09.1779 auf dem Berge war und nach welchem derselbe, der zuvor Kohlstatter Spitzberg geheißen hat, benannt wurde. Es ist auffällig, dass das Erscheinen des Kaisers, der zwischen 1765 und 1790 residierte, sehr häufig in den Überlieferungen der nordböhmischen Region Niederschlag findet. Was sind dafür die Ursachen? Josef II war ein Hauptvertreter des aufgeklärten Absolutismus und brachte während seiner Amtszeit zahlreiche moderne Reformen auf den Weg, die das Denken seiner Zeitgenossen noch überforderten, wobei er die Machtausübung des Erbfeindes und Preußenkönigs Friedrich II durchaus bewunderte. Dabei darf man aber nicht übersehen, dass diese Maßnahmen weniger dem Volke zugute kamen, als mehr der Effizienzsteigerung der Regierungspolitik. Eine wichtige Entscheidung war aber die Abschaffung der Leibeigenschaft im Jahre 1781, die wohl seine Verehrung im Volke erklärt.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Im Gegensatz zu den letzten Jahren, gab es in der letzten Zeit eine Menge Regen, wovon die Natur ihren Nutzen gezogen hat, wie wir noch sehen werden


Der Jaberlich schaut herüber


Blumenpracht in den Gärten von Reichenau








In der Ferne grüßt Radl (Radlo)



Auf dem Bienertberg







Unterwegs nach Radl






Auf dem Weg zum Kaiserstein






Schöne Volksarchitektur in Kohlstatt


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis