Freitag, 24. März 2023

Wanderung zum Schloss Wartenberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Die neue Wandersaison ist eröffnet, nachdem sich die ersten frühlingshaften Tage eingestellt haben. Ziel der Wanderung ist Wartenberg am Roll (Stráž pod Ralskem). Die einst sicher reizvolle Stadt mit glanzvoller Historie hat schon lange ihren Flair verloren, da hier nach dem 2. Weltkrieg der Uranbergbau etabliert wurde. Hier förderte das größte Uranbergwerk Europas bis 1996 bis zu 15.000 Tonnen Uran. Die Wohnkomplexe für die Bergarbeiter und die Industrieanlagen im Umfeld der Stadt bestimmen heute das Ortsbild. Aus diesem Grunde haben wir immer einen großen Bogen um den Ort gemacht und dabei völlig übersehen, dass über der Stadt eine beachtliche Burganlage thront. Diese Burg, die ab 1945 der Sowjetarmee als Lazarett und Ferienheim diente, wurde allerdings 1968 in einem verwahrlosten Zustand verlassen und später durch einen Brand hoffnungslos zerstört, so dass ein Wiederaufbau als undenkbar angesehen wurde. Dieses Gemäuer wollten wir uns heute einmal ansehen.

Wir wandern über die Hügel bei Hennersdorf (Dubnice) zum Tal des Jeschkenbachs (Ještědský potok), weiter hinauf zum Audishorner Spitzberg (Útěchovický špičák) und über Audishorn (Útěchovice) nach Hammer am See (Hamr). Unentdeckt geblieben war bisher die Kapelle der Jungfrau Maria auf dem Kalvarienberg in Hammer, zu deren Bau Steinaufsätze der Burg Dewin Verwendung fanden. Der Weg über eine Steintreppe hinab in den Ort ist so steil, dass man beim Abstieg Vorsicht walten lassen muss. Obwohl Mittagszeit, sind alle Kneipen in Hammer geschlossen, auch das Restaurant des Hotels Pacifik. Tröstlich ist nur der schöne Blick über den Hammerteich (Hamerské jezero) zur Burg Dewin (Devin) und dem Krassaberg (Chrástenský vrch). In Wartenberg versprechen allerdings einige Lokale Linderung für unsere durstigen Seelen. Wir fliegen gleich in das erstbeste Restaurant ein, Laguna genannt. Gelegen in einem der hier dominierenden Profanbauten macht es einen nüchternen Eindruck. Ganz anders die ausgelassene Stimmung und das lobenswerte Essen. Der Wirt ist äußerst redselig, ständig präsent und zu Späßen aufgelegt. Sprachlos macht ihn jedoch beim Abschied unsere Frage, wie glücklich er denn nun mit seinem neuen Staatspräsidenten ist? Nachdem er sich etwas gesammelt hat, kommt die sinngemäße Antwort: „Ihr in Deutschland seid natürlich mit Eurer Politprominenz wesentlich besser dran.“ Etwas geläutert ziehen wir von dannen zum Wartenberger Schloss. Wir wählen den Weg über den Kapellenberg mit mehreren Stationen

- „.Die Johannescapelle auf dem Capellenberge. dem s., einen lieblichen Ausblick auf Stadt u. Umgebung gewährenden Ausläufer jenes, von Basalttuff durchsetzten, breiten, bebuschten Hügelrückens, welcher ö. die Stadt unmittelbar begrenzt u. vom Wartenberger Anpfl.-V. mit Pfaden u. Ruhebänken versehen worden ist. Die Capelle wurde 1799 erb. u. enthält seit 1867 (als ein Geschenk des aus Wartenberg geb. Univ.-Prof. Dr. Ant. Jaksch) einen herrlichen Altar mit 9 Gemälden von Wilh. Kandler (Joh. v. Nepomuk u. darüber eine Madonna mit dem Kinde).

- Der Kreuzberg n. der Johannescapelle u. etwa 15 m höher gelegen, der höchste Punkt des oben erwähnten Hügelrückens, mit einem hölzernen Kreuze, einer hl. Grabesgrotte u. einer reizenden Rundsicht.“ ...

„[nun zu dem]... weithin sichtbaren herrsch. Schloss auf dem Schlossberge, der n. Kuppe des mehrerwähnten Hügelrückens (329 m). Mit der Johannescapelle ist es an der W-Seite des Hügels durch eine schöne Lindenallee verbunden; vom Marktplatze hinauf führt eine gepflasterte Zufahrt. Ein tiefer Wallgraben trennt das Schloss vom Hügelrücken ab. Über ihn führt jetzt eine gewölbte Steintreppe, früher eine Zugbrücke, wie die Kettenräder oben am Zugportale bezeugen. … Was aber Beachtung verdient, die herrliche Aussicht aus den Fenstern der n. u. nw. Zimmerflucht u. von der mit alten Bäumen bewachsenen Schlossterasse. Letztere liegt auf der NO-Seite, über den, mit herrlichen Kastanien beschatteten Hofraum erhöht u. ist mit einer Brustwehr begrenzt. Der Ausblick umfasst den ganzen n. Horizont vom Limberge im W. bis zum Krassaberge im O. u. gipfelt in dem greifbar nahegerückten Jeschkengebirge mit seiner thurmgekrönten Koppe.“ (Dr. Franz Hantschel)

Die Hügel sind heute mit Wald bewachsen, die Aussicht ist daher eingeschränkt. Zu ergänzen wäre, dass sich über der Stadt Wartenberg majestätisch der Rollberg (Ralsko) erhebt. Ansonsten erscheint das Schloss von Weitem in neuem Glanz, zumindest, was die Außenfassade betrifft. Betritt man den Innenhof, sieht man das Desaster. Die gute Nachricht ist, dass im Innenbereich Baumaßnahmen im Gange sind. Das mag noch eine Weile dauern bis zur Vollendung, jedoch, es tut sich etwas.

Der Weg zurück führt wieder über leichte Anhöhen nach Hennersdorf, wobei der Blick  auf den Silberstein (Stříbrník) ruht, der sofort gewisse Begehrlichkeiten weckt.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Über die Fluren von Hennersdorf







Kapelle unserer Lieben Frau in Hammer



Über dem Hammersee erheben sich der Krassaberg und der Dewin



Blick über den Großhorka Teich



Johanneskapelle auf dem Kapellenberg


Die hl. Grabesgrotte



Ausblick über Wartenberg zum Rollberg


Das Wartenberger Schloss außen und Sanierungsarbeiten im Innern








Stauen und Pestsäule am alten Marktplatz von Wartenberg





Der Weg zurück nach Hennersdorf









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