Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Auf diese Gegend kann man sich dann bei der Tourenplanung konzentrieren. Ein zweiter Aspekt spielt in dieser strapaziösen Zeit noch eine Rolle. Gerade heute (28.04.2023) lesen wir im Heimatblattl „SZ“ die nicht unberechtigte Klage über den katastrophalen Zustand der Wanderwege. Das ist nicht nur ein Problem in Deutschland, sondern unterdessen auch in Böhmen. An der Tatsache „Borkenkäfer“ kommt man nun einmal nicht vorbei, so dass wir nolens volens damit leben müssen. Dass die Wälder vielerorts kaputt sind, das hat es aber auch in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts durch Umweltschäden und Anfang des 20. Jahrhunderts durch Nonnenfraß bereits gegeben. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ärgerlicherweise die Wanderwege rabiat zerstört werden. Die Forderung kann daher nur lauten: diese Schäden sind nach dem Holzeinschlag unverzüglich und nachhaltig zu beheben! Höre ich, dass dafür kein Geld da ist? Wie wäre es, ein paar Gelder aus dem Sonderfonds der Bundeswehr über hundert Milliarden Euro im Interesse der Menschen und der Natur abzuzweigen? Davon haben wenigstens alle ihren Nutzen.
Um dem Dilemma der kaputten Wege zu entgehen, gibt es natürlich eine Alternative: die Wälder meiden, wo es geht. Die Landschaft in unserer Region mit ihren aussichtsreichen Hügeln und Wiesentälern bietet sich dafür geradezu an. So auch auf unserer heutigen Tour nach Nixdorf im Böhmischen Niederland.
„Wenn über Feld und Flur und Wald die neu erwachende Natur den Krönungsmantel wirft, lichtdurchsponnen, farbenbunt und prächtig, dann wirft der Mensch seine Winterschwere ab und greift zum Wanderstabe. Heimat und Ferne, Ausgang und Ziel! Und welches ist lockender mit verheizendem Ruf und lohnender mit erfüllter Erwartung als unser schönes, reichgesegnetes Nordböhmerland! Da liegt an seinen Gemarkungen, von Wäldern umstanden, von Bergen überragt ein Städtchen, Nixdorf genannt, dem kundigen Handelsmann und der rührigen Geschäftswelt seit Jahrhunderten ein bekannter Name. Klang doch in den schönen Zeiten des normalen Wirtschaftslebens aus Dutzenden von Häusern das helle Hämmern der Messerschmiede, die als Heimarbeiter einer weltberühmten Großindustrie für den Export in alle Weltteile arbeiteten.“ („Kennen Sie Nixdorf?“, Herausgeber Stadtamt Nixdorf)
Von Zeidler (Brtníky) wandern wir zunächst in Richtung Pirsken (Hrazený). Schon auf dem Weg dahin bieten sich herrliche Ausblicke. Die Wege im darüber liegenden Waldgebiet sind leider auch hier für den Wanderer eine Zumutung, aber bald präsentiert sich gegen Fürstenwalde (Knížecí) hin eine sanfte, von Talmulden zerfurchte frühlingsgrüne Landschaft. So ziehen wir unsere Kreise bis Nixdorf (Mikulasovice). Dabei passieren wir einen großen gefluteten Steinbruch. Das Steinbruchgelände steht Campingfreunden für Übernachtungen zur Verfügung (siehe hier). Auf dem Terrain gibt es zahlreiche phantasievolle Skulpturen, Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kinder. Baden ist möglich, aber wohl nur für geübte Schwimmer.
Die Gegend um Nixdorf soll zu Zeiten des Kaiserstaats eine der am meisten industrialisierten Gegenden Österreichs gewesen sein. Heute ist es nur noch ein Schatten seiner selbst. Wegen seiner Messerindustrie trug Nixdorf auch den Beinamen „nordböhmisches Solingen“. Heute kündet nur noch die mächtige Pfarrkirche St. Nikolaus von diesem Glanz (außerdem fanden wir eine betriebsame Kneipe im Ort).
Der schönste und für uns überraschende Teil der Wanderung steht uns aber noch bevor. Um zurück nach Zeidler zu gelangen, ist ein weitläufiger Höhenzug zu überschreiten. Hier entfaltet sich ein prächtiges Panorama mit dem Kamm des Lausitzer Gebirges, dem Rosenberg (Růžovský vrch), den Senken um den Tanzplan (Tanečnice), dem Pirsken und dem Wolfsberg (Vlčíhora), dessen historische Baude sich erst vor wenigen Wochen durch „warmen Abriss“ verabschiedet hat (siehe hier). Das Wetter hat sich leider auf den letzten Kilometern etwas eingetrübt, was Grund genug ist, alsbald noch einmal hierher zurückzukehren, um den Reiz der Landschaft auszukosten. Zurück nach Zeidler geht es nun endlich zügig bergab.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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