Dienstag, 19. September 2023

Wanderung um Auscha im Böhmischen Mittelgebirge

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Wanderung zum Neuländer Kapellenberg und zur Helfenburg

Es ist ein knallheißer Sommertag. Geplant ist eine Wanderung von Auscha (Ustek) zum Neuländer (Ostre) Kapellenberg und zur Helfenburg (Helfenburk), beseelt von der Hoffnung, in den umgebenden Wäldern ein wenig Schutz vor Hitze und Sonne zu finden. Von Auscha aus, wie aus vielen anderen Richtungen, ist der Kapellenberg deutlich sichtbar.

Auf dem Gipfel des Neuländer Capellenbergs (380 m), eines basaltischen Kegels, mit welchem dieser Höhenzug u. des Dorfes einen Ausläufer abschließt, stehen 3 von den Jesuiten zu Liebeschitz in den Jahren 1703 u. 1707 erbaute Capellen (Kreuzfindung, Kreuzerhöhung, hl. Grab) mit weithin sichtbarem Doppelthurme, neben denen man eine prächtige Fernsicht über das Auschaer Thal genießt. Am Kreuzerfindungsfeste (3. Mai) wird der Berg alljährlich von vielen Wallfahrern besucht“ (Dr. Franz Hantschel)

Oben bei den Capellen von Neuland hatten noch im vorigen Jahrhunderte die sogenannten Flagelanten oder Geisselbrüder ihren Versammlungsort. Auf Neuland wurde von den Geisslern auch die Kreuzigung dargestellt und der nahe Bach stellte den Kidron vor. Schlechtes Heuchlergesindel der Umgebung trug von Ort zu Ort den zerfleischten Sünderrücken zur Schau, sang Lieder und begehrte Almosen in den Bauernhäusern. Sie fanden durch das Hofdecret vom 9. October 1782 ihr Ende.“ (Heimatkunde des Auschaer Bezirkes, 1884)

Der gewaltige Eindruck des baulichen Ensembles, den man aus der Entfernung genießt, wird leider etwas getrübt, wenn man den Kreuzweg zum Gipfel des Kapellenberges empor steigt. Der Zustand der Anlage mit ihren Statuen lässt zu wünschen übrig. Dafür ist der Ausblick von den Kapellen auf die Umgebung, insbesondere den Geltsch (Sedlo) und den Kegelbergen des Böhmischen Mittelgebirges bis zum Milleschauer Berg (Milešovka) kolossal. Die schöne Pension unmittelbar unterhalb des Berges hat leider nur über das Wochenende geöffnet, so dass wir auf dem weiteren Weg zur Helfenburg die Getränke gut einteilen müssen.

Die Helfenburg ist eine richtige deutsche Märchenburg Die umfangreiche, noch ziemlich vollständig erhaltene Ruine nimmt unter den nach hunderten zählenden malerischen Burgtrümmern Böhmens eine der ersten Stellen ein. Gegen Zahlung von 1 Krone erwerben wir in der Gastwirtschaft vor der Burg das Recht zur Besichtigung. Unsere Rucksäcke lassen wir auf den Bänken vor der Baude zurück. Der Hund, der in der Nähe in seiner Hütte liegt, wird sie schon gut bewachen; er hat auch uns den Wirtsleuten getreulich angekündigt.

Bevor wir durch das gotisch gewölbte Burgtor schreiten, betrachten wir die zwei Wappenschilder über den Offnungen für die Ketten der ehemaligen Zugbrücke. Die Schilder haben für die Aufhellung der Geschichte der Helfenburg hohe Wichtigkeit erlangt; sie zeigen das Wappen der Herren von Wlaschim zwei Geierköpfel und das des Prager Erzbistums (einen Querbalken).

Die 12 m hohe und 277 m im Umfang messende, der Keilform des Burgfelsens angepaßte zinnengekrönte Ringmauer mit dem Wehrgang dürfte sich wohl in keiner zweiten Burgruine Böhmens in ihrer ursprünglichen Form so trefflich erhalten haben.

In dem geräumigen Burghof befindet sich ein Steintisch mit einer Steinbank. Wer mag einstens hier gesessen und gezecht haben? Es kann nur der Burgkommandant oder sein Stellvertreter gewesen sein, umlagert von seinen Getreuen. ...

Kommt, wir wollen noch den ebenfalls trefflich erhaltenen viereckigen Wartturm (Bergfried) besuchen! Er ist auf einem 16 m hohen Sandsteinstock erbaut und durch Treppen und Geländer zugänglich gemacht. Es gibt Personen bei unserer Gruppe, die auf der Wendeltreppe beinahe drehkrank werden! Sie können in den geräumigen Zwischengeschossen des Turmes immer ein bißchen ausruhen. Vom zinnenumfriedeten Söller fliegt unser Blick über die Burgtrümmer, die umglüht sind von den flammenden Farben der Bäume, und das wundervolle breite Tal, auf dessen Hängen Kiefern träumen, zum doppeltürmigen Neuländer Kapellenberg und zur wuchtigen dunklen Bergmasse des Geltsch“ („Vom Jeschken zum Donnersberg“, Jahrbuch des deutschen Gebirgssvereins für das Jeschken- und Isergebirge, 1938)

Der Erzähler berichtet uns die Erlebnisse an der Helfenburg von seiner Wanderung auf dem Kegelweg (Kuželovka), den auch wir vor etlichen Jahren gegangen sind. Heute allerdings haben sich die Verhältnisse etwas geändert: der Eintritt in die sehenswerte Burganlage ist frei, dafür ist keine Gastwirtschaft mehr vorhanden und einen Hund, der die Rucksäcke bewacht, gibt es auch nicht mehr. Nur für die Besteigung des Turmes wird ein Obulus erbeten, sofern eine Aufsichtsperson vor Ort ist, anderenfalls ist eine Begehung sicher nicht möglich.

Der Rückweg, nach Auscha ist bei der Hitze eine Herausforderung, zumal noch mit einem heftigen Ab- und Anstieg zum Vogeltal (Ptačí důl) verbunden. Der mir bis dato unbekannte Abgang dann nach Auscha über den Budin (Budina) ist aber sehr ergötzlich. Und in der sehenswerten Innenstadt von Auscha finden wir eine schöne Kneipe, um den Flüssigkeitshaushalt des Körpers wieder ins Lot zu bringen.




Sommer in Auscha






Der Affenkopf uin der Auschaer Schweiz




Der Neuländer Kapellenberg










Die Helfenburg















Ein- und Ausgang nur für trainierte Athleten




Zurück in Auscha







1 Kommentar:

  1. Hallo Mathias, bitte den mitgelieferten Text noch ergänzen

    Gruß
    Björn

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