Donnerstag, 28. Juli 2022

Wanderung von Böhmisch Kamnitz nach Schemmel und retour

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Hörnitz

Wir genießen die Vielfalt des Angebotes und wechseln von Woche zu Woche zwischen den neun Wanderregionen, die wir in unserem Buch „Entdeckungen in Nordböhmen – ein Reisebuch“ vorgestellt haben. Heute zieht es uns ins westliche Lausitzer Gebirge, von wo wir einen Abstecher in die Böhmische Schweiz unternehmen. Auf geht‘s!

Ziel der Wanderung ist Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice), welches eine reizvolle Umgebung mit schönen Wanderzielen besitzt:

Die Stadt Böhm. Kamnitz zeichnet sich von allen anderen Städten dadurch aus, daß sie einen 120 Hektar großen Naturpark besitzt, genannt der „Brand". Fünf Minuten vom Marktplatze entfernt, nehmen uns seine schönen und ausgebreiteten Nadelwälder auf, mit gut gepflegten Spazierwegen, einladenden Ruheplätzen, Miniaturmühlen und Dörfchen, Aussichtspunkten (großer und kleiner Brandfelsen, Julius-Warte), herrlichen Sandsteingebilden usw., welche Anlagen sich unter der Obhut des Anpflanzungs- und Verschönerungsvereines befinden. Mitten im Walde an der Dreifaltigkeits-Kapelle und der Münzel-Schutzhütte vorüber ist der in friedlicher Waldeinsamkeit gelegene Brüderaltar, an den sich historische Reminiszenzen aus der Reformation knüpfen. Schon von weit her grüßt den Besucher der Stadt die „Nolde" (477 m). Sie ist ein schlank aufwärtsstrebender Basaltfelsen, das Wahrzeichen von Kamnitz und gleichsam sein Wächter und Schützer. Eine herrliche Rundsicht lohnt den nicht allzu schweren Aufstieg.“ (Broschüre „Kennen Sie Böhmisch Kamnitz?“)

Den Brüderaltar (Bratrský oltář) sehen wir heute nicht, die genannten Felspartien nehmen wir jedoch mit, sie liegen am Wege. Besonders auf die Nolde (Jehla) mit ihrem Aussichtspunkt haben wir es abgesehen. Der Ausblick ist prächtig. Er wird durch die frischen, um die Felsen blühenden Fingerhüte noch aufgewertet. Der anstelle der ehemaligen Münzel-Schutzhütte entstandene Rastplatz muss natürlich ausprobiert werden, um den durch den Anstieg zur Nolde erlittenen Kalorien- und vor allem Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Unweit davon erreichen wir das Aussichtsplateau Tellplatte, ein überhängender Felsen, benannt nach dem schweizer Volkshelden Wilhelm Tell. Ein Stück weiter folgt der erschlossene Brandfelsen am Elisberg (Kunratický vrch), genannt Ponorka, was sich aus dem Tschechischen mit U-Boot übersetzen lässt. Aufstieg lohnt sich. Weniger lohnend ist das Beklettern des benachbarten Frosch (Žába), der völlig von Wald umgeben ist. Der Weg führt nun hinunter nach Kunnersdorf (Kunratice), ausgerechnet vorbei an einer Kneipe, die erst 14 Uhr öffnet.

Über Kunnersdorf erhebt sich der Ottenberg (Větrný vrch), mit seinem gigantischen Aussichtspotential, Allerdings müsste man den Berg umwandern, um dieses auskosten zu können. Dafür ist heute keine Zeit. Wir wandern hinunter in das Tal des Kreibitzbaches (Chřibská Kamenice), der später in den Kamnitzbach mündet, welcher durch die Edmundsklamm strömt. Rettung naht, denn völlig unvorbereitet treffen wir in der Nähe der Grieselmühle auf einen Campingplatz, dem tatsächlich ein Kiosk angeschlossen ist. Nach Labung nehmen wir einen oberhalb des Talgrundes von Schemmel (Všemily) verlaufenden gemütlichen Wanderweg, so dass man nicht die Straße im Tal benutzen muss. Zudem bieten sich aus dieser Lage hübsche Ansichten von der umgebenden Bergwelt. Man darf aber den Abstieg zur Felskapelle des Hl. Ignatius (Kaple sv. Ignáce) in Schemmel nicht verpassen.

Die einzigartige Kapelle wurde gänzlich aus einem freistehenden, an einem Brotlaib erinnernden Sandsteinblock herausgearbeitet. Von außen sind nur ein kleines Kreuz und die zwei Fenster sichtbar. Im Innern erinnert nur die von oben eindringende Nässe daran, dass die Kapelle aus dem blanken Fels gemeißelt wurde. Erstmals erwähnt wird die Kapelle im Verzeichnis der Kreuze und Standbilder des Pfarrsprengels Windisch Kamnitz im Jahre 1835: „In Felsen gehauene Kapelle, innen das Bild des Hl. Ignatius. Ihr Stifter wohnt in Kaltenbach und aus der Gemeinde will niemand das Patronat über sie übernehmen, da sie von Stein ist, feucht, und alles in ihr bald dem Verderben unterliegt.“

Erstaunlicherweise blieb die Kapelle trotzdem bis in unsere Tage erhalten. Es ist als Kulturdenkmal geschützt. Auch nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich unter den neuen Bewohnern des Ortes Menschen, die die Kapelle vor der drohenden Verwüstung und Zerstörung bewahrten. Heute steht die Kapelle unter der Obhut des Gemeindeamtes Dittersbach (Jetřichovice), zu der Schemmel heute gehört.(Erklärtafel an der Kapelle)

Uns bleibt nur noch der Rückweg nach Böhmisch Kamnitz. An dem wunderschön gelegenen und gepflegten Friedhof von Schemmel legen wir noch eine Rast ein, bevor wir durch die Schweinsgründe (Svinské doly) zu den Hochflächen zwischen Ottenberg und Huttenberg (Strážiště) aufsteigen. Über das schön auf der Anhöhe gelegene Filipsdorf (Filipov) geht es zurück nach Kamnitz. Die geplante Besichtigung der sehenswerten Marienkapelle müssen wir leider noch einmal verschieben, ihre Pforten sind verschlossen

Die Marienkapelle, ein Kuppelbau mit dem Kreuzgange, erbaut 1736 - 1763, eingebettet zwischen Gärten und Bäumen, kann mit Recht als Juwel der Stadt bezeichnet werden. Das Innere ist bis hoch in die Kuppel hinauf mit bildlichen Darstellungen aus dem Leben der hl. Maria al fresco geschmückt. Die Fenster sind Glasgemälde von vorzüglicher Durchführung. Der Hauptaltar steht in der Mitte der Kapelle, so daß auf allen vier Seiten Messe gelesen werden kann. Auf ihm befindet sich eine Marienstatue, die 1739 übertragen und seither zu einer Wallfahrtsstätte wurde. Ob ihres Rufes als Wallfahrtsstätte, als auch als kunsthistorisches Baudenkmal wird die Kapelle alljährlich von vielen tausenden Fremden besucht.

Eine sehenswerte Stätte für sich bildet der Kreuzgang. Anschließend der alte Friedhof mit der Preidlschen Gruftkapelle. Vor der Marienkapelle steht das 1924 enthüllte Denkmal für die im Weltkriege Gefallenen.(Broschüre „Kennen Sie Böhmisch Kamnitz?“)

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.

Traumaussichten von der Nolde


Dreifaltigkeitskapelle

Restaurierte Münzel-Schutzhütte

Aussicht von der Tell-Platte

Am Brandfelsen




Der Frosch

Kunnerwitz. Nichts ist lästiger, als geschlossene Kneipen





Auf den Fluren um den Ottenberg






Der Grieselteich



Auf den Höhen um Schemmel










Bei der Felskapelle des Hl. Ignatius in Schemmel






Beim Friedhof von Schemmel

Durch die Schweinsgründe



In Filipsdorf






Die Marienkapelle in Böhmisch Kamnitz




 

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