Mittwoch, 11. Januar 2023

Wanderung zu den Kamelsteinen und zum Spitzstein

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Schaut man sich die bekannten Wandergebiete in der näheren Umgebung an, insbesondere dem Lausitzer Gebirge, so fällt auf, dass es relativ wenige unerforschte Pfade gibt. Dennoch gibt es immer noch unbekannte Wege, an denen sich manch schöne Felsen und Aussichten finden lassen. Jene begünstigt dadurch, dass in den letzten Jahren eine Menge Holz in den Wäldern geschlagen wurde und so neue Sichtachsen entstanden sind, z.B. am Passer Kamm (Hřebeny). Meistens wählt man den Weg entlang der imposanten Oberwegsteine (Horní skály) und kommt nicht auf die Idee, zu der darüber liegenden Anhöhe hinauf zu steigen. Auch hier stehen noch schöne Felsgebilde und es öffnet sich der Blick über das Tal der Neiße bis zur Landeskrone einerseits und stellenweise über den westlichen Teil des Lausitzer Gebirges andererseits. Außerdem trifft man hier natürlich Bunkeranlagen des Tschechoslowakischen Walls (Československé opevnění). Jedes mal, wenn ich die Dinger sehe, frage ich mich, wie man auf die Idee kam, für die Verschandelung der Landschaft so viel Geld zu verballern. Ich stelle mir dann immer vor, dass irgendein Unternehmer mit freien Kapazitäten einen Parlamentarier kannte, dem er ein paar Scheine in die Hand gedrückt hat und der sich dann dafür einsetzte, dass in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts diese nutzlosen, unverwüstlichen Betonklötzer für ca. 4,5 Mrd Kronen in den Wald gesetzt wurden. Heute nennt man das Lobbyarbeit. Oder gibt es eine andere plausible Erklärung?

Nach dieser neuen Entdeckung wandern wir vorbei an den Finkendorfer Steinen (Polesínský kámen) hinunter nach Finkendorf (Polesí) und stoßen bei frühlingshaften Temperaturen auf dem Rabenstein (Havran v Polesí) auf das neue Jahr an. Gaststätten gibt es ja derzeit keine mehr in Finkendorf. Zunächst über Schwarzpfütze (Černá Louže) wandern wir immer entlang des Waldrandes nach Pankraz (Jítrava), denn hier hat täglich der „Pankrazer Hof“ geöffnet, der mit einem umfangreichen Bierangebot zu überraschen weiß. Die Speisen sind wohlschmeckend, obwohl das Restaurant als Selbstbedienungsgaststätte betrieben wird. So geht es eben auch und in allen, in den letzten Wochen von uns aufgesuchten böhmischen Restaurants scheint „Fachkräftemangel“ ein Fremdwort zu sein.

Es ist Zeit für den Rückweg, der uns zunächst an den Kamelsteinen vorbei führt. Hä? „Kamelsteine“, was ist das denn? Nach der Antwort muss man eine Weile suchen:

Am Fuße des Trögelsberges drängt sich eine Herde Elefanten, riesige Tiere mit kahlen, breiten Rücken und Häuptern. Ich fragte eine mit dem Grummet beschäftigte Frau, ob die Felsgruppe einen Namen trage. Sie antwortete: „Das sind die Kamelsteine“. Als ich meine Verwunderung darüber aussprach, erklärte sie, dieser Name stehe auf der Ansichtskarte von Pankraz. Ich verschaffte mir die Karte, fand es bestätigt und sagte dem Verkäufer: ,,Aber die Felsen sehen doch ganz wie Elefanten aus!" Da sprach der Mann die denkwürdigen Worte: „In Wirklichkeit sagen wir ja auch Elefantensteine". In Dr. Hantschels „Nordböhmischem Touristenführer" fand ich dies bestätigt.“ (E. Proschwitzer, Mitteilungen des Nordböhmischen Vereines für Heimatforschung und Wanderpflege, 1927)

Nun wissen wir also, dass es sich um die Elefantensteine (Bílé [Sloní] kameny) handelt. Nebenbei gesagt findet man in der Karte auch bei den Finkendorfer Steinen die Zusatzbezeichnung „Slon“, also „Elefant“. Ein steiler Anstieg geht hinauf zum Trögelsberg (Vysoká), von wo über den sogenannten Ziegenrücken (Kozí hřbety) der Weg zurück nach Pass führt. Entlang dieses Weges türmen sich die Felsplatten als unübersehbare Reste der Lausitzer Verwerfung (Lužický zlom) auf und erreichen am Spitzstein (Ostrý) kolossale Ausmaße. Da auch dort der Wald gelichtet ist, sind sie nicht zu übersehen. Vom Fuße des Spitzsteins bietet sich über einen Kahlschlag am Ende der Tour noch ein atemberaubendes Panorama mit Roll (Ralsko) und Bösigen (Bezdězy) im Gegenlicht.


Die GPS-Daaten zu dieser Tour findet man hier.





Am Passer Kamm







Die Finkendorfer Steine





In Finkendorf




Aussicht am Rabenstein





Unterwegs nach Pankraz (sieht aus wie im Mai, es war aber am 5. Januar)




Pankrazer Hof




Zu den Elefantensteinen












Über den Ziegenrücken zurück nach Pass





Aussichten am Spitzstein






Das Landwachtkreuz






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