Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich
Die kleinen Täler zwischen
Niederkreibitz (Dolní
Chřibská) und
dem Daubitzer
Oberdorf (Nová Doubice)
sind ziemlich
geheimnisvoll,
weil kaum Beschreibungen darüber zu finden sind und diese
daher auszukundschaften
wären.
Sie
verzweigen sich filigran
und sind mit schönen
Felsriffen besetzt. Ein Leser der Naturwunderseiten hatte mich
darauf
aufmerksam gemacht, dass sich
in diesem
Labyrinth die
sogenannte Kukačka
Höhle (Kukuckshöhle)
versteckt und
überließ mir
die Koordinaten. Diese Höhle wollten wir nun einmal aufsuchen. Ganz
in der Nähe liegt auch
das Kleine Felsentor
(Malá
skalní brána), welches wir früher bereit erkundet hatten.
Der Wetterbericht war wieder
einmal für die Katz‘, denn als wir den Parkplatz am Ortsausgang
von Daubitz (Doubice)
erreichen, setzt
ein intensiver
Schneeregen ein, mit dem
nicht zu rechnen war. Das
schöne Felsental, durch welches sich die Straße nach Kreibitz
schlängelt, hinterlässt einen gespenstischen Eindruck. Hier
stehen keine Bäume mehr. Radikal wurde das
Tal abholzt. Dabei wurden
die Wege ruiniert und scheinbar auch die kleinen Stege über den Bach
entfernt, so dass wir
keinen Zugang zu dem
gewünschten
Pfad
finden. Also müssen wir improvisieren. In einem wilden,
aber zugänglichen
Seitental wagen
wir den Aufstieg. Die
Stämme liegen kreuz
und quer, der Wald ist krank und zusammengebrochen. Was ist bloß aus
der Böhmischen Schweiz geworden?
Dann
am Suppgeberg (Suchy
vrch) verbessert sich die Lage, die
hier siedelnden Buchenbestände sind vom Waldsterben (noch) nicht
betroffen.
Von der westlichen Flanke
des Berges bietet sich eine reizvolle
Aussicht auf den
Marienfelsen bei Dittersbach, im Hintergrund der Rosenberg
(Růžovský
vrch). Die
Wegverhältnisse
verbessern sich zusehend.
Wir wandern über die Schranne an
schönen Sandsteinwänden vorbei
in Richtung Hoher Eichberg (Na Valech).
Am Böhmberg
(Česky
rvch) gibt es ergötzliche
Aussichten
auf den Kaltenberg
(Studenec)
samt Umgebung.
„Wo die drei Straßen
von
Daubitz, Kreibitz u. Rennersdorf
in
Niederkreibitz
sich
vereinen,
liegt fast unmittelbar an der Straße u.
nur durch den
Bach
von derselben getrennt, der
Heidehübel. Ein
mit zahlreichen
Stufen,
Stiegen
u. Terrassen
versehener
u. mit Bäumen
bepflanzter
Felsen, dessen Plateau vom Geb.-V.
als Restaurationpunkt
für die Besucher
der böhm.
Schweiz hergerichtet wurde; um
auf ihn zu
gelangen, muss
man durch
das Haus
des
Eigenthümers gehen. Ein
anderer
Punkt,
welcher
1886 vom Geb.-V.
erschlossen wurde.
ist der Böhmberg
(424
m), 10
Min. w. von
den letzten Häusern
in Niederkreibitz
u.
bereits im
Felsenbereiche der böhm. Schweiz.
Eine Bank ladet
zum Genusse
der hübschen Aussicht
über das Kreibitztal
ein. Über
die Schranne (450
m)
führt von da ein mark. Weg einers.
ins
Stammbrückenthal,
anderers.
längs der Überschaar
(351 m)
nach Rennersdorf.“
(Franz Hantschel; auch
alle folgenden)
Unten im Tal sehen wir schon
Rauch aus dem Schornstein der Gaststätte „U
Vyhlídky“ am
Heidehübel (Skalní
vyhlídka Dolní Chřibská)
aufsteigen . Sie hat die
ganze Woche von 12 – 22 Uhr geöffnet, leider
nicht für uns. Als wir
das Lokal betreten, baut sich der Wirt vor uns auf und
komplimentiert
uns wieder hinaus. Wenn wir ihn richtig verstanden haben, hätten wir
uns anmelden müssen. Das Restaurant war ansonsten leer. Ich
vermute, ein
Unternehmensberater hat
ihm eingebläut, dass der
Verlust geringer ist, wenn man gar
nicht erst öffnet. Missmutig
ziehen wir von dannen. Beim Forsthaus am Eingang
zum ehemaligen fürstlich
Kinsky'schen
Tiergarten legen wir eine
kurze Rast ein.
„Von
hier
führt ein
Steig
über das Daubitzer
Wasser zum „Wüsten
Schlosse“ hinauf,
einer waldumwachsenen,
etwa
15 m hohen
Felsenzunge,
auf
welcher
dereinst die Felsenveste
Karlstein
[Chřibský
hrádek] wie
ein Adlernest
gethront hat, als ein Wächter des Lausitzerweges.“
Der Weg
ist in
einem verheerenden Zustand.
Da wir den Burgfels
bereits früher besucht haben, verzichten wir auf einen Aufstieg und
verabschieden uns auch von dem Gedanken, den Kuckucksstein mit dem
Felsentor und den Irigtberg (Spravedlnost)
aufzusuchen.
Der
Kuckuckstein, „ein
Sandsteinfelsen in hoher Lage. der, ähnlich wie der Kuhstall in der
sächs. Schweiz. derartig durchlöchert ist, dass er dem Besucher
einen Durchgang gestattet. Gerade vor sich hat man die Klötzerhöhe
u. l. davon Neukreibitz am Fuße des Plissenberges.“
Stellenweise gibt es auf
den schlammigen Wegen kaum
noch ein Durchkommen. Man soll
sich Karlstein
und den Kuckuckstein für schönere
Tage vormerken. Während
ich einen entlaufenen Wanderfreund suche, macht Kamerad S. die
Kukačka Höhle
ausfindig. Danach
verlassen
wir uns
auf unseren Orientierungssinn und wandern auf einem dürren,
nirgendwo verzeichneten
Pfad gen Daubitz. Zur Hebung der Stimmung kehren wir im „Restaurace
Stará hospoda“ ein,
welches wir bisher immer gemieden haben. Zu
unrecht, wie sich zeigt. Tolle Stimmung am zeitigen Nachmittag, wer
hätte das gedacht? Die Wände der Gaststube sind mit allerlei
Devotionalien ausgestattet und man fragt sich, ob diese
wohl hin und wieder mal
entstaubt werden
und wenn ja, wie und von wem?
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
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