Mittwoch, 6. Dezember 2023

Wanderung nach Kunewald

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich

                

Die Gegend um Ringelshain (Rynoltice) ist ziemlich aussichtsreich, was vielen vielleicht gar nicht bekannt ist. Auch uns bot sich diesbezüglich eine unerwartete Überraschung.

Ziel war ein Besuch des verschwundenen Weilers Kunewald (Kunová) und des Lämberges (Lvová). Kunewald am Rande der Hochfläche des Lämbergs hatte früher einmal 16 Häuser, von denen noch ein Gehöft und ein Haus stehen geblieben, aber scheinbar nicht dauerhaft bewohnt sind. Der Rest ist verschwunden. Die Wanderung beginnt mit einer unangenehmen Überraschung, da nämlich der Weg am Ortsausgang von Ringelshain, der zu den Höhen hinauf führt, durch ein verschlossenes Privatgrundstück führt und die umgebende Wiese von einer großen Rinderherde bevölkert wird. Also bleibt nur ein steiler Aufstieg quer durch den Wald. Mir schwant nichts Gutes, denn bei den weitläufigen Flächen um den Lämberg handelt es sich um Weideland. Und richtig, auf der Höhe angekommen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Viecher ausgeschwärmt sind. Das gesamte Areal um den Lämberg herum ist eingezäunt, und zwar bis dicht an die Waldgrenze heran, so dass wir uns den Weg immer nur durch oder am Rande des Dickicht bahnen müssen. Immerhin ermahnt in Kunewald ein verblasstes Schild den Wanderer, dass es sich hier um Privatgelände handelt, welches nicht zu betreten ist. Für wen dieses Schild eigentlich aufgestellt ist, bleibt unklar, wahrscheinlich nur für uns. Wen zieht es schon hier herauf?

Die tollen Aussichten vom Lämberg bleiben uns heute also verwehrt, aber das diesige Herbstwetter verspricht ohnehin keine großen Eindrücke (am Ende füge ich anschauungshalber ein paar Bilder aus früheren Zeiten bei).

Unterhalb der Anhöhe treffen wir im Wald auf einen beachtlichen, leider verwahrlosten Felsaltar, was immerhin davon zeugt, dass früher hier Begängnis herrschte. Weiter unten, mitten im Wald unter vom Schloss Lämberg steht das Totenkreuz, welches von drei Damen liebevoll gepflegt wird. Der glanzvolle Internetauftritt zum Lausitzer Gebirge (siehe hier) gibt uns Auskunft über diese Gedenkstätte

Während des siebenjährigen Krieges wurde auf dem Schloss ein Lazarett für in der Schlacht bei Hochkirch unweit von Bautzen am 14. Oktober 1758 verwundete österreichische und preussische Soldaten eingerichtet. Infolge schlechter Versorgung und Mangel an Medikamenten starben hier etwa 1100 Soldaten, die unweit vom Schlosse im Wald an einer mit einem großen Holzkreuz, dem sog. Totenkreuz bezeichneten Stelle begraben worden sind.

Ein Besuch des Schloss Lämberg (Lemberk) ist nicht geplant, das hat im Winterhalbjahr ohnehin geschlossen. Aber einen Blick auf das Breda‘sche Lustschlösschen werfen wir schon in der Hoffnung, dass man endlich wieder einmal in den romantischen Schlosspark eintreten kann. Leider ist alles verrammelt und es sieht nicht so aus, als würde sich hier alsbald etwas ändern. Dabei ist das Umfeld des Schloss Lämberg ausgesprochen romantisch und bietet manch hübschen Ausblick.

Kein Ort des Bezirkes hat so lauschige Spaziergänge, so ehrwürdige Alleen wie Lämberg. (Schloßgarten, Zdislava-Kirchlein, „Distelborn", Totenkreuz, Hauptmannskapelle u. a. m.)“ (Heimatkunde des Schulbezirkes Deutsch Gabel [Jablonné v Podještědí]).

Über Kleinherrndorf (Kněžičky) gedenken wir den Rückweg anzutreten, um von da die weiten Wiesen in Richtung Finkendorf (Polesí) zu überschreiten. Es muss wohl nicht weiter erwähnt werden, dass auch hier das Rindvieh die Weiden besiedelt und wir einen Umweg einlegen müssen. Das hat aber wenigstens einen positiven Nebeneffekt. Die Alternativroute führt uns nämlich hinauf zu dem uns bis dato völlig unbekannten Gräfenberg, für den ich noch nicht einmal eine landessprachliche Bezeichnung ausfindig machen konnte. Schon im Anstieg dahin verbessert sich zunehmend die Aussicht auf die umliegenden Gebiete und am Gipfel macht sich Begeisterung breit. Wäre die Sicht doch heute etwas besser! Unterhalb liegt das uns bekannte Jüdendorf (Židovice), in der Ferne der Große Kalkberg (Vápenný), Jeschken (Ještěd), Roll (Ralsko) und Tölzberg (Tlustec). Bei einem Ausflug dahin aus Lückendorf kommend, bietet es sich also an, einen Abstecher zum Gräfenberg – natürlich mit einer Rast - einzuplanen. Möglicherweise kann man dann quer über die Wiesen hinunter nach Jüdendorf laufen, denn Rindviecher habe ich auf dieser Seite noch nie gesehen.

Nach dieser angenehmen Überraschung wandern wir nun flugs nach Finkendorf und weiter zurück nach Ringelshain. Dabei müssen wir uns sputen, denn jetzt ist wieder Winterzeit und die Tage sind entsprechend kurz.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.






Durch abenteuerliches Gelände von Ringelshain hinauf nach Kunewald











Die Reste des alten Ortes Kunewald



Vergessener Felsaltar am Lämberg


Verschlafene Landschaft am Lämberg



Im Wald versteckt das Totenkreuz



Die schöne Umgebung um das Schloss Lämberg




Über Kleinherrndorf zum Gräfenberg. Das Schloss Lämberg ist immer präsent


Durch schöne Herbstlandschaft zurück nach Ringelshain




„Historische“ Bilder vom Lämberg




























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis