Montag, 11. März 2024

Wanderung über den Glasertberg zur Schiller Warte

Ein Gastbeitrag, von wem schon, von Björn Ehrlich 


Anfang Februar ist man in den letzten Jahren Ski gefahren, vorzugsweise im Isergebirge. In diesem Jahr musste sogar der Isergebirgslauf wegen Schneemangels abgesagt werden. Hier im Lausitzer Gebirge ist es bereits sehr frühlingshaft, so dass die Wandersaison eigentlich schon richtig in die Gänge kommt, wobei zunächst das nähere Umfeld abgetastet wird. Heute gerät zunächst der Glasertberg ins Visier, der Aufstieg von Glasert (Travnik) führt immer über das Knespeltor

Der Verkauf von Waldbeeren und Pilzen liefert ein ziemliches Erträgnis. Der Wildstand war früher stärker; allzueifrige Nimrode ließen ihn bedauerlich abnehmen. Rehe gelten heute schon als seltene Beute. In den früheren Jahren verursachten Hirsche und Rehe an den Feldfrüchten oft großen Schaden. Der Wirtschaftsbesitzer Josef Knespel Nr. 13 erbaute deshalb aus aufgeschichteten Feldsteinen am Waldrande eine 380 m lange, 1,20 m hohe und 0,8 m breite Mauer, um das leidige Austreten des Hochwildes zu verhindern. Auf der Höhe des Berges weist dieser Steinwall eine Lücke auf, durch die ein Fahrweg in den Bergwald führt. Dieses Fleckchen Erde, „Knespels Tor" genannt, bietet besonders bei sinkender Sonne eine wunderbare Aussicht gegen Norden und Osten, wohl der geringen Mühe des Aufstieges wert. Eigenartig ist auch der Platz bei dem hohen Holzkreuze daneben, eine stimmungsvolle Andachtsstätte.“ (Heimatkunde des Gerichtsbezirkes Deutsch-Gabel und Zwickau i.B.)

Die herrliche Aussicht von den Lehnen am Knespelberg (Knespelův vrch) genießen wir bei jeder Wanderung, jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Vom Knespeltor aus geht es bergan zum Gipfel des Glasertberges. Durch Holzeinschlag im Gipfelbereich eröffnet sich der Blick vorbei an den noch spärlich vorhandenen Bäumen auf die umliegende Bergwelt.

Eine Pause haben wir auf dem weiteren Weg nach Zwickau an Machs Teich (Machův rybník), an dem früher auch gebadet wurde, eingeplant. Das Gewässer ist aber heute in einem trostlosen Zustand, also freuen wir uns auf eine Einkehr in Zwickau. Am Markt befindet sich nämlich die kleine Bierkneipe „Pivnice U FRAJERA“, die uns bereits im letzten Jahr aufgefallen war. - ein absolutes Muss. Das Lokal war wieder gut besucht, denn der sehr geschäftstüchtige Wirt hat alles, was man zu einem frisch gezapften Bier begehrt: Tlacenka, Utopenec, Klobasa, Würstchen.

Auf dem Rückweg statten wir dem Kalvarienberg (Křížový vrch) eine Besuch ab. Was uns nicht bekannt war: hinter der Kapelle gab es früher einen Ehrenhain

Am 14. Oktober 1923 wurde hier oben der vom Anpflanzungs- und Verschönerungsvereine und vom Vereine gedienter Soldaten ganz eigenartig geschaffene „Heldenhain" feierlich eröffnet und eingeweiht. Weit mehr als hundert bronzene Votivtafeln, in den Felsen eingelassen, reden ihre stumme Sprache von dem Heldenmute und dem Opfertode der im Kriege Gebliebenen. Wandle dort allein in düstrer Herbstnatur, wenn die braunen Blätter fallen dann wirst du die Stimmung empfinden, die die Wehmut in tausend Familien gesenkt.“ (ebenda)

Davon ist jedoch nichts mehr erhalten. Die Kalvarie war nach dem 2. Weltkrieg dem Vandalismus ausgesetzt. Die Kreuzwegstationen wurden zwar nach nach der Wende ordentlich restauriert, aber von dem Ehrenhain ist nichts mehr geblieben.

Weiter wandern wir zum Grünberg (Zelený vrch). Von den Höhen zwischen Kreuzberg und Grünberg bieten sich herrliche Aussichten in Richtung Urteilsberg (Ortel) und Kleis (Klíč). Ziel ist jedoch doch die Schillerwarte an der Südflanke des Grünberges.

Der Grünberg bietet in geologisch-geognostischer Beziehung ein deutliches Beispiel, wie der Basalt unverkennbar den auflagernden Sandstein durchbrach, der den Basaltkegel nunmehr rings wie ein geborstener Wall umgibt. Der Grünberg weist zwei Restaurationen aus: nördlich die ,,Friedrich-Schiller-Warte", bis 1905 „Köhlerstein" geheißen - eine wahre Felsenwarte, 1894 vom Zwickauer Gebirgsverein mit einem Eisengeländer und mehreren Bänken versehen. Die ruhige, hochpoetische Aussicht von hier aus muß den Naturfreund entzücken. An sonnigen Abenden oder frühzeitig ist sie besonders anmutig. Im Schillerjahre 1905 ließ deshalb Herr Otto Bonach ans Zwickau zur besonderen Würdigung des einzigen Plätzchens hier eine eiserne Gedenktafel mit der Aufschrift „Friedrich .Schiller - Warte 1805—1905 anbringen. Die feierliche Eröffnung der Schillerwarte geschah am 9. Juli 1905 durch die Schule in Kleingrün unter großer Volksbeteiligung. Gleich daneben im schattigen Fichtenwalde liegt die gastliche Baude. Hier sitzt man immer wieder gern in beschaulicher Nahe, streckt den Alltagsmenschen ab und empfindet so recht den Zauber Eichendorf‘scher Sonntagsstimmung. ,,Da draußen, stets betrogen, saust die geschäftige Welt.““ (ebenda)

Der Himmel hat sich abgeräumt, die Sonne scheint und der Ausblick auf die umliegende Bergwelt von Lausche (Luž) bis Limberg (Jezevčí vrch) ist famos. Ein schöner Weg verläuft vom oberen Teich südlich von Klein Mergtal (Mařeničky) hinüber nach Glasert. Noch einmal erleben wir schöne Aussichten auf Hochwald (Hvozd) und Limberg und Kleis.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Wanderrastplatz am Knespelberg



Holzkreuz an Knespels Tor


Im Gipfelbereich des Glasertberges








Machs Teich


Lauf des Woberbaches (Bobersky potok)



Schnappschüsse in Zwickau





Pivnice U FRAJERA


Der Grünberg


Der Urteilsberg


Die Kalvarie am Kreuzberg






Der verschwundene Ehrenhain


Blick zu Kleis


An der Schillerwarte



Auf Klein Mergthaler Fluren












1 Kommentar:

  1. Wie immer eine herrlich beschriebene und bebilderte Wanderung

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