Freitag, 15. August 2025

Wanderung zum Schwoikaer Wasserfall

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Liebe Wanderfreunde! Es wird immer schwieriger, in unseren Wanderrevieren noch Naturschönheiten zu entdecken, die wir bisher nicht kannten, sodass man nur an der Gestaltung der Touren noch etwas ändern kann. Aber: wir haben doch noch ein Schmankerl gefunden: den Schwoikaer (Svojkov) Wasserfall (Svojkovský vodopád), den es mutmaßlich jetzt, als es gerade einmal reichlich geregnet hat, lohnt aufzusuchen. Ansonsten sei er im Sommer ausgetrocknet, liest man. Los geht es also in Reichstadt (Zakupy), direkt am Schloss findet sich ein Parkplatz.

Wir wandern zunächst zum Frauenteich (Panin rybník) und dem Israelberg (Židovský vršek), zwei Kleinode, die wir erst im letzten Jahr entdeckt hatten. Sie befinden sich westlich von Reichstadt in einem als „Tiergarten“ bezeichneten Gebiet, in dem sich einst Gräfin Marianne vom Schloss Reichstadt aus verlustierte.

Die weitläufigen Wiesen um den Israelsberg sind glücklicherweise gemäht, aber eingekoppelt – die Viecher sind jedoch weit entfernt, so dass wir beim Durchwandern die herrlichen Aussichten auf die entfernte Landschaft der Daubaer Schweiz, des böhmischen Mittelgebirges und Teile der Bürgsteiner Schweiz (Sloupské skály) genießen können. Wir laufen hinunter nach Dobern (Dobranov), ein Stück entlang der Straße Richtung Pießnig (Písečná), um dann in Richtung Schwoika wieder aufzusteigen. Mit zunehmender Höhe entfaltet sich erneut ein perfektes Panorama, in leicht drohender Untergangsstimmung, denn ein Regengebiet rückt heran und der Himmel verfinstert sich. Als wir vor einigen Jahren hier die Gegend erkundeten, war, abgesehen von vereinzelten alten Bauernhöfen, alles weitgehend unbebaut. Unterdessen haben sich hier in aussichtsreicher Lage etliche private Bauherren eingerichtet. Allerdings – und das stellt man leider immer wieder fest – lassen sie bei der Landnahme oft keine Rücksicht auf bestehende Wege und lassen diese einfach verschwinden.

Wir sind nun endlich am Schwoikafall angekommen. Auf mapy.cz erkennt man eine Zuwegung in ein kleines Canyon zum Wasserfall. Allerdings hat auch der hier nun beheimatete Eigentümer den Pfad dahin selbstverständlich gleich mit eingezogen, so dass der Zugang zu der kleinen Schlucht total verwildert und nicht mehr zu finden ist. Wir müssen uns also dankbar mit der Abbildung in der Enzyklopädie luzicke-hory.cz begnügen (siehe hier). Auf gemütlichen Pfaden ziehen wir etwas missmutig weiter bis Neu Schiedel (Nový Šidlov) und gelangen von da hinauf zur Mariannenhöhe (Vyhlídka Mariánská výšina). Hier nun werden wir durch ein großartiges Landschaftsbild entschädigt, mit Aussichten vom Leipaer Spitzberg (Špičák) über die Bürgsteiner Berge bis zum Jeschken (Ještěd) und Roll (Ralsko). Beim Abstieg nach Reichstadt bietet sich noch ein schöner Blick auf die restaurierte Kaiser-Residenz, die wir vor einiger Zeit besuchten. Ein unschönes Bild bot sich damals von den Nebengelassen, die sich eher als nicht sanierbar präsentierten. Welch Wunder: unter dem Titel „Millionen für einzigartigen Barockbau“ berichtet die Sächsische Zeitung, dass die „einzigartige barocke Anlage des Wirtschaftshofes“ durch eine umfangreiche, etwa vier Jahre dauernde Restaurierung gerettet wurde.

Der barocke Hof, errichtet von 1694 bis 1697, besteht aus einem Gebäudekomplex mit Brauerei, Ställen und vor allem einem monumentalen Pferdesaal, in dem bis zu 60 Pferde untergebracht werden konnten. Der Bau wurde von den bedeutenden italienischen Architekten Giulio Broggio und Giovanni Domenico Orsi entworfen. In diesem Flügel entstand jetzt ein neuer Rundgang unter der Überschrift „Barocker Pferdestall“.“ (SZ, 28.07.2025)

Hätten wir dies bereits gewusst, wäre ein kleiner kultureller Abstecher zum Schloss sicher noch drin gewesen. So eilen wir zu unseren Fahrzeugen, die direkt neben der Kaiser-Residenz abgestellt sind und staunen nicht schlecht. Die Seitentür des Fahrzeugs unseres Wanderfreundes P. steht sperrangelweit offen, verriegelt ist das Auto auch nicht und – es fehlt nichts. Solch ein Ereignis stärkt doch augenblicklich das Vertrauen in die gesamte Menschheit, insbesondere unsere böhmischen Nachbarn. (P.S. : oder aber, sie sind davon ausgegangen, dass hier sowieso nichts zu holen ist, wenn schon die Tür offensteht)


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.





Schloss Reichstadt



Auf dem Weg zum Frauenteich






In der Umgebung des Israelsbergs








Hinauf nach Schwoika








In diesem Teich sprudelt die Quelle, die den Schwoikafall speist






Der Weg zur Mariannenhöhe ist anfangs etwas morastig





Die Mariannenhöhe ist endlich erreicht






Blick hinab auf das Kaiserschloss in Reichstadt


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Interessante Blogs Blog-Webkatalog.de - das Blogverzeichnis