Montag, 15. September 2025

Wanderung zur Luxemburger Koppe

 Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Luxemburger Koppe? Das habe ich mich auch gefragt, als ich mir Gedanken über eine Wanderung im Böhmischen Mittelgebirge gemacht habe. Eine Tour in den elbnahen Bergen sollte aufgrund der relativ aufwändigen Anreise für uns wenigsten ein paar neue Entdeckungen und vor allem gutes Wetter vorrätig haben. Ein überraschter Blick auf das Zielgebiet in der Landkarte lässt mich erstaunen. Da gibt es einen Hügel namens Lucemburkův kopec (in Böhmen!). Da er auf alten Karten nirgendwo verzeichnet ist und Recherchen in alten Texten kein Ergebnis bringen, nennen wir sie einfach Luxemburger Koppe. Mapy.cz verrät uns, dass es auf dem Gipfel einen (relativ) neuen Aussichtsturm gibt. Darüber findet man dann im tschechischen Tourismusmagazin schon etwas.

Einer der jüngsten Aussichtstürme in der Region Ústí nad Labem (Aussig) steht auf der Lucemburkov kopec im Böhmischen Mittelgebirge. Er wurde ohne staatliche Subventionen errichtet, wie es zu Zeiten der Verschönerungsvereine üblich war.

Etwa zehn Jahre lang wurde über den Bau eines Aussichtsturms auf dem Gipfel des Berges bei Malečov diskutiert. Da die Vorbereitungen jedoch immer an fehlenden Finanzmitteln scheiterten, gründeten einige Enthusiasten im Jahr 2016 den Verein „Malečovský rozhled“ (Malečov-Aussicht), dessen Ziel es war, die erforderlichen Mittel aufzubringen und den Aussichtsturm zu errichten. Und so kam es auch. Der neue Aussichtsturm wurde am 28. September 2020, dem Tag des Heiligen Wenzel, offiziell eröffnet.

Von dem vierzehn Meter hohen Holzturm auf Stahlbetonfundamenten in 550 m Höhe über dem Meeresspiegel kann man die Tiské stěny (Tyssaer Wände), den Děčínský Sněžník (Schneeberg), den Großen Zschirnstein in Deutschland, den Růžovský vrch (Rosenberg), den Buková hora (Zinkenstein), den Vlhošť (Wilhoscht), die Panna (Jungfrau), den Sedlo (Geltsch), den Říp (St. Georgsberg) und die Kukla (Tannbusch) sehen. Bei besonders guten Wetterbedingungen kann man sogar den Ještěd (Jeschken) und den Bezděz (Bösig) sehen. Bei extremer Sichtweite ist sogar der Kamm des Riesengebirges mit dem Gipfel der Sněžka (Schneekoppe) zu sehen. Der Aussichtsturm ist ganzjährig frei zugänglich. Am Fuße des Lucemburkov kopec können Sie sich in einem Kiosk stärken, der Teil des einzigen beschneiten Skigebiets im Český středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) ist.

Die Idee, auf dem Berg einen Aussichtsturm zu errichten, ist schon relativ alt. Im Jahr 2015 wurde bereits die zweite Baugenehmigung erteilt. Die Gemeinde Malečov (Malschen) erhielt jedoch keine Förderung vom Ministerium für regionale Entwicklung. Damit wollte sich jedoch eine Gruppe von drei Lokalpatrioten nicht abfinden, die den Verein Malečovský rozhled, z. s. gründeten. Ihr Enthusiasmus weckte das Interesse Dutzender weiterer Menschen, die mit anpackten.

Die Mittel für den Bau des Aussichtsturms auf der Luxemburg kopec konnten nicht aus Fördermitteln beschafft werden. Kleine Sponsoren und Spender halfen, einige der angesprochenen Firmen führten Facharbeiten entweder völlig kostenlos oder gegen eine minimale Vergütung durch. So erhielt der Aussichtsturm beispielsweise kostenlos Stahlfüße oder 50 Kubikmeter Holz für den Bau der oberen Konstruktion. Es ist nicht möglich, alle Sponsoren aufzuzählen, ohne jemanden zu vergessen, daher verweisen wir lieber auf die Website des Vereins. Das Jahr 2017 stand im Zeichen von Geländearbeiten. Im Sommer 2018 wurden die Fundamente und tragenden Sockel betoniert, im Herbst 2019 wurden die Balkenkonstruktionen und das Dach fertiggestellt, Anfang 2020 folgten noch die Dachrinnen, die Regenrinne und der Blitzableiter.“ (Tschechisches Tourismusmagazin)

Über den ostelbischen Teil des Böhmischen Mittelgebirges und die kleinen Dörfer, die hier in eine schöne Berglandschaft eingebettet sind, ist aus der alten Touristenliteratur kaum etwas zu erfahren. Es muss ein karges Leben hier oben gewesen sein. Die Menschen lebten von dem, was die Natur her gab, betrieben ein wenig Land- und Waldwirtschaft. Das Leben spielte sich im klimatisch lieblichen Elbtal ab, nur wenige Wege führten hinauf zu den Höhen mit den schönsten Aussichten.

Das Böhmische Mittelgebirge ist eine Schatzkammer der Volksarchitektur. Bis heute findet man hier einstöckige Bauten, die in der Regel im Untergeschoss gemauert und im Oberstock Fachwerkbauten sind oder Blockhausbauten mit einem eingezogenen Umgang, wie z.B. in Taschow (Tašov). Das verrät uns ein Büchlein mit alten Ansichtskarten. Wir starten in Taschow und haben natürlich keinen Blick für die Volksarchitektur, weil wir uns zunächst auf den Weg nach Proboscht (Proboštov) konzentrieren. Viele der meisten stolzen alten Holzbauten verloren aber den Kampf gegen den Zahn der Zeit, nur wenige blieben erhalten. So muss man sich mit den Ansichten auf den alten Ansichtskarte begnügen (kleine Auswahl im Bildteil).

In Poboscht vertun wir uns kolossal bei der Wahl des Weges hinauf nach Pohorz und kämpfen uns durch urwaldartige Natur. Pohorz (Pohoří) liegt am Fuße der Luxemburger Koppe, bis zum Turm hinauf ist es nicht weit. Die Aussicht hält, was sie verspricht (bis auf das Riesengebirge (dafür reicht dann die Sicht doch nicht). Wir wandern weiter nach Nemschen (Němčí). Das kennt man, denn wir haben uns bereits einmal vom Elbtal durch die Prutschelschlucht (Průčelská rokle) hier herauf gequält. Durch Nemschen verläuft auch der historische Schlängelweg, von dem ein Teilabschnitt Leitmeritz (Litoměřice) mit Aussig (Ústí nad Labem) verbindet (schon gelaufen, empfehlenswert). Das nächste Ziel ist Tschersing (Čeřeniště), ein idyllisches Bergdorf an den Hängen des Mittelgebirges. Auch hier kommt ein Touristenweg durch die Ritinaschlucht (Soutěska Rytina) vom Elbtal herauf.

Letztes Ziel sind aber die Höhen um die Tetschner Aussicht (Vrchovina). Immer, wenn wir hier herumgeistern, tummeln sich Rinderherden auf den Weiden zwischen Tschersing und Welbine (Lbín) und bereichern die Kulisse mit dem Milleschauer Berg (Milešovka) im Hintergrund. Glücklicherweise sind sie hier und nicht auf dem ausgedehnten Weidegebiet um die Tetschner Aussicht, so dass wir sorglos dahin aufsteigen können. Mit zunehmender Höhe wird das Panorama spektakulär. Die geplante Rast ufert etwas aus, weil die Wanderfreunde sich nicht mehr losreißen können. Der Rückweg nach Taschow, verbunden mit einem kurzen Abstecher zur Kapelle der Heiligen Maria Magdalena, ist reine Formsache.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Ansichten von Proboscht




Weg verfehlt




Aussichten von der Luxemburger Koppe







Landschau bei Pohorz





Nemschen




Unterwegs nach Tschersing






In Tschersing (die Motive der alten Ansichtskarten vermitteln ein Bild davon, wie es im Böhmischen Mittelgebirge früher einmal ausgesehen hat)














Hinauf zur Tetschner Aussicht






Zurück nach Taschow





Kapelle der Heiligen Maria Magdalena







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