Sonntag, 1. August 2021

Wanderung von Einsiedel über Hohenwald zum Steinberg

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Auf die Idee zu dieser Wanderung muss man erst einmal kommen. Durch das hügelige Vorland des Isergebirges zwischen Einsiedel (Mníšek) und Kratzau (Chrastava) führen keine markierten Wanderwege, also muss man detailliertes, altes Kartenmaterial konsultieren. Bei einer früheren Tour bin ich bereits einmal ein Stück weit auf Wegen des ersten Teilabschnitts unserer heutigen Wanderung unterwegs gewesen, so dass ich mir eine Vorstellung davon machen konnte, welch tolle Aussichten wir heute erleben werden. Diese Vorahnung wurde nicht enttäuscht.

Zunächst einmal geht es von Einsiedel hinauf auf die westlich des Ortes gelegene Anhöhe. Von den Wiesen öffnet sich der Blick auf die nahe gelegenen Iserberge bei Voigtsbach (Fojtka) und Buschullersdorf (Oldřichov v Hájích). Wir passieren eine neue Eigenheimsiedlung, die zwar schön gelegen ist, aber von der man nicht so richtig weiß, ob die Bauwerke die alte Bunkerlinie verstärken sollen. Nichts Individuelles, alles steril und wie ausgestorben. Wollen wir hoffen, dass die Menschen gerade unterwegs sind, um ihrer Arbeit nachzugehen. Bald erscheint auf der anderen Seite des Höhenzuges auch der Jeschkenkamm (Ještědský hřbet) mit dem Reichenberger (Liberec) Hausberg im Blickfeld. Unmittelbar bis an den Waldrand des Steinberges (Novoveský vrch) reichen die wenigen Häuser der Ortslage von Neudörfel (Nová Viska). Hier öffnet sich ein herrliches Panorama vom Jeschken bis zum Zittauer Gebirge und weiter hinein in die Oberlausitz. Jenseits des Neundorfer (Nová Ves) Tales erhebt sich der Bergrücken mit den Erhebungen des Brand- (Spálený vrch) und des Steinberges (Kameniště). Dort hinauf wird uns unsere weitere Tour führen . Über diesen Höhen sieht man die Windräder am Gickelsberg (Výhledy) und auf dem Kahleberg (Lysý vrch).

Man könnte nun ein Stück das Neundorfer Tal hinab in Richtung Kratzau wandern. Charmanter ist es jedoch, den in gleicher Richtung verlaufenden Feldweg auf den Höhen zu benutzen. Am Ackerrain blühen Jakobs-Greiskraut, Mohn und anderes Allerlei. Der Jeschkenkamm ist ständig präsent. Unter drei solitären Linden stehen alte Wegekreuze. Später ist jedoch das Tal zu durchqueren, um mit dem Anstieg in Richtung Brandberg zu beginnen. Nachdem wieder Höhe gewonnen wurde, eröffnet sich aus anderer Perspektive erneut der herrliche Blick auf den Jeschkenkamm und das Lausitzer Gebirge. Es ist gerade Mittagszeit, so dass es sich anbietet, in der Ranch Farma Vysoka in Hohenwald (Vysoka) einzukehren.

Gesättigt, aber von der sommerlichen Hitze gemartert wandern wir auf dem Brandweg hinauf zu Brand- und Steinberg. Das Panorama wird mit zunehmendem Anstieg immer bestechender, der flachgipflige Gickelsberg rückt nah heran, liegt aber nicht auf unserer Wanderroute. An der östlichen Lehne des Steinberges erscheint überraschend ein beeindruckendes Panorama des Isergebirges, was uns in eine sofortige Ruhestellung bringt. Wir tauschen alte Erinnerungen an die gemeinsamen Wandererlebnisse, die uns zu den sichtbaren Gipfeln der Tafelfichte (Smrk), des Taubenhauses (Holubnik), der Vogelkoppen (Ptači vrchy), des Schwarzer Berges (Černá hora) und des Buschullersdorfer Spitzberges (Oldřichovský Špičák) führten. Wir haben ausgiebig Zeit, denn bis zum Ziel sind es noch reichlich 3 km, die zudem nur noch abwärts führen. Dabei machen wir noch eine höchst interessante Entdeckung. In dem Ort Mühlscheibe (Mlýnice) nämlich ist ein kleines Staubecken, in dem auch gebadet wird. Dabei handelt es sich um ein Rückhaltebecken, welches mit anderen bereits vor mehr als 100 Jahren zur Regulierung der bei Unwettern stark ansteigenden Bergbäche angelegt wurde.

Hier sei noch erwähnt, dass infolge der Wasserhochfluten der letzten Jahre, die im Stromgebiete der Görlitzer Neiße im Jahre 1897 (Überschwemmungen Reichenbergs und des Neißethales fanden

noch statt in den .Jahren: 1804. 1806, 1813, 1846, 1850, 1854, 1860, 1875, 1888) allein einen Schaden von mehr als 3 Millionen Kronen verursachten, Thalsperren und Stauwehren errichtet werden sollen, u. zw. im Harzdorfer Thale, im Gebiete der Schwarzen Neiße, im Grünwalder Thale, im Thale des Görsbaches bei Voigtsbach und im Becken bei Mühlscheibe, die zusammen eine Summe von 61/2 Millionen Mark beanspruchen würden. Die aufgespeicherten jährlichen Nutzwassermengen wurden mit 10,23 Millionen Cubikmeter berechnet. Durch die Thalsperren bei Grünwald-Reinowitz und in Harzdorf sollen für die Zukunft die Überflutungen durch die Neiße und den Harzdorfer Bach verhindert werden. Die Wasserfläche der Thalsperre bei Grünwald, der größten von allen, mit dem Ausmaße von 736.000 m², erreicht bereits die Größe des Gosausees im Salzkammergut.“ (Franz Hübler, „Führer durch das Jeschken- und Isergebirge, Theile des Lausitzer Mittelgebirges und reichenberg und Umgebung“, 1902)

Bei der nun herrschenden nachmittäglichen Hitze gelüstet es dem einen oder anderen Wanderfreund nach einem kühlen Bad im Stausee, aber die Karawane zieht angesichts des nahenden Zieles und der starken Eindrücke während des Tages die Heimfahrt vor.


Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.




Auf den Höhen bei Einsiedel






Eigenheimartige Bunkeranlagen bei Einsiedel


Aussicht bei der Ortslage von Neudörfel




Kirche von Neundorf


Auf den Fluren von Neundorf begegnen uns mehrere Wegkreuze











 Die Farm in Hohendorf





Auf dem Weg hinauf zu Brand- und Steinberg



Aussichten vom Steinberg zu den Iserbergen










Mühlscheiber Stauwerk



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