'Sechzig bis dreihundert Seemeilen vor der westafrikanischen Küste liegen die Kanarischen Inseln. Bereits Homer, Herodot, Plinius und andere Gelehrte der alten Zeit wussten von ihrem Vorhandensein und hielten sie für die Inseln der Seligen, nämlich der Toten. Später wurden sie häufig von Seefahrern, Abenteurern und Seeräubern besucht und wegen ihres gesunden Klimas, ihrer Fruchtbarkeit und ihrer kraftvollen Menschen „Inseln der Glückseligen“ genannt.'
Diese Worte entstammen der Feder Erich Wustmanns (1907-1994), dem bekannten Völkerkundler und Reiseschriftsteller aus Radebeul, der uns nicht weniger als 60 Reisebeschreibungen aus dem Hohen Norden, dem Orient und vor allem Süd- und Mittelamerikas hinterlassen hat und seine Anhänger mit interessanten Lichtbild-Vorträgen begeisterte. Insbesondere für die Menschen der ehemaligen DDR waren die Werke Wustmanns, dessen Bücher mehr oder weniger unter dem Ladentisch weggingen, die Brücke zur weiten Welt, die sie bis 1989 überwiegend nur aus dem Glashaus begucken konnten.
'Las Canarias' heißt die Reisebeschreibung Wustmanns, der obiges Zitat entliehen wurde. Schon der Untertitel dieses Buches - 'Inseln ewigen Frühlings' - lässt uns ahnen, was uns auf diesen vulkanischen Eilanden erwartet.
Sieben Inseln des Archipels sind von touristischem Interesse: Teneriffa, La Palma, La Gomera, El Hierro, Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria. Nach Branchenangaben kommen derzeit jährlich ca. 10 Mio Besucher auf die Inseln, wobei Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura den Hauptstrom der Touristen für sich beanspruchen. Damit scheiden diese Inseln schon einmal aus unserem Interessenkreis aus. Vergleichsweise liegt die Besucherzahl auf La Palma (Isla bonita – die Schöne Insel) bei ca. 200.000 und auf El Hierro bei ca. 60.000. Sie sind auf Massentourismus nicht eingerichtet, weil die wesentliche dafür erforderliche Voraussetzung fehlt, nämlich die Strände. Diese beiden Inseln sollen im Vordergrund unseres mehrteiligen Beitrages stehen, denn ihre Anziehungskraft liegt in der Vielfältigkeit und der Schönheit der Landschaft und eben auch in der Ruhe, gerade wegen der geringen Besucherzahlen. Neben wenigen Informationen wollen wir vor allem die Bilder sprechen lassen.
Hat man ausreichend Zeit, bieten sich die Kanaren durchaus für Inselhopping an. Dafür kann man die sympathische Fluglinie Binter Canarias nutzen oder sich einfach mal einen Tag an Deck einer Fähre ausruhen. Wer sich einmal in die Inseln verliebt hat, wird jedoch diesen Wechselstreß vermeiden und es sich auf der Insel seiner Wahl gut gehen lassen, aktiv oder passiv.
Aufgrund des eingangs schon gelobten bekömmlichen Klimas eignen sich die Kanarischen Inseln für einen Aufenthalt außerhalb der Hauptreisezeit. So kann man den tristen Monaten im Norden Europas entfliehen und den Sommer / Frühling verlängern. Allein die Blütenpracht ist Balsam für die Seele. Auch werden die Unternehmungen nicht wirklich durch die verkürzte Tageszeit beeinträchtigt. Wegen der geografischen Lage währt die Tageszeit länger als in unseren Breiten.
Ebenfalls bedingt durch die geografische Lage sind die Inseln dem Passateinfluß ausgesetzt. Häufig hüllen sich die Gipfel in Wolken, spätestens im Laufe des Tages. In den schroffen Tälern, insbesondere an der Ostküste, staut sich der Dunst und durchdringender Nebel fällt aus. So kann es auf La Palma immer wieder passieren, dass es auf der Ostseite der Insel verhangen ist, während auf der Westseite die Sonne scheint. Ein Umstand, der für die Wahl eines Quartieres nicht ganz unwichtig ist.
Politisch gehören die Kanaren zwar zu Spanien, geografisch jedoch zum afrikanischen Kontinent. Zum Ausgleich der wirtschaftlichen Benachteiligung der Inselgruppe gelten auf den Kanaren eigene Steuervorschriften. Von der EU wurde die Zona Especial Canaria (ZEC) bewilligt, zunächst bis 2019. In dieser Sonderzone wird z.B. anstelle der Mehrwertsteuer die Inselsteuer IGIC (Impuesto General Indirecto Canario) erhoben, in Höhe von derzeit 5%. Nicht bei jedem Produkt oder jeder Dienstleistung macht sich das am Preis bemerkbar, aber man freut sich, wenn man weiß, daß es so ist. Im übrigen wird man ohnehin zur Kenntnis nehmen müssen, daß man für Naturalien in vielen Erzeugerländern höhere Preise bezahlt, als wir das in unserer Wegwerfgesellschaft gewöhnt sind (Geiz ist geil !). Ich nenne das faire Preise, die den Herstellern der Produkte auch angemessen zustehen. Bananen machen dabei eine Ausnahme, aber dazu mehr an anderer Stelle. Ein echter und sympathischer Preisvorteil entsteht bei Benzin. Der Preis liegt deutlich unter den gewohnten Zahlen an den heimischen Zapfsäulen. Dies ist insofern vorteilhaft, daß sich, will man die Inseln gründlich erkunden, erstaunlich viele Kilometer auf den gewundenen Straßen in den Küsten- oder Bergregionen summieren.
Der Teide, höchster Berg
Spaniens, dominiert das Archipel und ist bei gutem Wetter von den
Inseln aus zu sehen, hier beim Anflug auf Teneriffa
Zwischen den
Inseln verkehren Fähren und die Fluglinie Binter Canarias
Massen- und Eventtourismus auf Teneriffa
Kleine, aber feine Strände auf Lanzarote, El Hierro und La Palma
Ein paar Impressionen von Teneriffa
Ein paar Impressionen von La Gomera und El Hierro (unten)
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