Bautzen wird auch als „Stadt der Türme“ bezeichnet. Vierzehn Türme prägen den mittelalterlichen Stadtkern. Mehrere von ihnen können bestiegen werden. Einer davon ist der Nicolaiturm.
Alte Postkarte um 1920
Als Teil der Stadtbefestigung wurde der Turm vor 1522 errichtet. Sein Name leitet sich vom Heiligen Nikolaus ab. Der Name „Nicolai“ wurde vermutlich später von der Nicolaikirche, die jetzt romantische Ruine ist, auf den Turm übertragen.
Alte Postkarte von 1913
Im Siebenjährigen Krieg (1756) wird die Pforte bis auf einen geringen Durchgang vermauert, was zu Auseinandersetzungen zwischen Rat und Domstift führte, weil die katholischen Beerdigungen den Weg über den Städtischen Zwinger nehmen mussten.
Erst 1800 wird die Pforte wieder geöffnet.
Die Nicolaipforte ist heute noch der einzige in ursprünglicher Form erhaltene Stadtzugang.
Alte Postkarte um 1905
Der Nicolaiturm mit Nicolaipforte gehörte zur Befestigung der Nordseite der Stadt. Im Zuge der Hussitenüber-fälle 1429 und 1431 hatte sich dieser Teil als unzureichend gesichert erwiesen …
Das heutige Kegeldach erhält der Turm im Jahr 1775.
Am oberen runden stadtseitigen Teil der Wehranlage des Nicolaiturmes befindet sich ein mittelalterliches Stadtwappen aus Sandstein. Die Nicolaipforte ist heute noch der einzige in ursprünglicher Form erhaltene Stadtzugang.
Die Funktion des Nicolaiturmes innerhalb der Stadtbefestigung:
Die Toröffnungen wurden im Verteidigungsfalle sicher vermauert.
Die Türme waren nur von der Stadtmauer aus zugänglich und wurden durch Zwinger und umlaufende Wehrgänge zusätzlich geschützt. …
Deshalb stand der Turm vor der sogenannten Hohen Stadtmauer.
Über 29 Steinstufen im Außenbereich gelangt man zum eigentlichen Eingang.
Hier findet man die Infotafeln 3 und 4 über Nicolaiturm und Nicolaipforte.
Den Text der insgesamt 4 Tafeln finden Sie im Anhang.
Es lohnt sich – nicht nur für geschichtsinteressierte Besucher!
Anhang:
Text der vier Infotafeln über Nicolaiturm und Nicolaipforte
1407 Als Hermann von Unau dem Bautzener Kollegiatsstift einen Garten und Weinberg vor der Stadtmauer zur Anlegung eines Friedhofes schenkte, war die Nicolaipforte schon vorhanden. In der Urkunde heißt es: „,,. gelegen... nahe bei der Pforte, die neben der Burg nach rechts, wenn man dort hinabsteigt nach der Seidau gelegen ist.“
1430 wird von einer Kapelle vor der Nicolaipforte berichtet, die durch die Hussiten zerstört worden ist.
1476 Für die Bautzener Fronleichnamsprozessionen wurde beim Neubau der Nicolaikirche ein geräumiger Umgang angelegt, der zugleich als städtischer Wehrgang zur Beherrschung des Spreeübergangs der Hohen Straße diente.
1522 wurde der ursprünglich hölzerne Oberteil als steinerner Rundturm erbaut. Dabei ist auch das Stadt-wappen an der Südseite des Turmes entstanden. Der Kopf im Schlussstein der Pforte, der wahrscheinlich den Hl. Nikolaus darstellt, stammt aus der Zeit um 1430.
1593 wird der Turm mit Schiefer gedeckt.
1678 wurde die „welsche" Haube aufgesetzt, die der Schreiberplan zeigt.
1775 erhält er das heutige Kegeldach.
1756 Im Siebenjährigen Krieg wird die Pforte bis auf einen geringen Durchgang vermauert, was zu Auseinandersetzungen zwischen Rat und Domstift führte, weil die katholischen Beerdigungen den Weg über den Städtischen Zwinger nehmen mussten.
1800 wird die Pforte wieder geöffnet.
1813 Während der Schlacht bei Bautzen werden die Treppen und Böden des Turmes demoliert.
1938 Renovierung des Turmes. Das Stadtwappen an der Südseite wird durch eine Kopie ersetzt.
1998 Sanierung des Turmes.
Tafel 3 Nicolaiturm und Nicolaipforte
Der Nicolaiturm mit Nicolaipforte gehörte zur Befestigung der Nordseite der Stadt. Im Zuge der Hussitenüber-fälle 1429 und 1431 hatte sich dieser Teil als unzureichend gesichert erwiesen und so wurde er 1503-1506 um die Gerberbastei verstärkt und 1522 der Nicolaiturm vollständig in Stein aufgebaut. Ebenfalls 1522 wurden die Stufen zum Gerbertor angelegt und damit eine direkte Verbindung zur via regia geschaffen. Der Nicolaiturm und vor allem das ins Tal vorgeschobene Ensemble der Befestigungsanlage mit Pulverturm und Nicolaikirche standen, wie eine Bastion zum Schutz über der via regia am Spreeübergang. Wohl mit der Errichtung der dem HI. Nikolaus von Myra geweihten Kapelle auf dem 1407 gestifteten Friedhof, übertrug sich der Name des Heiligen, der Schutzpatron der Seefahrer, Kaufleute und Händler ist, auf Turm und Pforte.
Die Funktion des Nicolaiturmes innerhalb der Stadtbefestigung
Die Türme waren Kristallisationspunkte, von denen aus die Verteidigung organisiert wurde. Die Toröffnungen wurden im Verteidigungsfalle sicher vermauert.
Die Türme waren nur von der Stadtmauer aus zugänglich und wurden durch Zwinger und umlaufende Wehrgänge zusätzlich geschützt.
Die taktische Funktion der Türme bestand darin, die zwischen den Türmen liegenden Mauern sturmfrei zu halten, weil an diesen weniger geschützten Stellen das Verteidigungssystem verwundbar war. Deshalb stand der Turm vor der sogenannten Hohen Stadtmauer, und zwar so, dass von ihm aus der Bereich zwischen der niedrigen Zwingermauer und jener Hohen Mauer (ca. 634 Meter) zu bestreichen war. Weil den Besitzern der Häuser in der Fleischergasse nach 1800 erlaubt wurde, ihre Grundstücke bis in die Hälfte des Zwingers auszudehnen, die Hohe Mauer abgebrochen wurde und das Terrain zwischen dieser und der von den Grundstückbesitzern neu errichteten Mauer aufgeschüttet worden ist, haben sich die Verhältnisse gegenüber der Ursprungsanlage heute verändert. In der Rückfront des neben dem Turm 1802 errichteten Wohnhauses „An der Nicolaipforte 2" hat sich die Hohe Mauer vollständig erhalten.
An der Westseite ist durch Einbeziehung des Areals bis zur Nicolaikirche in die Stadtbefestigung schon früh die niedrige Zwingermauer weggefallen.










