Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Diese Wanderung reiht sich ein in die Sparte „Beste Wanderung des Jahres 2023“ (ich weiß doch auch nicht, welche es war). Wer die Gegend um Markersdorf (Markvartice)/ Gersdorf (Kerhartice) ein wenig kennt, dem sind sicher die zahlreichen kleinen und größeren Basaltkuppen aufgefallen, die hier der hügeligen Landschaft entragen. Diese Kuppen sind jeweils basaltischen Ursprungs, es handelt sich also um Reste früherer vulkanischer Tätigkeit. Hier muss es also vor Millionen von Jahren richtig gebrodelt haben. Ich hatte schon lange den Entwurf einer Tour in petto, war mir aber nicht sicher, ob man aufgrund der flächendeckenden Weidegebiete so ohne weiteres durchkommt. An einem schönen Herbsttag wagen wir es und wir sind durchgekommen.
Es beginnt mit einem überraschenden Erlebnis in Markersdorf. Die sich über dem Dorf erhebende Kirche St. Martin mit dem alten Friedhof befindet sich in einem vorbildlichen Zustand. Vor einigen Jahren lernte ich in Kleinbocken (Malá Bukovina) den für die Sanierung der Kirchen zuständigen Kurator kennen, der mir unbedingt empfahl, einmal die Kirche in Markersdorf anzusehen, für deren Sanierung er zuständig war Das hat nun bis zu diesem Jahr gedauert. Leider konnte man die Kirche nicht betreten, aber das Gesamtensemble mit den restaurierten Grabplatten ist sehr sehenswert.
Die erste Basaltkuppe liegt bereits im Blickfeld, es ist der Wachberg (Strážný vrch). Sie ist, wie auch die anderen Anhöhen, fast vollständig mit Laubgehölzen bewachsen. Man kann von den Gipfeln keine Aussichten erwarten, aber wir möchten ja wenigstens einmal oben gestanden haben. Von den Waldrändern und den Sätteln zwischen den Bergen allerdings ergeben sich anrührende Ausblicke von Kuppe zu Kuppe. Über ein Joch geht es weiter zum Hofeberg (Hájek), von da zum Gehörne / Henne (Hana). Die Gegend kennen wir schon und wissen, dass man unklare Wegverhältnisse antreffen kann. Wir suchen uns also für den Abstieg einen Pfad aus, der uns garantiert gemütlich nach Gersdorf hinab führt. Selten so einen Weg gesehen! Gesehen ist eigentlich zu viel gesagt, denn er ist total zugewachsen und Totholz versperrt kreuz und quer den Weg. Am Waldrand werden wir dafür wieder mit grandiosen Aussichten belohnt.
Nun ist der Freudenberg (Veselka) dran. Schon Amand Paudler war von diesem Berg fasziniert:
„Und nun noch einige touristische Bemerkungen. Der Freudenberg, welcher von den Fremden, besonders wenn sie aus der Bahn von Ebersdorf gegen Rabstein fahren, sehr häufig mit dem Rosenberge verwechselt wird, mit welchem er, wiewohl er kleiner ist, eine namhafte Ähnlichkeit besitzt, ist von der Station Rabstein in anderthalb Stunden zu erreichen und zu besteigen. Sicherlich würde er nicht bloß unter den Bewohnern der Umgebung. sondern auch bei den Touristen beliebt werden, wenn man ihm einige Pflege angedeihen lassen wollte. Wenn man anstatt der „Holzhusche" einen bequemen Zickzackweg anlegen wollte, so wäre das Beste und Nöthigste gethan. Wollte man noch überdies gebahnte Wege aus der Hochfläche herstellen, so würde eine Art Natur- oder Waldpark entstehen, welcher den Aufenthalt sehr behaglich machen und auf die Besucher des Berges einen großen Reiz ausüben würde. Sollte es endlich noch möglich werden, an den Rändern der Hochfläche einige Aussichtspunkte herzustellen die in ihrer Gesammtheit sich zu einem Rundbilde ergänzten, so würde hoffentlich sehr bald ein bemerkenswerter Besuch erzielt werden und wohl auch die Anlegung einer Sonntagswirtschaft sich lohnen.“ (Amand Paudler, Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions Clubs, 1892).
Nach Kartenlage hatte ich so meine Bedenken und wollte den Gipfel eigentlich auslassen. Aber die Wanderfreunde stürmen los und waren nicht mehr zu halten. Fazit: der Aufstieg zum Freudenberg ist ausschließlich etwas für Enthusiasten. Der erste Abschnitt ging durch Gestrüpp zu einem sich verlockend anhörenden Aussichtspunkt namens „Rosenberg-Aussicht“ (die man kaum wahrnimmt) senkrecht nach oben, der zweite Teil ohne Gestrüpp steil über eine Blocksteinhalde. Wanderfreunde mit künstlichen Bauteilen im Körper denken zwangsläufigerweise an ihre Prothesen und den Rückweg (man muss ja schließlich wieder herunter). Der Abstieg über einen dürren, verwachsenen Pfad ist dann ein (klein) wenig moderater. Immerhin wurde auf dem Berg eine Gipfelpyramide errichtet, es waren also im Laufe der Jahrtausende auch schon andere hier oben, wovon auch Steinwälle am Rand des Plateaus zeugen, die wir aber nicht gesehen haben, auch nicht die Sonntagswirtschaft, die Paudler im Traum erschien. Am Waldrand unten ist die Welt wieder in Ordnung: schönste Aussichten nach Kleinbocken und zu den Höhen um Wolfersdorf (Volfartice).
Liegt noch der Schlussanstieg zum Hönbusch (Vysoký les), einer Anhöhe am Ende des Bockner Höhenrückens vor uns, von wo aus es schöne Ausblicke zum Rosenberg und den Kreibitzer Bergen gibt, die unterdessen allerdings durch Gehölzaufwuchs ziemlich eingeschränkt sind. Den Gipfel zierte neben einem angenehmen Wanderrastplatz bis vor kurzem ein „Vyhlídková plošina Triangl“ genannter Aussichtspunkt, der wieder entfernt wurde, nachdem es am 03. August diesen Jahres zu einem schweren Unglück kam. Die Aussichtsplattform brach durch Überlastung in sich zusammen und riss 15 Personen, überwiegend Kinder, mit in die Tiefe. 9 Kinder mussten teils schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert werden. Zugelassen war der Turm für 4 Personen.
Wir verlassen den Schreckensort und machen uns auf den Rückweg nach Markersdorf, wo wir uns glücklicherweise in der „Hospoda Náplava“ nach dieser kraftraubenden Wanderung noch ein wenig stärken können.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.