Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Eine kurzweilige Wintertour in das zu dieser Zeit ziemlich unbelebte
Finkendorf lässt sich von Hartau (bei Zittau) aus gut unternehmen. Auf dieser Wanderung begegnen uns ein paar schöne Felsformationen. Obwohl ein markierter Weg vom Zigeunerwinkel im Weißbachtal hinauf zum Pfaffenstein (Popova skala) führt, scheint der Pfad wenig begangen bzw. bekannt zu sein. Nach dem ersten Anstieg erreicht man am Hahnenberg (Lipový vrch), auch als Lindenberg bezeichnet, einen alten Steinbruch. Linkerhand führt ein kleiner Stichweg zu den beeindruckenden Felswänden, aus denen früher der Stein gebrochen wurde. Ein Stück des Weges aufwärts weiter befindet sich auf der rechten Seite eine ungesicherte Felsgruppe, zu welcher ein vorsichtiges Aufkraxeln lohnt. Von hier ergibt sich ein schöner Blick auf die Felsen des Weißbachtales und hinüber zum Hochwald.
Steil geht es weiter bergauf. Vom Plateau oberhalb des Steinbruchs bietet sich ein weiter Blick über Grottau (Hradek) und Gickelsberg (Výhledy) hin zu den Kämmen des Isergebirges (Jizerské hory). Weiter geht es hinauf zum Spitzberg (Sedlecký Špičák) und endlich zum
Pfaffenstein. Der Bergverein Lückendorf veranlasste 1907 die Erschließung des Gipfelfelsens. Über eine Leiter ist die Aussichtsplattform auf dem Felsen zu erklimmen. Unter den vielen herrlichen Aussichtspunkten des Lausitzer Gebirges darf sie sich zu den schönsten ihrer Art zählen.
Auf dem weiteren Weg nach Finkendorf treffen wir auf den Sächsisch-Böhmischen Kammweg, ein 'tolles' touristisches Projekt, welches sich einer Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung erfreute. Die Trasse, die hier durch den Wald gehauen wurde, lässt darauf schließen, dass das Geld, welches zur Verfügung stand, unbedingt bis auf den letzten Euro ausgegeben werden musste. Es stellt sich die Frage, ob der Gewährträger des Projekts auch einmal prüft, für welchen Frevel er das Geld ausgegeben hat.
Wenn man zu dieser Jahreszeit Glück hat, kann man in Finkendorf in einer der ansässigen Gaststätten einen Imbiss einnehmen. Auf dem Rückweg treffen wir nach Verlassen des Dorfes auf eine uns bis dahin unbekannte Felsgruppe, die Finkendorfer Steine. Sie erinnern an die bekannten und weithin sichtbaren Elefantensteine bei Pankraz (Jitrava), nur dass sie vollständig von Wald umgeben sind. Im Fels finden sich ausgewaschene Tritte, die dem geübten Kletterer einen schnellen Aufstieg ermöglichen. Uns ist keine Wanderkarte bekannt, in welcher diese Felsen bezeichnet sind. Nur in der Datenbank '
Sandsteinklettern' findet sich ein Hinweis.
Wissenswert ist noch, dass einst am Hahnenberg eine Gastwirtschaft stand, die Hahnenberg- oder Volkertbaude. Sie wurde nach dem Krieg abgerissen. Auch am Pfaffenstein gab es früher eine Schutzhütte, die nach ihrem Erbauer benannte Hugo-Hütte. Sie ereilte das gleiche Schicksal, wie zahlreiche weitere Bergbauden oder Schutzhütten im Lausitzer Gebirge, die Ende des 19. - Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, um die touristische Attraktivität der Gegend zu heben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit soll an dieser Stelle an diese Objekte (auf böhmischer Seite, ohne Gaststätten in den Gemeinden) erinnert werden.
Noch vorhandene und bewirtschaftete Bauden (Jahr der Erbauung)
Baude auf dem Tollenstein (Tolštejn) (1865)
Baude auf dem Tannenberg (Jedlova) (1891)
Baude auf dem Rauchberg (Dymník) (1895)
Baude auf dem Wolfsberg (Vlčí hora) (1888)
Baude auf den Bürgsteiner Felsen (Wavchsteinbaude, 1933 - 1980; in den letzten Jahren neu errichtet)
Verschwundene Bauden und Schutzhütten (Jahr der Erbauung /- des Untergangs)
Die schmerzlichsten Verluste sind durch Vernichtung folgender Einrichtungen entstanden
Lauschebaude (1823 - 1946)
Böhmische Baude auf dem Hochwald (1853-1950)
Bergwarte Rabenstein bei Niederlichtenwald (Dolní Světlá) (1887 – 50-er Jahre)
Volkertbaude (o.g.) (? - nach 1945)
Weitere Bauden und Schutzhütten
Schutzhütte mit Restauration auf dem Ottenberg (Větrný vrch) (1891 -
1914 versetzt auf den Mittenberg/Střední vrch) (1914 - ?)
Sommerrestaurant auf dem Kaltenberg (Studenec) (1893 – 50-er Jahre)
Schutzhütte an der Nolde (Jehla) (1885 - ?)
Gaststätte auf dem Elisberg (Kunratický vrch) (?)
Herdsteinbaude bei Preschkau (Herdstein) (30-ger Jahre - ?)
Schutzhütte auf dem Schäferberg (Ovčácký vrch) bei Preschkau (Prysk) (1903 - ?)
Gaststätte auf dem Steinschönauer Berg (Šenovský vrch) (20-er Jahre – 1945)
Gaststätte auf dem Bildstein (Obrázek) bei Parchen (Prácheň) (1884 – ca. 1909)
Kühlbergbaude (Vyhlídka) bei Parchen (Ersatz für Bildsteinbaude) (1910-1979)
Gaststätte auf der Scheibenwarte bei Meistersdorf (Mistrovice) (1903-1907)
Schutzhütte auf der Finkenkoppe (Pěnkavčí vrch) (1909 - ?)
Windschänke (Jítravské sedlo) bei Pankraz (Jítrava) (? - ca. 1950)
Gaststätte 'Zum Nordpol' am Schmiedeberg (Kovářský vrch) (ca. 1866-1945)
Hugo-Hütte auf dem Pfaffenstein (o.g.) (1905 - 1945)
Restauration an der Schillerwarte am Grünberg (Zelený vrch) (1894 - 1945)
Schweizerhaus auf dem Grünberg (? - 1945)
Schutzhütte auf dem Kleis (Klíč) (1850 - 1938)
Schutzhütte/Restauration auf dem Langenauer Berg (Skalický vrch) (1896 - 1945)
Schutzhütte auf dem Irigtberg (Spravedlnost) (1886-1945)
Gaststätte zum Johannisstein (Janske kamen) (1880 - 1968, Sanierung ab 2001, heute private Villa)
Jäckelbaude an der Moiselkuppe
Wirtschaft auf dem Gickelsberg
Böhmische Mühle im hinteren Khaa-Tal
Kirnitzschänke vor den Rabensteinen in Hinterdittersbach
Grundmühle bei Hohenleipe
Gasthof mit Aussichtsturm auf dem Rosenberg
Baude am Roll
Die Angaben zu den Bauden / Schutzhütten finden sich auf der
Website Lausitzer Gebirge, dgl. die dem Bildteil beliegenden alten Ansichten.
Steinbruch am Hahnenberg
Blick vom Hahnenberg zum Hochwald und den Felsen des Weißbachtals
Der Pfaffenstein
Aussichten vom Pfaffenstein
Die Finkendorfer Steine
Verwitterungsformen des Sandsteins im Weißbachtales
Hahnenbergwarte
Böhmische und Sächsische Baude auf dem Hochwald
Lauschebaude
Rabensteinwarte