Bereits in einem früherem Beitrag hatte ich angedeutet, dass man das kleine Zittauer Gebirge eigentlich in zwei Tagen ergründet haben kann. In diesem Teil eins hatte ich angekündigt, dass der fehlende Part, nämlich die Grenzwanderung, irgendwann einmal folgen würde. Es ist eine Kraftanstrengung, denn es geht über 25 km mit knapp 1.000 Höhenmetern. Zunächst einmal steht jedoch ein Popanz im Raum – der Corona-Virus und der Angriff auf unsere persönliche Freiheit und das gesellschaftliche Zusammenleben. Ich persönlich schließe mich der Auffassung des Mikrobiologen Prof. Sucharit Bhakdi, an: “Ich kann nur sagen, diese Maßnahmen sind selbstzertörerisch und, wenn die Gesellschaft dies akzeptiert und durchführt, gleicht dieses einem kollektiven Selbstmord.“
In der Sächsischen
Zeitung vom 23.03.2020 wurden die verordneten Maßnahmen näher
erläutert. Dazu heißt es:
"Ein Dresdner kann natürlich in die Dresdner Heide
fahren", sagte Innenminister Wöller am Sonntag auf die Frage,
wie weit sich Menschen fortan von ihrem Wohnort wegbewegen
dürfen,
um sich an der frischen Luft aufzuhalten. Allerdings wäre das
Menschen, die zwei Landkreise weit entfernt leben, nicht mehr
gestattet. Die "frische Luft" sollte sich also zumindest
möglichst nah am eigenen Wohnort befinden. Wer im Vogtland
wohnt,
wird Schwierigkeiten haben, einen Spaziergang am Berzdorfer See
bei
Görlitz zu rechtfertigen."
Ich wandte mich an die Staatskanzlei um mich
rückzuversichern, dass dies inhaltlich gewiss auch für Zittau
und das Zittauer Gebirge zutrifft und erhielt sogar Antwort.
„die
wege sollten natürlich nicht zu weit sein. Was der
Innenminister
erwähnte war ein Beispiel. Sicher geht auch ihr Vorschlag.
Aber als
Zittauer in die Dresdener Heide würde nicht funktionieren.“
Das
reicht mir, auf geht es an einem herrlichen Frühlingstag. Von
Herrenwalde wandern wir stetig an der Lehne des Weberberges
bergan,
über den Heideweg hinauf auf den Kamm und weiter zur Lausche.
Auf
dem Gipfel des Berges kein Mensch, pralle Sonne, aber keine
Fernsicht. An dieser Stelle sei an Hans
Brussig erinnert, der in seinem Buch „Grenzlandfahrten“ eine
Liebeserklärung an seinen Hausberg vorträgt:
„Sei
mir gegrüßt, mein Berg! Hab wohl ein gutes Recht, sie so zu
nennen,
die liebe, schöngeformte Lausche! Sie ragt hinein in die
Träume
meiner Kindheit; denn in unser Fenster grüßte sie, blau und
schön,
wohl erhaben über den stinkenden Qualm der Fabriken, im Winter
glänzend weiß, im Frühjahr blau und weiß, auf den beiden
Lauschewiesen ihr Hemdlein bleichend. Sie war des lieben
Vaters
ganzer Schwarm; jedem fremden Gast zeigte er sie durchs
Fenster
seiner Studierstube mit wahrem Besitzerstolz: „Mein Berg!“.
Lange, lange konnte er in Musestunden in seinem Stuhl sitzen,
Rauchwolken aus der langen Pfeife blasen und seine verehrte
Lausche
anhimmeln; er war sichtlich in sie verliebt! … Und zu jeder
Jahreszeit war die Lausche schön! Im zeitigen Frühling:
Drunten der
Lenz, droben der scheidende Winter mit seiner ganzen
Höhenklarheit,
im Mai das Buchengrün, zart, golden, die sonnenleuchtende
Bergwohlverleihwiese; im Sommer die Bergfrische über der
brütenden
Hitze des Tales oder des Gewitters Majestät, in der Höhe
tausendmal
herrlicher als im Tal, im Herbst Farbenlust am Tag,
Sternengefunkel
in der Nacht, im Winter schweigender Märchenglanz von Rauhreif
und
Schnee beim Aufstieg; jauchzende Schlittenlust bei der
Talfahrt.
Herrlich, herrlich, herrlich, oft zum Schreien schön!“
Nach
kurzem Abstecher auf den Kleinen Lauschegipfel geht es weiter
über
Hubertusbaude und Rübezahlbaude (alle geschlossen) zum
Cotta-Weg.
Der Cotta-Weg führt schön entlang der renaturierten
Lauschemoores
zum Rabenstein. An verschiedenen Stellen bieten sich herrliche
Aussichten zur Lausche. Erwähnenswert ist, dass auf dem
Nachbarfelsen Falkenstein einst eine Baude stand, die in den
50-er
Jahren zerstört und abgetragen wurde. Fundament und Kellerreste
sind noch zu sehen. Nach alten Aufnahmen,
dürfte es die schönste Baude des Zittauer Gebirges gewesen sein.
Hier wurde ein Kulturgut zerstört, welches unter heutigen
Verhältnissen unwiederbringlich ist.
Weiter
folgen wir dem Grenzweg bis Jonsdorf, dann über den
Johannisstein
und die Kammbaude (natürlich geschlossen) hinauf zum Hochwald,
Baude natürlich geschlossen. Auf dem Hochwald sind
wir nicht die
einzigen Wanderer. Es pfeift ein eisiger Ostwind, so dass wir
unterhalb der Aussichtsplattform am Fels ein sonniges Plätzchen
für
die Mittagsrast finden. Aus dem Dunst treten
einige
der
geliebten böhmischen Berge hervor. Die
letzten, die wir
heute
noch erkennen,
sind Wilhoscht (Vlhošť),
Ronberg (Ronov)
und Geltsch (Sedlo).
Vom
Gipfel des Hochwaldes bis nach Hartau geht es nun tendenziell
nur
noch bergab. Auf den Wiesen um Lückendorf treffen wir andere
Wanderer, die Leute sind vernünftig. Kurzer Blick noch von der
Fuchskanzel,
dann
beginnt der letzte Abschnitt der langen Tour. Wir erreichen den
Parkplatz am Grenzübergang in Hartau, den Kopf frei, die Seele
entspannt. Der Zustand hält sich nicht lange, denn schon die
Ansagen des
Autoradio rufen den Irrsinn der Gegenwart in uns wach.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
An und auf der Lausche
Der Lausche-Lift an der Hubertusbaude - Landschaftsfrevel und Fehlinvestition
Auf dem Cotta-Weg entlang des Lausche-Moores
Der Rabenstein
Der Falkenstein
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Reste der Falkensteinbaude
Schengen wie es leibt und lebt in diesen Zeiten (Grenzweg am Falkenstein)
Der Hochwald rückt ins Blickfeld
Schengen wie es leibt und lebt (Grenzübergang Jonsdorf/Krombach)
Am Johannisstein
Auf dem Hochwald
Auf Lückendorfer Fluren
Triangulierungssäule auf der Fuchskanzel
Fast geschafft
Abendstimmung auf dem Hochwald