Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Vor 10 Jahren begannen wir, uns nach interessanten Wandertrassen im benachbarten Böhmen umzusehen, die sich für Mehrtagestouren eignen. Gern erinnern wir uns an den Kegelweg (Kuželovka), den Rautenweg (Diamantka), den Kammweg (Hřebenovka), den Matoweg (Stezka Josef Matouschek) den Goldenen Burgensteig durch das Böhmische Mittelgebirge (Zlatá stezka Zemí hradů). Alle diese Wege hinterließen großartige Eindrücke von der herrlichen, vielfältigen nordböhmischen Landschaft. Zuletzt wurden wir auf den „Goldenen Steig durch das Böhmische Paradies“ (Zlatá stezka Českého ráje) aufmerksam. Viele Orte, die der Weg durchläuft, kennen wir zwar schon, aber am Stück gelaufen erscheint die Gegend aus einer völlig neuen Perspektive.
Der Goldsteig verbindet bereits viele Jahrzehnte die schönsten und bedeutendsten Plätze des Böhmisches Paradieses. Er windet sich durch die Landschaft von Jung Bunzlau (Mladá Boleslav) aus nach Gitschin (Jičín). Dabei überwindet er Täler, Felsenstädte, Hügel, Bäche, ebenso wie mittelalterliche Burgen und Kiefernwälder. Die Geschichte des Wanderweges reicht in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. In den 30-er Jahren des letzten Jahrhundert begann man, den Weg im touristischen Interesse bekannt zu machen und verknüpfte ihn mit den am Wege liegenden Herbergen und Restaurationen. Nach den Wirren der damaligen Zeit ging das Interesse zunächst verloren, lebt aber in der heutigen Zeit wieder auf. Der Weg ist auf 6 Etappen mit 118 Kilometern konzipiert und schließt die Einladung zu einem Besuch der Prachauer Felsenstadt mit ein. Wir starten in Münchengrätz (Mnichovo Hradiště) und beschränken uns auf 5 Etappen mit einer Gesamtlänge von 95 km. Dabei folgen wir mit einer Ausnahme dem vorgegebenen Weg und ändern auf der letzten Etappe die Route nach eigenen Wünschen. Anstelle des Abstieges nach Gitschin wandern wir vom Berg Tabor zur Kumburg (Kumburk). Wegen der Länge der Etappen und die teils steilen, kraftraubenden Anstiege in die Felsenwelt des Böhmischen Paradieses verzichten wir auf den Besuch von Schlössern, Burgen, Aussichtstürmen etc. - sie sind uns ohnehin schon alle bekannt.
1. Etappe: Münchengrätz – Kost (Podkost) (21 km)
Bei der St. Annen Kapelle in Münchengrätz, in welcher die Gebeine des bis heute in Tschechien hoch geachteten Feldherrn Albrecht v. Wallenstein ihre letzte Ruhe gefunden haben, beginnen wir unsere Reise, nicht ohne einen Blick auf die Wallenstein‘sche Schlossanlage geworfen zu haben. Vom Stadtrand aus folgen wir der roten Markierung durch sommerliche Wiesen bis zur Burg Walletschow (Valečov). Der vorgelagerte Burghof ist erst einmal nicht passierbar, den beansprucht eine private Hochzeitsgesellschaft, die nicht durch Fremdlinge gestört werden möchte. Durch Gestrüpp werden wir zu den Höhlenbehausungen umgeleitet, die bis 1893 noch bewohnt gewesen sein sollen. Unser einziges Interesse für eine Besichtigung gilt den Schergenstübchen (Drábské světničky). Diese alte Burganlage in den Felsen haben wir lange nicht mehr besucht, aber sie ist seit 2021 bis auf weiteres geschlossen. Wie wir hören, sind die Wege und Treppen im Sandstein sowie die Sicherungseinrichtungen soweit geschädigt, dass ein sicherer Aufenthalt auf den Felsen nicht mehr möglich ist. Man denkt derzeit über Sanierungsmaßnahmen nach. Vor 2025 ist an eine Wiedereröffnung derzeit nicht zu denken. Dafür hat ein Stück weiter der Kiosk an der schönen Aussicht geöffnet. Nach einem Starkregen und unsicherer Wetterprognose verlassen wir hier ein einziges mal den Weg und verzichten auf den Ab- und Aufstieg durch die Felsen, der durch den Pschichrasener (Příhrazy) Kessel führt. Im Hotel in Kost (Podkost) haben wir ein Zimmer mit Balkon und Aussicht auf die Burg gebucht.
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